Trennungs-Coach

Wenn die Liebe am Ende ist: Diese Frau verrät, wie man richtig Schluss macht

16.08.2025

Die Urlaubszeit stellt Beziehungen auf den Prüfstand, am Ende steht sogar nur noch eine Trennung
im Raum. Trennungsexpertin Sabine Buiten begleitet Frauen im Umbruch und verrät hier, wie ein Neuanfang gut gelingt.

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Sommer – die Zeit, in der alles leicht sein soll. Und dann bricht es plötzlich auf: Konflikte, Zweifel, Schweigen.
Statistisch gesehen häufen sich Trennungen rund um den Sommer und die Weihnachtszeit. Warum? Weil das, was im Alltag untergeht, in der Hitze oder auf Familienfeiern überdeutlich wird. Was vorher „irgendwie ging“, geht plötzlich gar nicht mehr. Viele Frauen stehen dann an einem Punkt, an dem sie nicht mehr wissen: Bleiben oder gehen? Kämpfen oder loslassen? Nicht jede Entscheidung fällt leicht. Und kaum jemand findet sofort einen klaren Gedanken zwischen all dem Wirrwarr.

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Auch wenn es schwierig ist... 

Die psychosoziale Beraterin und systemische Coachin Sabine Buiten hat sich auf Trennungen spezialisiert – und begleitet Frauen, die sich neu sortieren wollen. Für MADONNA hat die Expertin einen Guide zusammengefasst: „Wie du dich nicht verlierst, sondern wieder findest, auch wenn‘s schwierig ist.“  

Bleiben oder gehen?

Die Phase, in der du alles hinterfragst und noch keine Antwort hast. Vielleicht wachst du auf und denkst: War’s das jetzt? Oder du spielst den Gedanken an eine Trennung immer wieder durch – heimlich, mit schlechtem Gewissen. Und trotzdem bleibst du. Aus Hoffnung. Oder Angst. Oder weil du nicht weißt, wie du das alles schaffen sollst.

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Du musst jetzt noch nichts endgültig entscheiden. Aber du darfst beginnen, ehrlich mit dir zu sein. Das Gefühl, zwischen den Welten zu schweben, ist zermürbend. Du hast keine fertige Lösung, nur viele Fragen und ein brennendes Gefühl, dass „so wie es ist“ nicht weitergeht. Es kann sein, dass dich Kleinigkeiten plötzlich wahnsinnig machen, dass du dich leer fühlst oder gereizt und dich gleichzeitig fragst, ob du übertreibst. Nein, tust du nicht. Das ist dein Inneres, das dir Zeichen gibt.

Hier ist deine Aufgabe:

Beginne, dir selbst wieder zuzuhören – ganz ohne das ewige Kopfkino und die vielen „Sollte ich?“-Fragen. Erlaube dir, dich ehrlich zu fragen: Was fühlt sich wirklich stimmig an? Was ist nur Angst vor Veränderung oder die Sehnsucht nach Vertrautem?

Was dir jetzt hilft:

  1. Schreib dir alles von der Seele – ohne Filter, ohne Bewertung.
  2. Sprich mit jemandem, der dich nicht kleinredet oder zurück ins Aushalten schubst, sondern dich hält.
  3. Erkenne: Diese Unklarheit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein notwendiger Prozess für deinen Neubeginn.  

Mittendrin im Chaos?

Wenn die Entscheidung gefallen ist, aber nichts ist stabil. Du hast dich getrennt. Oder wurdest verlassen. Jetzt wackelt alles: Gefühle, Alltag, Identität. Vielleicht willst du alles rückgängig machen oder fühlst dich einfach nur überfordert. Du hast das Gefühl, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben – als würdest du auf dünnem Eis laufen.

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Wenn gerade alles unsicher erscheint, heißt das nicht, dass du gescheitert bist, sondern dass sich etwas in Bewegung setzt. Du lässt Altes los, aber das Neue ist noch nicht da. Das ist der Teil, den viele unterschätzen: Es fühlt sich chaotisch an, bevor es klar wird. Es gibt Tage, da wirst du zweifeln, wütend sein, weinen – und trotzdem bist du mittendrin in deiner Veränderung.
Jetzt geht’s ums Durchhalten und ums Dranbleiben. Schritt für Schritt, auch wenn’s nur Minischritte sind.

Deine Aufgabe:

Nicht stehen bleiben, sondern den nächsten Mini-Schritt gehen.

Was dir jetzt hilft:

  1. Halte dich an kleinen Routinen fest – sie geben dir Stabilität.
  2. Hol dir Unterstützung – emotional, praktisch und (wenn nötig) rechtlich.
  3. Steh zu deinen Bedürfnissen – sie sind nicht verhandelbar.  

Ich. Ohne das Alte?

Wenn du zurück zu dir findest – Stück für Stück. Du hast das Gröbste hinter dir: Trennung, Umzug, Sorgerecht, Alltag neu sortiert. Und trotzdem fühlst du dich noch nicht angekommen. Vielleicht hast du das Gefühl, auf einer leeren Bühne zu stehen – ohne Requisiten, ohne Skript. Diese Phase ist kein Endpunkt, sondern dein Neubeginn.

Jetzt darfst du herausfinden, wer du wirklich bist, ohne alte Rollen, ohne Masken. Nicht um zu gefallen. Sondern um du selbst zu sein. Das kann aufregend sein, aber auch Angst machen, weil du vieles neu erfinden musst. Du wirst merken: Manche Dinge passen nicht mehr zu dir und das ist gut so. Andere entdeckst du erst jetzt für dich. Hier geht’s nicht darum, „wieder die Alte zu werden“, sondern eine Version von dir, die freier, klarer und mutiger ist.

Was dir jetzt hilft

  1. Tu Dinge, die du früher nie gemacht hast – für dich.
  2. Pflege Beziehungen, bei denen du dich nicht verstellen musst.
  3. Erlaub dir, dich neu zu erfinden – auf deine Art.

Bleib dran – auch wenn es schwerfällt. Veränderung braucht Zeit und Geduld. Es ist ok, wenn nicht alles sofort klar ist oder du dich manchmal verloren fühlst. Du bist genau dort, wo du sein musst: im Prozess, auf dem Weg zu dir selbst. Gib dir Raum für Zweifel, für Schmerz – aber vergiss nie: Du findest zurück zu dir. Schritt für Schritt, Tag für Tag. Denn genau in dieser Zeit wächst deine Stärke. „Du musst nicht warten, bis es ‚perfekt‘ passt. Der perfekte Moment kommt selten – aber der erste Schritt kann heute sein. Deine Zukunft wird nicht von alleine heller. Du bist die, die den Schalter umlegt.“  

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10 Tipps für die 
Trennungszeit

1. Warte nicht auf den perfekten Moment. Es gibt ihn nicht. Es gibt nur deinen inneren Zeitpunkt und der zählt.
2. Hol dir Unterstützung. Du musst da nicht allein durch. Such dir ein ehrliches, stabiles Gegenüber: Coachin, Freundin oder ein anderes Netzwerk.
3. Frag dich: Wer will ich wirklich sein – gerade jetzt, in dieser Krise? Trennungen sind nicht nur Ende, sondern auch Anfang für dein neues Ich.
4. Verhandle nicht mit Schuldgefühlen. Du darfst dich entscheiden, selbst wenn andere es nicht verstehen.
5. Reframe das Ganze. Vielleicht ist es kein „Scheitern“, sondern dein mutiger Schritt, neu anzufangen.
6. Sorge für deine Finanzen. Schon ein kleiner Puffer gibt dir mehr Unabhängigkeit.
7. Sprich offen mit deiner Chefin/deinem Chef. Oft sind flexible Lösungen möglich, wenn du sie ansprichst.
8. Sortiere dein Umfeld. Wer stärkt dich? Wer zieht dich runter?
9. Tu deinem Körper Gutes: mit kleinen Ritualen, Bewegung, Essen, das dich nährt. Er trägt dich da durch und du brauchst Kraft für deinen Neuanfang.
10. Vertrau dir selbst. Du hast mehr Kraft, als du glaubst. Immer. 

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Selbstermächtigungs-Komplizin Sabine Buiten im Interview: 

Sie haben sich auf das Thema Trennung spezialisiert. Wie kam es dazu?
Sabine Buiten: Dass Trennung zu meinem Thema wurde, war kein strategischer Plan. Es hat sich entwickelt – aus dem, was meine Klientinnen mitbringen und aus dem, was mein eigenes Leben geprägt hat. In meinen Begleitungen wurde immer deutlicher: Trennung ist mehr als das Ende einer Beziehung. Es ist ein Umbruch, der alles infrage stellt – Rollenbilder, Selbstwert, Identität. Und ja, auch ich bin durch eine Trennung gegangen, die mich gezwungen hat, genau da hinzuschauen: auf mein Leben, meine Entscheidungen, meine Selbstachtung. Heute unterstütze ich Frauen genau dabei, nämlich wieder in ihre Kraft zu kommen, sich selbst zu ermächtigen und ein Leben zu führen, das sie wirklich glücklich macht.

Wie haben Sie es geschafft, sich aus Ihrer toxischen Beziehung zu lösen – und was war das Schwierigste daran?
Buiten: Ich habe es mir lange selbst nicht geglaubt. Ich dachte, ich übertreibe und dass ich einfach nur sensibel bin. Das Schwierigste war nicht das Gehen, sondern die Entscheidung, dass mein Gefühl reicht. Dass es nicht erst noch schlimmer werden muss, bevor ich handeln darf. Keine Vorbilder, finanzielle Abhängigkeit, die Sozialisierung und die Sorge, die Familie zu zerstören – all das belastete mich sehr. Mir war außerdem sehr bewusst, dass mein Schritt auch für meine kleine Tochter eine Weichenstellung bedeutet, die ihr Leben mitprägt. Doch irgendwann war mir klar: Ich gehe nicht kaputt, weil ich gehe. Ich gehe kaputt, wenn ich bleibe. Ich habe mir Unterstützung geholt, Informationen gesammelt, neue berufliche Weichen gestellt, Freundschaften neu definiert und ich bin gegangen, bevor ich mich selbst ganz verloren hätte.

Ab welchem Zeitpunkt ist eine Beziehung nicht mehr zu retten?
Buiten: Wenn du ständig gegen dich arbeitest, dich verstellst, dich anpasst, zurücksteckst und beschwichtigst und langsam aber sicher nicht mehr du selbst bist. Wenn Zweisamkeit zur Einsamkeit wird, weil Nähe sich wie ein Gefängnis anfühlt. Wenn ihr nicht miteinander redet, sondern nur noch aneinander vorbeiredet oder jedes Gespräch in Streit und Vorwürfen endet. Wenn du mehr Energie ins Aushalten steckst als ins Leben. Wenn dein Partner oder deine Partnerin deine Gefühle nicht ernst nimmt oder deine Bedürfnisse dauerhaft ignoriert. Wenn Respekt und Wertschätzung fehlen und du dich nicht gesehen fühlst. Dann ist das kein bloßes Beziehungstief mehr. Dann bist du am Punkt, an dem du gehen darfst – nicht aus Trotz, sondern aus Selbstachtung und Würde. Klare „Red Flags“ sind Gewalt jeglicher Art oder andere Formen von Machtmissbrauch. Da ist der Zeitpunkt zu gehen nicht erst zu diskutieren, der ist dann längst überfällig.

Das große Aber – Kinder, finanzielle Abhängigkeit, etc. – steht vielen im Weg. Wie entgegnen Sie diesem Aber?
Buiten: Ich nehme dieses „Aber“ sehr ernst. Es ist real: emotional, existenziell, manchmal auch bedrohlich. Ich kenne es aus eigener Erfahrung. Und genau deshalb rede ich nichts schön. Gleichzeitig sage ich: Kein Kind profitiert davon, wenn seine Mutter dauerhaft unglücklich, erschöpft oder innerlich verschwunden ist. Kinder brauchen kein scheinbar perfektes Familienbild – sie brauchen echte, lebendige, präsente Bezugspersonen. Und eine Mutter, die gut für sich sorgt, sorgt auch besser für ihr Kind. Und finanzielle Abhängigkeit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von einem System, das Frauen noch immer ausbremst. Ich arbeite mit Frauen daran, nicht blind zu springen, sondern Schritt für Schritt ins Tun zu kommen: mit Planung, Rücklagen, und guter Unterstützung. Es geht nicht um „einfach gehen“. Es geht um: „Ich darf mich entscheiden. Und ich darf mich vorbereiten.“ Das große „Aber“ ist da – ja. Aber es darf nicht das letzte Wort haben.

Stichwort: Singles auf Reisen. Wie kann man auch allein vollends glücklich durch die Welt gehen und auch Urlaub machen?
Buiten: Indem du dir erlaubst, dein eigener Lieblingsmensch zu sein. Viele Frauen haben verlernt, mit sich allein zu sein – nicht, weil sie es nicht können, sondern weil sie es nie wirklich gelernt haben. Allein zu reisen ist eine Einladung: an dich selbst. Du darfst entdecken, was dich nährt, was dich begeistert, was dich langweilt – ohne Kompromiss. Fang einmal klein an – mit einem Tagesausflug, einem Wochenende oder einer kurzen Reise. Vielleicht fühlst du dich am Anfang einsam. Aber das ist kein Zeichen von „falsch“, sondern ein Zeichen von Wachstum. Wer weiß, vielleicht verliebst du dich am Ende ins Alleinreisen.  

Wie schafft man es, trotz Trennung nicht den Glauben an die Liebe zu verlieren – jedoch ohne sich dabei erneut selbst zu verlieren?

Buiten: Indem man die Liebe nicht romantisiert, sondern ehrlich reflektiert. Liebe an sich ist nicht schuld. Es sind die ungesunden Muster, das Aufgeben von sich selbst und die emotionale Abhängigkeit, die Schwierigkeiten machen. Viele Frauen wachsen in einer Sozialisation auf, die sie lehrt, sich über die Beziehung zu definieren – oft auf Kosten der eigenen Bedürfnisse. Nach einer Trennung ist es deshalb essenziell, erst einmal die Beziehung zu sich selbst zu stärken. Wer sich selbst kennt, sich ernst nimmt und gut für sich sorgt, trifft künftig andere Entscheidungen. Dann wird Liebe keine Selbstaufgabe mehr, sondern eine Ergänzung. Kein Rettungsanker, sondern Begegnung auf Augenhöhe.

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