Neu im Amt

Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner im Talk: "Man braucht eine dicke Haut!"

30.03.2025

Am 3. März trat Eva-Maria Holzleitner das Amt als Ministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung an. MADONNA besuchte die 31-jährige SPÖ-Politikerin
in ihrem neuen Büro.

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© Chris Singer
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Den Weltfrauentag 2025 wird sie wohl nie in ihrem Leben vergessen – schließlich wurde die Welserin nur fünf Tage als Bundesministerin angelobt. Mit 31-Jahren ist Eva-Maria Holzleitner zwar die jüngste Frauenministerin aller Zeiten – dass sie jedoch Vollblut-Politikerin und beherzte Feministin ist, bewies sie im Zuge ihrer bisherigen Karriere – als SPÖ-Ortsfrauenvorsitzende in Wels ebenso wie als Bundesfrauen- und stellvertretende Bundesparteivorsitzende. Den Tanz auf dem politischen Parkett beherrscht die Powerlady als perfekt – wie der 3. März dennoch ihr Leben verändert hat, erzählt sie im MADONNA-Gespräch. 

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"Das ist eine Aufgabe mit großer Verantwortung..." 

Mit 31 Jahren Bundesministerin – hätten Sie sich das je erträumt oder zum Ziel gemacht?
Eva-Maria Holzleitner: Nein, absolut nicht. Ich hätte mich auch gar nicht getraut, das zu erträumen. Es ist eine unglaublich große Ehre und ich bin so motiviert. Aber ehrlicherweise kann ich es auch noch nicht ganz realisieren.

Hat man auch Respekt, Angst, Stress...?
Holzleitner: Absolut! Vor allem eine große Demut vor dem Amt und dieser Funktion. Das ist eine Aufgabe mit großer Verantwortung, der man sich bewusst sein und entsprechen muss.

Warum ist es das perfekte Ressort für Sie?
Holzleitner: Ich denke, dass die Themenkombination zwischen Frauen, Wissenschaft und Forschung sehr gut ineinander greift, da beides Zukunftsbereiche sind. Frauenpolitik hängt ja auch stark mit Zahlen, Daten, Fakten zusammen – von der Lohn- und Pensionsschere bis hin zu der Zahl, dass jede dritte Frau in Österreich Gewalt erfährt. Aber die Themen ergänzen sich auch, wenn es um Frauen im hochschulpolitischen Bereich geht. Wir haben beispielsweise immer noch weniger Professorinnen. Es geht also darum, in der Wissenschaft und Forschung genau wie in der Frauenpolitik die Zukunft des Landes mitzugestalten.    

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"Ich sage mit Stolz, dass ich Feministin bin." 

Warum ist es für Sie die richtige Position?
Holzleitner: Die Themenbereiche haben mich immer schon wahnsinnig interessiert. Für Gleichstellung und Frauenpolitik brenne ich – und Wissenschaft und Forschung hat mich auch in den letzten sieben Jahren im Parlament und auch davor bei meinen beruflichen Stationen sehr stark begleitet.

Gleich zu Beginn haben Sie gesagt, dass Sie Feministin sind. Wieso betonen Sie das?
Holzleitner: Für mich ist immer ganz klar gewesen – und ich sage das auch mit Stolz –, dass ich Feministin bin. Denn Feminismus möchte ja nur eines: eine menschliche, gleichberechtigte Zukunft, für Frauen und Männer. Das möchte ich auch jenen klarmachen, die glauben, Feminismus sei irgendwie etwas Böses.   

Warum hat der Begriff Feminismus in den letzten Jahren ein so schlechtes Image bekommen? 
Holzleitner:
Das hat damit zu tun, dass diejenigen, die Frauen nicht alle Chancen zugestehen oder Frauen zurückdrängen wollen, gerne Begrifflichkeiten herauspicken und den wahren Sinn davon verdrehen. Davon sollten wir uns aber keinesfalls beirren lassen.   

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"Es braucht Menschen, die auch mutig sind, junge Personen vorzuschlagen" 

Sie haben in den letzten Jahren immer wieder Kritik an Ihrer Vorgängerin Susanne Raab geübt – wie sieht Ihre erste Bestandsaufnahme der Situation von Frauen in Ihrer neuen Rolle als Ministerin aus?
Holzleitner: Dass es noch viel zu tun gibt! Wir haben eine Pensionsschere zwischen Männern und Frauen von 40 Prozent, Lohnunterschiede sogar schon bei den Lehrlingen. Die Zahl der Gewalttaten an Frauen ist sehr hoch. Also da gibt es noch sehr, sehr viel zu tun! Wir sehen natürlich auch den digitalen Raum, Social Media, wo viel Druck auf junge Frauen ausgeübt wird – mit Körperbildern, Hassbotschaften und Übergrifflichkeiten wie Dickpics. Da kommen also auch viele neue Herausforderungen auf uns zu.

Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis, sodass man Ihnen diese Aufgabe zutraut?
Holzleitner: Mein Erfolgsgeheimnis sind vor allem großartige Menschen, die mich stets unterstützt haben. Das ist ja kein Weg, den man allein beschreitet. Es braucht Menschen, die auch mutig sind, junge Personen vorzuschlagen. Das habe ich in meinem politischen Leben so auch immer erlebt und für dieses Glück bin ich sehr dankbar.   

Was wollen Sie verändern, dass es für Frauen einfacher ist, berufliche Ziele zu erreichen?
Holzleitner: Ich denke, dass Quoten ganz wichtig sind. Das ist ein Punkt, den wir in den SPÖ-Statuten haben – ich würde heute hier nicht sitzen, wenn wir in der SPÖ nicht eine Quotierung unserer politischen Mandate und auch ein Reißverschlusssystem etabliert hätten. Diese Quotenregelung empfinde ich als etwas sehr Wichtiges und da gibt uns die EU ja auch schon einiges vor mit der „Women On Boards“-Richtlinie. Damit kann man auch Männer-Netzwerke, die man ja nicht wegleugnen kann, durchaus durchbrechen. 

Es geht nun auch darum, mehr Budget für Kinderbetreuungsplätze, Gewaltprävention etc. zu investieren. Wie kann man in Krisen- und Kriegszeiten den Fokus auch auf diese wichtigen Themen lenken?
Holzleitner: Wir sprechen bei Frauen von mehr als der Hälfte der Bevölkerung. Und ich bin froh, dass ich in der Bundesregierung als Frauenministerin nicht alleine bin, sondern viele Bündnispartnerinnen in der Regierung habe, die sich in ihren Bereichen genauso für Frauen einsetzen und Maßnahmen setzen. Wenn ich etwa an Anna Sporrer denke, der als Justizministerin Gewaltschutz ein wichtiges Anliegen ist, oder Beate Meinl-Reisinger, die sich auch im außenpolitischen Bereich feministisch einsetzt, dann weiß ich, ich bin nicht alleine. Wir werden alles daran setzen, in allen Ressorts für Frauen das Beste herauszuholen.

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"Hasswellen lassen einen natürlich nicht kalt."

Stichwort Femizide – jüngst wurde wieder eine Frau von ihrem Mann getötet. Wie wollen Sie die Präventionsarbeit verbessern?Holzleitner: Mein Mitgefühl liegt ganz bei der Familie und den Angehörigen der getöteten Frau. Ganz wichtig ist mir hier die rasche Erarbeitung und Umsetzung des Nationalen Aktionsplans gegen Gewalt an Frauen. Das heißt, jedes Ministerium ist zuständig, im eigenen Bereich den Gewaltschutz zu verbessern. Wir müssen auch bei der Prävention beginnen – und schon in Kindergärten, Schulen und Bildungseinrichtungen die Konfliktprävention so verankern, dass es gar nicht zu Gewaltspiralen kommt. In der Prävention besser zu werden, ist mein großes Ziel. Wir haben außerdem klar festgelegt, dass es eine Fußfessel geben soll für Hochrisikotäter. Das unterstützt einerseits die Polizei bestmöglich in der Kontrolle von Gewalttätern und hilft auch dem Opfer. Jede, in den meisten Fällen die Frau, soll sich auch sicher fühlen können, wenn sie von Gewalt betroffen ist. Andere Länder haben diesbezüglich schon gut vorgearbeitet. 

Zurück zu Ihnen persönlich: Wie bereitet man sich auf diese Position vor?
Holzleitner: Worauf man sich vorbereiten muss, ist, dass man eine dicke Haut braucht. (lacht) Gleichzeitig kann man sich darauf aber auch niemals so vorbereiten, wie es in manchen Situationen notwendig ist. Hasswellen, die einem manchmal entgegenschlagen, lassen einen natürlich nicht kalt. Ich finde, man kann trefflich über Inhaltliches streiten und ich diskutiere auch gerne – das darf auch mal emotional sein –, aber Menschen auf persönlicher Ebene zu beleidigen, finde ich nicht okay. Das hat mir meine Mutter nicht mitgegeben, dass man sich so verhält.

Ihre Familie muss ja unglaublich stolz auf Sie sein – oder bestehen hier auch Ängste, dass Sie damit in einen gewissen Fokus rücken, der durchaus unangenehm sein kann?
Holzleitner: Meine Familie ist extrem stolz und die können das auch noch gar nicht glauben. Ich habe hier alle Unterstützung erfahren, die man sich wünscht – auch was zeitliche Einschränkungen betrifft. Aber natürlich wird, auch wenn es nicht so thematisiert wird, die ein oder andere Sorge mitschwingen.

Wie wichtig ist Disziplin für so eine Karriere?
Holzleitner: Wohl oder übel sehr wichtig. Zeitliche Disziplin, aber auch dahingehend, dass man einfach eine öffentliche Person ist und immer darauf schauen muss, dass das eigene Auftreten die Visitenkarte der eigenen Arbeit ist.

Wann sind Sie ganz Sie selbst?
Holzleitner: Unter der Dusche, wenn ich zu einem Lied laut mitsinge. (lacht)

Über Ihr Privatleben weiß man recht wenig – soll Ihre Beziehung privat bleiben?

Holzleitner: Ich habe einen Lebensgefährten, aber wir halten das bewusst privat, weil wir ohnehin so wenig Zeit zusammen haben. Die Zeit, die wir haben, wollen wir dann auch wirklich zu zweit nutzen.

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