Nachhaltig geht anders

Die bittere Wahrheit hinter der süßen Schokolade

21.04.2021

Kinderarbeit, Armut und Regenwaldrodung sind die Folgen des internationalen Wettbewerbs der Schokoladenproduzenten. 

Zur Vollversion des Artikels
© Pixabay.com / David Greenwood-Haigh
Zur Vollversion des Artikels

Der wohl wichtigste Bestandteil der Schokolade ist die Kakaobohne. Hier beginnt die Reise der Schokolade. Aber auch die der Problematik.

Einige interessante Fakten über Kakao vorweg:

  • Der Kakaobaum stammt ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika, wird aber inzwischen größtenteils in Afrika angebaut.
  • Kakao enthält die Botenstoffe Serotonin und Dopamin. Diese sorgen bei uns für eine bessere Stimmung.
  • In Kakao sind viele Antioxidantien enthalten. Sie tragen zu einem besseren Hautbild bei und beugen Pickel und Falten vor.
  • Weltweit werden jährlich 4 Millionen Tonnen Kakao produziert.

Wo und wie wird Kakao produziert

© GettyImages

 

Der Kakaobaum ist eine tropische Pflanze und wird heutzutage hauptsächlich in Afrika kultiviert. Genauer gesagt in Westafrika, wo die Elfenbeinküste und Ghana die Hauptanbauländer sind. Weltweit leben über 5 Millionen Menschen vom Kakaoanbau. In Afrika leben meist Kleinbauern vom Kakao und bewirtschaften in der Regel kleine Anbauflächen von 2 bis 7 Hektar. Diese kleinen Anbauflächen müssen in der Regel 5 bis 8 Köpfe einer Bauernfamilie ernähren.

Nachdem die Früchte des Kakaobaums (die Kakaoschoten) gereift sind, werden diese meist mit einer Machete ab- und aufgeschlagen, worin sich die noch weißen Kakaobohnen in einer süßen, klebrigen Masse
(die Fruchtpulpe) befinden. Nachdem die Bohnen per Hand von der Pulpe gelöst wurden, werden diese in abgedeckte Kisten gegeben. Hierbei entstehen Temperaturen von 40 bis 50 Grad, der Fermentationsprozess beginnt und die Kakaobohnen bilden den gewollten aromatischen Geschmack. Damit die Bohnen nicht anfangen zu schimmeln, werden diese im Anschluss an die Fermentation in der Sonne getrocknet. Im nächsten Schritt werden die Bohnen meist nach Europa oder in die USA exportiert, wo diese gereinigt, geröstet und gemahlen werden. Die damit gewonnene Kakaomasse kann nun wiederum zu Kakaobutter weiterverarbeitet werden. Im letzten Schritt werden die neugewonnene Kakaomasse und die Butter an die großen Schokoladenhersteller geliefert.

Das sind die Top 3 der größten Schokoladenhersteller (nach Umsatz):

  1. Mars mit einem jährlichen Umsatz von 9,8 Milliarden Dollar
  2. Mondelez mit einem jährlichen Umsatz von 9,6 Milliarden Dollar
  3. Nestlé mit einem jährlichen Umsatz von 8,4 Milliarden Dollar


Die Problematik des Kakaoanbaus

1. Bittere Armut

Der Weltmarktpreis für Kakao ist so niedrig, dass die meisten afrikanischen Kakaobauern in bitterer Armut leben. Derzeit
(Stand: 06.04.2021) liegt der Weltmarktpreis für die Tonne Kakao bei 2.371,85 US-Dollar. Im Vergleich: In den 1980er Jahren lag der Weltmarktpreis für Kakao bei über 5.000 US-Dollar. Seitdem hat sich viel verändert. Die Bauern verdienen heutzutage im Schnitt weniger als einen halben Euro pro Kopf am Tag und leben somit unter der Armutsgrenze. So verdient ein Kakaobauer in der Elfenbeinküste durchschnittlich 196 US-Dollar pro Monat. Ein existenzsicherndes Einkommen, also ein Einkommen, das die Grundbedürfnisse deckt, läge aber bei 543 US-Dollar. Etwas “besser“ sieht die Situation bei Bauern in Ghana aus. Durchschnittlich verdienen sie 191 US-Dollar pro Monat. Es wäre aber doppelt so viel nötig, um ihre Existenz zu sichern. Einhergehend mit dieser Einkommensknappheit ist der Investitionsmangel auf den Kakaoplantagen. Die Bauern haben beispielsweise keine Möglichkeit in ökologischere Anbaumethoden zu investieren.

2. Kinder- und Sklavenarbeit

© GettyImages

Der Kakaobaum ist eine sehr sensible Pflanze und trägt das ganze Jahr über Früchte. Um die Kakaobohnen ernten zu können, ist viel Handarbeit nötig, denn die meisten Modernisierungstechniken bei der Kultivierung von Kakao sind gescheitert. Dementsprechend sind Kakaobäume sehr arbeitsintensiv. Aufgrund des geringen Einkommens der Kakaobauern, können sie sich oftmals keine Erntehelfer leisten. Die Lösung: die eigenen Kinder helfen mit auf den Plantagen. Statt die Schule zu besuchen, müssen die Kinder Macheten schwingen, schwere Kakaosäcke schleppen und giftige Pestizide sprühen. Schlimmer trifft es familienfremde Kinder. Sie werden aus den benachbarten Ländern, zum Beispiel aus Burkina Faso, in die Hauptanbauländer verschleppt und müssen dort unentgeltlich arbeiten, werden gedemütigt und teilweise geschlagen. Neben gesundheitlichen Schäden durch die Arbeit, erleiden viele Kinder auch psychische Schäden und müssen jahrelang von ihren Familien getrennt leben.

3. Umweltschäden

© GettyImages

Nicht nur Kaffee, Soja und Palmöl sorgen dafür, dass der Regenwald von Jahr zu Jahr schrumpft. Auch unsere geliebte Schokolade trägt Mitverantwortung an der Regenwaldrodung. So wurden in der Elfenbeinküste in einigen Regionen 90 Prozent der Wälder abgeholzt, um Kakao-Monokulturen hochzuzüchten. Tatsächlich schrumpft der Regenwald nirgendwo auf der Welt schneller als in der Elfenbeinküste. Darüber hinaus ist der Wasserverbrauch durch die Kakaoproduktion enorm hoch. Für eine klassische 100g Schokoladentafel werden durchschnittlich 1.700 Liter Wasser benötigt. Auch die CO2-Bilanz zeigt kein besseres Bild: Ein Kilo Kakaomasse verursacht einen CO2-Ausstoß von durchschnittlich 3,5 kg. Zum Vergleich: Kaffee verursacht pro Kilo 0,6 kg CO2.

Die vermeintliche Lösung

Aufgrund der oben dargestellten Problematik hat nachhaltige Schokolade in den vergangenen 2 Jahrzehnten an Bekanntheit gewonnen. Gemeint ist Schokolade, die mit einem Fairtrade-Siegel gekennzeichnet ist. Dabei handelt es sich um ein Sozialsiegel, das den Kakaobauern trotz eines stark schwankenden Weltmarktpreises einen fixen Kakaopreis garantiert sowie eine Prämie für gemeinschaftliche Sozialprojekte zahlt. Des Weiteren schreibt das Fairtrade-Siegel weitere Voraussetzungen vor. Zwangsarbeit und Kinderarbeit sind beispielsweise gänzlich verboten. Auch die Verwendung bestimmter Pestizide und die Waldrodung sind verboten. Trotz solcher Bemühungen und anderer Nachhaltigkeitssiegeln (z.B. UTZ & Rainforest Alliance) hat nachhaltige Schokolade ihr oberstes Ziel, nämlich bessere sozialen Bedingungen zu schaffen, noch nicht erreicht. Der garantierte Preis von Fairtrade liegt meist nur leicht über dem Weltmarktpreis, sodass die Bauern oftmals nicht wirklich von einer Kooperation profitieren können.

Was können wir Konsumenten tun?

Wenn wir gänzlich auf Schokolade verzichten würden, würde das das Ende vieler Kakaobauern bedeuten. Auch wenn Fairtrade-Schokolade noch in der Kritik steht, so ist sie dennoch besser als konventionelle Schokolade und daher zu bevorzugen. 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel