Nach Skandal

SOS-Kinderdorf-Aufsichtsrat: "War dieser Aufgabe nicht gewachsen"

26.09.2025

Nach den schweren Vorwürfen gegen mehrere SOS-Kinderdörfer räumt Aufsichtsrat Willibald Cernko in der ZiB2 schwere Fehler ein. 

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Der Fall von mutmaßlichem Missbrauch an mehreren Standorten von SOS-Kinderdorf sorgt derzeit für Aufregung. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ermittelt mittlerweile gegen Mitarbeiter des Landes Kärnten wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs, weil möglicherweise manche Taten auch. Auch in Tirol und Salzburg wird derzeit gegen mögliche Täter ermittelt, die minderjährige Bewohner in den vergangenen Jahren missbraucht, gequält oder vernachlässigt haben sollen.

Es gebe einen "Anfangsverdacht aufgrund der Berichterstattung, dass nicht alle Verdachtsmomente an die Staatsanwaltschaft herangetragen wurden", erklärte Sprecher Markus Kitz von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Ursprung des aufgekommenen Skandals ist ein "Falter-Bericht", weil gegen einen ehemaligen Leiter der Einrichtung in Moosburg zwar ermittelt wurde, diese aber eingestellt wurden, und das obwohl es hier sogar eine Studie gab, welche die Missstände offengelegt haben soll.

Cernko gestand in der ZiB2, dass man von den Vorfällen seit 2020 nach der durchgeführten Studie gewusst hatte. "Die Geschäftsführung hat dann einen Schlussstrich gezogen", verteidigt er sich und räumt ein, dass die Kritik "berechtigt" sei und will unterstreichen, dass nun ein Umdenken stattgefunden hat. Für andere Vorstandskollegen will er die Hand nicht ins Feuer legen. "Ich möchte nicht für meine Kolleginnen und Kollegen sprechen", versucht er zu erklären, dass das Kontrollorgan aktiv wurde.

Aufgabe für Cernko zu groß

Seine Erkenntnis aus den vergangenen Tagen war, dass "ein erfolgreicher Berufsweg und ein großes Herz für soziale Themen für diesen Job nicht ausreichen". Deshalb möchte er sich zukünftig dafür stark machen, dass im Aufsichtsrat "primär Menschen vertreten sein sollen, die tiefe Kenntnis von Kinderschutz und Pädagogik haben."

Dann gesteht er: "Ich war möglicherweise dieser Aufgabe, der Detailtiefe nicht gewachsen, weil ich einfach hier diese kleinen Zusammenhänge nicht gesehen habe." Cernko dachte, es reiche, den Missstand zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. Einen möglichen Rücktritt schließt er zwar nicht aus, will sich aber für mehr Expertise stark machen, selbiges gilt für ihn für die Geschäftsführung.

Griss führt externe Kommission an

Angesprochen darauf, warum nicht allen Anzeigen nachgegangen wurde, meint Cernko, dass die Maßnahmen nicht öffentlich kommuniziert wurden und beruft sich dabei auch auf den Opferschutz. Mittlerweile wurde vom Aufsichtsrat eine Reformkommission von SOS-Kinderdorf unter der Leitung von Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss eingesetzt, die am 8. Oktober vollständig zusammentritt, wo ausschließlich externe Experten beraten und arbeiten.

Cernko: "Wir wollen hier vollkommene Transparenz haben und nichts vertuschen." Sollten von der Kommission Empfehlungen kommen, wird Cernko umsetzen. Dennoch kann er nicht ausschließen, dass es weitere Einzelfälle geben kann: "Vor 2021 sind schwere Fehler passiert. Ich bitte aber, uns die Chance zu geben, hinein zu schauen, ob das, was ich hier sage, Gewicht hat", will Cernko zum Abschluss garantieren, dass Horror-Zahlen von über 100 Fällen nun endgültig der Vergangenheit angehören.

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