Fall Amstetten

Inzest-Opfer sollen neue Identität bekommen

29.05.2008

Nach dem Amstettener Inzest-Fall sollen Josef F.s Opfer eine völlig neue Identiät erhalten. Es fehlt nur noch die Unterschrift der Opfer.

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Um die Opfer-Familie des Amstettener Inzest Falls so gut es nur geht zu schützen, hat die zuständige Behörde bereits alle Vorbereitungen getroffen. Die Opfer sollen alle eine neu Identität erhalten um ein Leben in Ruhe führen zu können. Laut dem ORF sollen auf der Bezirkshauptmannschaft bereits alle nötigen Dokumente vorbereitet worden sein, um diesen Schritt zu vollziehen. Einzig die Unterschrift der Opfer fehlt noch, die die Sache noch mit ihrem Anwalt beraten möchten.

Keine Vermarktung
Eine klare Entscheidung hat die Familie in jedem Fall bereits getroffen: Sie möchte ihre erschreckende Geschichte nicht vermarkten und an die Medien verkaufen. Britische Zeitungen hatten bereits angefragt und Millionenbeträge dafür geboten, erhielten jedoch eine Absage.

Hintergrund:

Folgende Varianten gibt es in Österreich, um eine neue Identität zu bekommen:

1) Mit dem Namen nicht einverstanden: Falls jemand seinen Familiennamen ändern möchte, so muss er sich an die Bezirksverwaltungsgemeinde wenden.

2) Besonders berücksichtigungswürdige Gründe: In diese Kategorie fällt die Familie Fritzl. Auch in diesem Fall ist die Bezirkshauptmannschaft zuständig.

3) Falls Personen besonders schutzwürdig sind: Insbesondere Kronzeugen, die gegen die organisierte Kriminalität aussagen, erfahren das sogenannte "Zeugenschutzprogramm". Dieses kann nicht nur einzelnen Personen gewährt werden, sondern auch ganzen Familien, sollten sie gefährdet sein. Die Zuständigkeit für solche Fälle liegt beim Bundeskriminalamt.

Wann können Kinder zurück?
Die sieben Kinder in der Sonderkrankenanstalt hätten die Nacht auf Dienstag - ihre inzwischen dritte in Amstetten-Mauer - "gut verbracht". Sie befanden sich am Dienstag weiter in Betreuung in der Landesnervenklinik Mauer. Wann jene drei Kinder, die beim Tatverdächtigen und seiner Ehefrau im Haus aufgewachsen sind, wieder ins Leben integriert werden können, "entscheiden die Jugendpsychiater". Wie der Amstettner Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze sagte, müssten die Experten "grünes Licht" dafür geben. Angesichts des derzeitigen Rummels werde es aber vermutlich noch einige Zeit dauern. Die drei Kinder, die bei dem 73-Jährigen und seiner Ehefrau aufwuchsen, wurden als normal beschrieben.

Schule setzt sich für Zehnjährigen ein
Eines der Kinder hat bis zuletzt die Schule in Amstetten besucht. Nun befindet sich der Zehnjährige mit seiner Mutter und seinen Geschwistern, von deren Existenz er teilweise bisher nicht die geringste Ahnung hatte, zur therapeutischen Betreuung in der Sonderkrankenanstalt. Die Schule will unterdessen alles unternehmen, um dem Buben die Rückkehr in seine Klassen zu ermöglichen. "Wir bemühen uns, uns konstruktiv darauf vorzubereiten, dass er nach Abschluss der Therapie wieder in den Unterricht aufgenommen werden kann", meinte der Schuldirektor am Dienstagmittag.

In Gemeinschaftsbereich untergebracht
In der Sonderkrankenanstalt befänden sich nun alle Patienten nicht nur in einem "geschützten", sondern auch "gemeinsamen Bereich", in dem "direkter Kontakt möglich" sei. Für die beiden Frauen und die fünf Kinder seien individuelle Betreuung und Therapien erforderlich, so Kepplinger weiter. Die Patienten hätten "unterschiedliche Bedürfnisse".

Befragungsdatum unklar
Wann die Patienten von der Justiz einvernommen werden könnten, sei "zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbar". Das könne "noch längere Zeit dauern", sagte Kepplinger. Das Ärzte- und Therapeutenteam werde auch in dieser Frage "sehr behutsam vorgehen".

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