Hobby Kreuzworträtsel - bleibt das Gehirn fitter?
20.10.2022Kreuzworträtsel und Knobelaufgaben wurden lange als Vorbeugung gegen Demenz empfohlen. Als Studien zeigten, dass das sogenannte Gehirnjogging keine nennenswerten Effekte gegen die Vergesslichkeit im Alter habe, änderte sich das schnell.
Aber ganz so einfach scheint es nicht zu sein - neuere Studien legen nahe, dass Kreuzworträtsel durchaus die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern können.
Gehirnjogging - alles Unfug?
Als Gehirnjogging werden verschiedene Knobelaufgaben und Rätsel bezeichnet, die den Kopf anstrengen und seine Leistungsfähigkeit verbessern sollen. Wie der Name bereits nahelegt, steht dahinter der folgende Gedanke: Die Muskeln des Körpers können trainiert werden. Mit stetiger sportlicher Betätigung wachsen sie und verbessern die Fitness und das allgemeine Wohlbefinden. Genauso soll auch das Gehirn trainiert werden können. Wird es nicht regelmäßig gefordert, soll nach dieser Theorie seine Leistungsfähigkeit abnehmen. Wie ein geschwächter Muskel könne es dann keine Hochleistungen mehr vollbringen. Insbesondere im Alter, wenn die kognitiven Fähigkeiten ohnehin oft abnehmen, sei deshalb das regelmäßige Training mit Kreuzworträtseln und Knobelspielen unerlässlich.
Diese Theorie ist zunehmend in Verruf geraten, als Kritiker nahelegten, dass ein Gehirn gerade nicht trainiert werden müsse - oder könne. Es werde im durchschnittlichen Alltag genug gefordert, weshalb darüberhinausgehende Anstrengungen nicht notwendig seien. Daraufhin sind immer mehr Menschen von Gehirnjogging abgerückt.
Neuere Studien bestätigen positive Effekte
Eine neue Untersuchung zeigt allerdings, dass Kreuzworträtsel Hilfe bei der Vorbeugung von Demenz-Erkrankungen leisten und so die altersbedingte Vergesslichkeit durchaus verbessern können. Ein Team um Keith Wesnes der University of Exeter hat die kognitive Leistungsfähigkeit und ihren Zusammenhang mit dem Lösen von Kreuzworträtseln untersucht. Dafür wurden die Teilnehmer gefragt, wie oft sie Kreuzworträtsel oder ähnliche Rätsel in ihrem Alltag lösen.
An der Befragung nahmen 17.000 gesunde Menschen teil, die 50 Jahre alt oder älter waren. Nachdem sie Fragen zu ihrem Rätselverhalten im Alltag beantwortet hatten, wurden sie gebeten, online verschiedene Aufgaben zu lösen. Die Ergebnisse zeigten: Die Probanden, die regelmäßig Gehirnjogging machten, schnitten besser ab.
Wesnes und sein Team konnten eine direkte Verbindung zwischen den durchweg besseren Ergebnissen und dem regelmäßigen Rätseln feststellen. Die Leistungsfähigkeit schien mit einer steigenden Häufigkeit sogar umso besser zu sein. Das Gehirnalter der getesteten Rätselfans war dabei im Durchschnitt um mehrere Jahre jünger als das der Teilnehmer, die in ihrem Alltag keine Rätsel lösten.
Lohnen sich Kreuzworträtsel also doch?
Ob sich Kreuzworträtsel als Hilfe gegen Demenz eignen, ist nach wie vor nicht ganz geklärt. Obwohl die Studie von Wesnes dies nahelegt, gibt es noch immer zahlreiche Studien, die das Gegenteil nachweisen wollen. Nicht berücksichtigt werden zudem auch andere mögliche Zusammenhänge: Zeigen Rätselfans eine bessere kognitive Leistungsfähigkeit, kann dies auch auf den Rückschluss hindeuten, dass Menschen mit einer höheren Gehirnleistung gerne Kreuzworträtsel lösen.
Gehirnjogging schadet der geistigen Kapazität jedenfalls nicht und sollte allein schon dann beibehalten werden, wenn es Spaß macht. Darüber hinaus können eine gesunde Ernährung und ein aktiver und ausgewogener Lebensstil die Gesundheit des Gehirns fördern. Dass eine regelmäßige sportliche Betätigung die kognitive Leistungsfähigkeit fördert, ist mittlerweile nachgewiesen. Dabei muss es nicht unbedingt das Fitnessstudio sein. Jede Form der Bewegung leistet ihren Beitrag zu einem gesunden Gehirn - so zum Beispiel Schwimmen, Tanzen oder sogar lange Spaziergänge.
Schließlich konnten Studien zeigen, dass auch soziale Kontakte das Gehirn fit halten. Wer sich also regelmäßig mit Freunden zum gemeinsamen Rätseln trifft, schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Übrigens: Wer einmal Hilfe bei Kreuzworträtseln benötigt, findet im Internet einige Anbieter.