Flüchtlingskrise

Alarm: Babys sterben wegen Kälte

29.10.2015

Nachtfrost und langes Warten im Freien wird zur Gefahr für Flüchtlinge an Grenzen.

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© APA/ERWIN SCHERIAU
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„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das erste Baby hier erfriert.“ So drastisch warnen die Behörden im bayrischen Passau vor ersten Kälte-Toten unter den Tausenden Flüchtlingen, die täglich an den Grenzen warten. Eine Angst, die man in Österreich teilt.

„Tagsüber ist es ja erträglich, aber nachts warten die Menschen draußen stundenlang bei zwei, drei Grad“, schildert Stefan Neubauer vom Roten Kreuz die Lage an den vielen Grenzübergängen zwischen Oberösterreich und Bayern. Über 4.000 Menschen wurden auch gestern dort erwartet. Die meisten kommen mit Bussen direkt aus Spielfeld (s. rechts).

OÖ: Kapazitäten in Not-Quartieren immer knapper
Hilfsorganisationen versorgen die Flüchtlinge vor der deutschen Grenze mit Tee, Suppe und Decken. Nur so ist die stundenlange Wartezeit zu ertragen. Ein plötzlicher Wintereinbruch oder geringere Flüchtlingsaufnahme durch Deutschland könnte aber zur Katastrophe führen.

„Es ist ein Kampf gegen die Kälte. Wir tun alles ­Menschenmögliche, damit nichts dergleichen passiert“, sagt Neubauer. Doch dieser Kampf ist hart: Zwei der sechs Notquartiere in Oberösterreich mussten jetzt schließen, weil sie nicht winterfest sind. Die Organisation wünscht sich beheizte Zelte nahe der Grenze, um das Schlimmste zu verhindern.

Es ist aber auch ein Kampf gegen die Unvernunft: In Spielfeld harrten in der Nacht auf Donnerstag 300 Menschen im Freien aus. Sie hatten Angst, ihre Position beim Warten auf den nächsten Bus zu verlieren. „Mit Dolmetschern haben wir sie zu überreden versucht, ins Warme zu kommen. Aber wir können sie nicht zwingen“, erklärt Polizeisprecher Fritz Grundnig ÖSTERREICH. Laut Rotem Kreuz waren auch Familien mit Kindern unter den 300.

Spielfeld: 300 Flüchtlinge freiwillig in der Kälte
„Bei diesen Menschenmassen ist gar nichts auszuschließen, weder Kältetote noch eine Massenpanik. Man muss auf Holz klopfen, dass bis jetzt alles so gut gegangen ist“, sagt der steirische Rotkreuz-Sprecher August Bäck. Doch die Aufgabe wird nicht kleiner: Gestern Mittag warteten 3.500 Menschen in Spielfeld auf Busse, 4.000 befanden sich noch auf slowenischer Seite.
 

oe24 berichtete auch heute wieder LIVE über die aktuellen Ereignisse. Hier der Live Ticker zum Nachlesen.

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