Habsburg-Trauerfeier

So denkt die Welt über das Begräbnis

16.07.2011


So sieht die internationale Presse die Trauerfeierlichkeiten für Kaisersohn Otto Habsburg.

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© TZ Österreich / Bruna
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 "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ):
"Mit der Beisetzung Otto von Habsburgs in der Kapuzinergruft wird heute in Wien der letzte Akt eines siebenhundertjährigen Dramas gegeben. Was als Ritterschlacht begann, endet nun als Volkstheater. Wäre er Österreich, wäre er dem Imperium wirklich der gute Kaiser gewesen, nach dem sich Europa so lange gesehnt hat?

Otto von Habsburg hat mit den Jahren jedenfalls nach Kräften an dieser Legende gearbeitet. Bescheiden, liebenswürdig, etwas schrullig, hochgebildet, vielsprachig und altersmilde - einen solchen Potentaten hätten die meisten europäischen Reststaaten im grauen Zeitalter der Demokratie doch durchaus gebrauchen können. (...) Nun kehrt der fidele landlose Kaiser ins melancholisch kaiserlose Land zurück. Und es verblasst der allerletzte Glorienglanz der Monarchie am Abendhorizont der Geschichte."



"Tages-Anzeiger" (Zürich):
"Wien ist im Ausnahmezustand. Und die Wiener wollen 'a scheene Leich' mit viel Pomp und noch mehr Kitsch. Die großen Hochzeiten der Fürstenhäuser Europas durften sie nur im TV bewundern. Beim Begräbnis ihrer Herrscherfamilie aber können sie zeigen, dass auch sie die Monarchie noch in ihrem Blut haben. (...) Dass neben Bundespräsident und Bundeskanzler auch die Garde des Bundesheeres aufmarschiert, halten Verfassungsrechtsexperten und die grüne Opposition für unpassend. Schließlich handelt es sich nicht um ein Staatsbegräbnis, auch wenn dieser Eindruck entsteht."

"Bild" (Berlin):
"'A schöne Leich' liebt man in Wien. Tausende pilgern dieser Tage zu den Särgen von Otto von Habsburg und seiner 2010 verstorbenen Frau Regina. Sie ruhte bislang in ihrer thüringischen Heimat, heute wird sie 'befördert', kommt mit ihrem Mann in die Kapuzinergruft. Seit 1619 die letzte Ruhestätte des k.u.k. Herrscherhauses. Das Herz des 'Kaisers' wird traditionsgemäß getrennt beerdigt (in Ungarn). Aber erst nach der Totenmesse heute im Stephansdom, an der Staatsoberhäupter aus aller Welt und gekrönte Häupter teilnehmen. Der Trauermarsch vom Stephansdom zur Kapuzinergruft wird die halbe Stadt lahmlegen. Wir werden den Nachglanz eines versunkenen Zeitalters sehen - und zwar zum allerletzten Mal."



"Abendzeitung" (München):
"Es ist ein prunkvolles Staatsbegräbnis, das Österreich inszeniert, das aber keines sein darf. Schließlich hat Österreich die Monarchie konsequent abgeschafft und die Habsburger des Landes verwiesen. Erst seit einem Monat dürfen Mitglieder der Familie Habsburg für politische Ämter im Land kandidieren. Das Begräbnis als ein Akt der Versöhnung? Schließt Österreich Frieden mit der Familie, die jahrhundertelang über das Land regierte? Die Regierung hat das Prunkbegräbnis zwar genehmigt, öffentlich zu den Gründen geäußert hat sie sich nicht. Das blieb nicht ohne Kritik. Allen voran die Grünen kritisierten diesen 'Staatsakt' als ein Zeichen 'schlechten republikanischen Selbstbewusstseins'".
 
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