Erschreckend

Österreichs Süchtige werden immer jünger

26.01.2007

Suchtforscher schlagen Alarm: Die Abhängigkeit der Österreicher gegenüber Alkohol, Nikotin, Drogen, Internet und Glücksspielen ist deutlich gestiegen.

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© APA/HERBERT PFARRHOFER
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Besonders bei Jugendlichen sind die Zuwachsraten enorm, das Einstiegsalter sinkt stetig.

90 Prozent der 15-Jährigen trinken
Mittlerweile trinken weit mehr als 90 Prozent der 15-Jährigen in Österreich regelmäßig Alkohol. Drogensucht betrifft sogar schon Elfjährige. Ein Drittel der 15- bis 16-Jährigen sind tägliche Raucher. Stark unterschätzt und deshalb besonders gefährlich: Abhängigkeit von Internet und Glücksspielen.

Internationales Spitzenfeld
Laut einer internationalen Erhebung der WHO mit dem Namen "Health Behaviour of school-aged Children" (HBSC) haben in Österreich bereits neun Prozent der unter 13-jährigen Mädchen und 16 Prozent der Burschen in dieser Altersklasse Rauscherfahrung gemacht. Bei den 15-Jährigen liegen die entsprechenden Anteile bei 30 Prozent für Mädchen bzw. bei 46 Prozent für Burschen. Österreich liegt dabei im internationalen Spitzenfeld.

"Binge Drinking" beliebt
Ein Problem im Bereich Jugend und Alkohol ist das derzeit beliebte "Binge Drinking", also spontanes, exzessives Betrinken in größerer Runde.

Hoher Leistungsdruck
"Es liegt an der wachsenden Verfügbarkeit. Die Kinder haben heute mehr Geld als früher. Sie sind längst Zielgruppe geworden, der Markt wurde ausgeweitet", analysierte Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Kalksburg. Anlässlich der Tagung "Jugend, Sucht und Kultur" in Wien kritisierte der renommierte Suchtforscher am Freitag besonders: "Der Leistungsdruck war vor 15 oder 30 Jahren viel geringer. Heute dreht sich alles nur noch um Leistung, andere Werte spielen kaum noch eine Rolle. Das spüren natürlich die Jugendlichen am stärksten."

Internet-Sucht
Laut Musalek werde vor allem die Internet-Sucht selbst von Forschern oft noch unterschätzt. Die Symptome der Internet-Sucht sind fast immer eine starke Fokussierung, alles dreht sich darum, online zu sein, der gesamte Tages- und häufig auch Nacht-Rhythmus wird darauf ausgerichtet. Experten sprechen dabei von Gier, so genanntem "Craving". Musalek: "Es kommt zu einem Kontrollverlust mit oft verheerenden Konsequenzen. Körperliche Schäden wie etwa Mangelerscheinungen oder der komplette Verlust nicht-virtueller sozialer Kontakte sind keine Ausnahmefälle mehr."

Problembewusstein schaffen
Die Lösungsmöglichkeiten: "Problembewusstsein schaffen und eine differenzierte Behandlungsmethode anwenden", sagtd der Leiter des Anton-Proksch-Institutes. Man könne Jugendliche nicht so behandeln wie Erwachsene und Drogenabhängige nicht so wie Glücksspielsüchtige.

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