Suchtforscher schlagen Alarm: Die Abhängigkeit der Österreicher gegenüber Alkohol, Nikotin, Drogen, Internet und Glücksspielen ist deutlich gestiegen.
Besonders bei Jugendlichen sind die Zuwachsraten enorm, das Einstiegsalter sinkt stetig.
90 Prozent der 15-Jährigen trinken
Mittlerweile trinken
weit mehr als 90 Prozent der 15-Jährigen in Österreich regelmäßig Alkohol.
Drogensucht betrifft sogar schon Elfjährige. Ein Drittel der 15- bis
16-Jährigen sind tägliche Raucher. Stark unterschätzt und deshalb besonders
gefährlich: Abhängigkeit von Internet und Glücksspielen.
Internationales Spitzenfeld
Laut einer internationalen Erhebung
der WHO mit dem Namen "Health Behaviour of school-aged Children"
(HBSC) haben in Österreich bereits neun Prozent der unter 13-jährigen
Mädchen und 16 Prozent der Burschen in dieser Altersklasse Rauscherfahrung
gemacht. Bei den 15-Jährigen liegen die entsprechenden Anteile bei 30
Prozent für Mädchen bzw. bei 46 Prozent für Burschen. Österreich liegt dabei
im internationalen Spitzenfeld.
"Binge Drinking" beliebt
Ein Problem im Bereich Jugend
und Alkohol ist das derzeit beliebte "Binge Drinking", also
spontanes, exzessives Betrinken in größerer Runde.
Hoher Leistungsdruck
"Es liegt an der wachsenden
Verfügbarkeit. Die Kinder haben heute mehr Geld als früher. Sie sind längst
Zielgruppe geworden, der Markt wurde ausgeweitet", analysierte Michael
Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Kalksburg. Anlässlich der
Tagung "Jugend, Sucht und Kultur" in Wien kritisierte der
renommierte Suchtforscher am Freitag besonders: "Der Leistungsdruck war
vor 15 oder 30 Jahren viel geringer. Heute dreht sich alles nur noch um
Leistung, andere Werte spielen kaum noch eine Rolle. Das spüren natürlich
die Jugendlichen am stärksten."
Internet-Sucht
Laut Musalek werde vor allem die Internet-Sucht
selbst von Forschern oft noch unterschätzt. Die Symptome der Internet-Sucht
sind fast immer eine starke Fokussierung, alles dreht sich darum, online zu
sein, der gesamte Tages- und häufig auch Nacht-Rhythmus wird darauf
ausgerichtet. Experten sprechen dabei von Gier, so genanntem "Craving".
Musalek: "Es kommt zu einem Kontrollverlust mit oft verheerenden
Konsequenzen. Körperliche Schäden wie etwa Mangelerscheinungen oder der
komplette Verlust nicht-virtueller sozialer Kontakte sind keine
Ausnahmefälle mehr."
Problembewusstein schaffen
Die Lösungsmöglichkeiten: "Problembewusstsein
schaffen und eine differenzierte Behandlungsmethode anwenden", sagtd
der Leiter des Anton-Proksch-Institutes. Man könne Jugendliche nicht so
behandeln wie Erwachsene und Drogenabhängige nicht so wie
Glücksspielsüchtige.