Mordfall Kührer

Julia: 
Start zum Prozess
 des Jahres

09.09.2013

Live-Berichte aus dem Saal verboten: Zeugen sollen nicht beeinflusst werden.

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© TZ ÖSTERREICH/Kronsteiner, privat
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Startschuss für den spannendsten Prozess des Jahres: Um 9 Uhr wird der Angeklagte Michael K. (51) in Handschellen, von fünf Justizwachebeamten bewacht aus der U-Haft in den Verhandlungssaal 16 geführt. Er soll der Mörder von Julia Kührer sein – es gilt die Unschuldsvermutung. Die Schülerin war 2006 spurlos verschwunden, fünf Jahre später tauchte ihr verkohltes Skelett auf dem Anwesen des 51-Jährigen auf. Eingewickelt in eine Decke, auf der seine DNA-Spuren nachgewiesen werden konnten. Der Andrang von Journalisten, Fotografen, Kamerateams und Gerichtskiebitzen wird heute enorm sein.

Absolutes Handyverbot
„Der Verhandlungssaal fasst 120 Plätze“, sagte Mediensprecherin Christa Zemanek zu ÖSTERREICH. Novum: Es wird keine Live-Berichterstattung via Internetticker aus dem Saal geben. Also absolutes Handyverbot. „Es geht bei diesem Indizienprozess um so viel“, begründet Zemanek: „Zeugen, die vor dem Saal warten, sollen durch die Vorabinformationen nicht beeinflusst werden.“ Im Saal Hightech pur: Bilder von der Tatrekonstruktion werden mit Beamer auf zwei großen Leinwänden präsentiert werden. Der Prozess startet mit dem Vortrag der Anklage von Staatsanwalt Christian Pawle. Hernach antworten Angeklagten-Verteidiger Farid Rifaat und Anwalt Gerald Ganzger.

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Angeklagter am Wort
Er vertritt die Familie von Julia und fordert Schmerzensgeld. Danach wird Michael K. (51) aussagen müssen. „Wir haben jeden Verhandlungstag bis 16 Uhr anberaumt, doch es kann auch länger werden“, so Zemanek. Spannung garantiert – denn „mein Mandant wird sich nicht schuldig bekennen“, so Rifaat. Darüber werden die Geschworenen urteilen. Es droht eine lebenslange Haftstrafe.
 

So läuft der Mord-Prozess im Detail ab

  • Montag: Vortrag der Anklage, der Verteidigung und Vernehmung des Angeklagten.
  • Dienstag, Mittwoch: Auftakt zur Befragung von insgesamt 100 Zeugen.
  • 20. September: Gerichtsmediziner, Chemiker, Brandtechniker am Wort.
  • 24. September: Urteil.
     

"Ich habe Joker im Ärmel"

Anwalt des Angeklagten vor dem Prozess im ÖSTERREICH-Talk

ÖSTERREICH: Herr Doktor, wie wird sich Ihr Mandant vor Gericht verantworten?
Farid RIFAAT: Er wird sich bei dem Prozess logischerweise als „nicht schuldig“ bekennen, weil er mit dem Ableben der Julia Kührer überhaupt nichts zu tun hat. Das wird auch das Beweisverfahren schlussendlich herausbringen.

ÖSTERREICH: Wie geht es ihm vor dem Prozess?
RIFAAT: Er ist nervös, er sitzt mehr als ein halbes Jahr in U-Haft für eine Sache, mit der er nichts zu tun hat. Er hofft, dass dieser Prozess Klärung bringen wird und dass er heimgehen kann.

ÖSTERREICH: Warum ist Michael K. nicht der Mörder von Julia Kührer?
RIFAAT: Erstens wehre ich mich gegen den Begriff Mörder. Wir wissen ja nicht, wie Julia Kührer ums Leben gekommen ist. Es ist vieles möglich. Die Frage der Todesursache ist daher generell infrage zu stellen. Daher wird man prüfen müssen, wie sie überhaupt zu Tode gekommen sein könnte und wer da mitbeteiligt war oder wie auch immer. Vielleicht war es ja auch ein Unfall beim Drogenmissbrauch.

ÖSTERREICH: Haben Sie noch einen Joker in der Hinterhand?
RIFAAT: Ja, ich habe noch einiges im Ärmel, was sicherlich für Überraschungen sorgen wird. Mehr möchte ich dazu aber noch nicht verraten, sonst wäre es ja kein Joker mehr.

ÖSTERREICH: Freuen Sie sich persönlich eigentlich schon auf den Prozess?
RIFAAT: Ja eigentlich schon, denn es steckt wirklich sehr viel Vorbereitung dahinter.

ÖSTERREICH: Wie viele Stunden haben Sie mit Ihrem Mandanten verbracht?
RIFAAT: Seitdem er in Untersuchungshaft sitzt, also seit Anfang Dezember des Vorjahres, wöchentlich rund zwei Stunden.
 


 
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