Bluttat in Einfamilienhaus

Kitzbühel: 25-Jähriger löscht ganze Familie aus

06.10.2019

In einem Einfamilienhaus ereignete sich eine unfassbare Tragödie.

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels
Aus Eifersucht hat ein 25-jähriger Einheimischer in den frühen Sonntagmorgenstunden in dem bekannten Tiroler Wintersportort Kitzbühel fünf Menschen getötet. Er erschoss seine 19-jährige Ex-Freundin, ihre Eltern, ihren Bruder und ihren neuen Freund. Der Verdächtige dürfte mit dem Ende der Beziehung nicht klar gekommen sein. Er stellte sich anschließend selbst und legte ein Geständnis ab.
 
 
 
© Privat
Der Täter Andreas E.

© Privat
Ex-Freundin und Opfer Nadine H.
 
Sowohl der Täter Andreas E. als auch sein Opfer Nadine H. sind gebürtige Tiroler aus dem Raum Kitzbühel. Die beiden waren verlobt, die Beziehung ging allerdings vor rund zwei Monaten zu Ende. 
 

Tat aus Eifersucht

Gegen 6.00 Uhr war der 25-Jährige bei der Polizeiinspektion Kitzbühel aufgetaucht, schilderte Walter Pupp, Leiter des Landeskriminalamtes. "Der 25-Jährige legte eine Pistole und ein Messer auf die Theke und behauptete, soeben fünf Personen ermordet zu haben", sagte Pupp. Die Polizisten fuhren daraufhin umgehend zum Tatort und fanden fünf leblose Personen.
 
Die Beziehung zwischen dem 25-Jährigen und der 19-Jährigen war vor zwei Monaten in die Brüche gegangen. Offenbar war es in einem Lokal in der Nacht vor der Bluttat noch zu einem Streit zwischen der 19-Jährigen und ihrem Ex-Freund gekommen. Am Sonntagmorgen gegen 4.00 Uhr läutete der 25-Jährige dann am Wohnhaus der 19-Jährigen und ihrer Familie. Der Vater (59) öffnete und verwies den Ex-Freund seiner Tochter wieder. Daraufhin ging der 25-Jährige nach Hause und holte dort die Pistole seines Bruder, die dieser legal besaß und in einem Tresor aufbewahrte
 
 
© APA/ZOOM.TIROL
© APA/ZOOM.TIROL
© APA/ZOOM.TIROL
 

Opfer wurden erschossen

Gegen 5.30 Uhr kam der 25-Jährige erneut zum Wohnhaus der Familie seiner Ex-Freundin. Auch dieses Mal öffnete der Vater die Tür, woraufhin ihn der 25-Jährige erschoss. Daraufhin ging er in das Haus und tötete dort auch den Bruder (25) und die 51-jährige Mutter der 19-Jährigen. Diese schlief währenddessen gemeinsam mit ihrem neuen Freund in der Einlegerwohnung. Da die Tür zu dieser versperrt war, kletterte der 25-Jährige über den Balkon in die Wohnung und erschoss dort auch noch seine Ex-Freundin sowie ihren neuen Freund, einen 24-Jährigen.
 
 
Die erste Einvernahme des 25-Jährigen konnte am Sonntagnachmittag abgeschlossen werden. Er legte laut Pupp ein umfassendes Geständnis ab. Als Tatwaffe habe eindeutige die Pistole identifiziert werden können, sagte der LKA-Leiter. Das Messer, das der Verdächtige ebenfalls bei sich hatte, dürfte hingegen bei der Tat keine Rolle gespielt haben. Wie der 25-Jährige an die Pistole gekommen war, war zunächst weiterhin unklar. Der Bruder konnte noch nicht erreicht werden, es sei aber durchaus möglich, dass der 25-Jährige einfach wusste, wo der Schlüssel war, meinte Pupp.
 
© ZOOM.Tirol
© ZOOM.Tirol
© APA/ZOOM.TIROL
 
 Die Leichen sollen am Montag obduziert werden. Der junge Mann wurde am Sonntagnachmittag nach Innsbruck überstellt. "Wir gehen davon aus, dass über ihn Untersuchungshaft verhängt wird", so Pupp. Diese ist bei Mordverdacht obligatorisch. Der 25-Jährige war zum Tatzeitpunkt nicht alkoholisiert.
 

Tiefe Betroffenheit in Kitzbühel

Im Ort selbst herrschte tiefe Betroffenheit. Als Zeichen der Trauer wurde die schwarze Fahne am Rathaus aufgezogen. Der Kitzbüheler Bürgermeister Klaus Winkler sprach von einer "überraschenden und unfassbaren Tragödie". Eine "derartige Gräueltat" habe es in Kitzbühel noch nicht gegeben, meinte Winkler. Beide Familien, sowohl die des Verdächtigen als auch die Opferfamilie, seien in Kitzbühel hoch angesehen gewesen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) meldete sich via Facebook zu Wort. "Eine schreckliche Tragödie hat sich heute Nacht in Kitzbühel ereignet. Es sind Nachrichten, die einen sprach-und fassungslos zurücklassen. In diesen schweren Stunden sind meine Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer", postete der Landeshauptmann. Das Kriseninterventionsteam war am Sonntag an Ort und Stelle und sprach mit Angehörigen und Bekannten.
© APA/ZEITUNGSFOTO.AT
 
Dass Männer ihre Ex-Partnerinnen umbringen - und manchmal auch deren Familien - kommt immer wieder vor. Wird nach einem Beziehungsende der Weg der Gewalt beschritten, sei dies eine Reaktion auf Ablehnung und subjektives Zurücksetzen, sagte der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein am Sonntag im APA-Gespräch. Bei einer erweiterten Tötung will der Täter auch das Umfeld der Kränkung auslöschen und ein Ende setzen. Ein folgender Suizid sei dann die komplette Auslöschung. Geschieht dies nicht, wollen manche die Vergeltung zur Gänze erleben, "mit allem, das dann folgt". "Sie wollen das Rampenlicht, die Aufmerksamkeit und die vermeintliche Anerkennung 'ernten'", sagte Binder-Krieglstein.
 
 Kitzbühel liegt im äußersten Osten Tirols, Nahe der Grenze zu Salzburg. Die Stadtgemeinde hatte mit Stand 1. Jänner 2019 insgesamt 8.216 Einwohner. Die Bezirkshauptstadt liegt im Leukental an der Kitzbüheler Ache in Mitten der Kitzbüheler Alpen. Die Stadt gilt als einer der bedeutendsten Wintersportorte. Bekannt ist Kitzbühel international vor allem aufgrund der einmal im Jahr stattfindenden Hahnenkammrennen, die jedes Jahr die High Society nach Kitzbühel locken.
 
 
Karte: Hier ereignete sich die Bluttat
 

Blutige Beziehungsenden als Reaktion auf Ablehnung

Auch wenn eine Einschätzung nach der Bluttat in Kitzbühel ohne das Vorliegen aller Fakten schwierig sei, gibt es doch Gemeinsamkeiten, die bei jenen Männern zu beobachten sind, die nach einem Beziehungsende den Weg der Gewalt beschreiten, sagte der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein am Sonntag im APA-Gespräch. Zumeist sei dies eine Reaktion auf Ablehnung und subjektives Zurücksetzen.
 
"Wird Aggressionsbereitschaft mit Kontrollverlust gepaart, fallen bei einigen Menschen alle Grenzen und alle Mechanismen, die sonst einen Ausgleich schaffen, versagen. Der Betroffene wird von Gefühlen überschwemmt und sieht nur mehr Rot", erläuterte der Experte. Und dann werde der Beschluss gefasst, dieser Situation ein Ende zu setzen.
© ZOOM.Tirol
© ZOOM.Tirol
© ZOOM.Tirol
 
Bei einer erweiterten Tötung will der Täter auch das Umfeld der Kränkung auslöschen und ein Ende setzen. Ein folgender Suizid sei dann die komplette Auslöschung. Geschieht dies nicht, wollen manche die Vergeltung zur Gänze erleben, "mit allem, das dann folgt". "Sie wollen das Rampenlicht, die Aufmerksamkeit und die vermeintliche Anerkennung 'ernten'", sagte Binder-Krieglstein.
 
Gemeinsam ist solchen Menschen bei einem Beziehungsende der Mangel an Konfliktlösungsstrategien - übrig bleibt dann die Wurt und Rage, nichts anderes zählt mehr. Kränkung und Schwäche ist schwer auszuhalten und durch den eigenen Narzissmus wird den anderen die Schuld gegeben. Männer tun sich prinzipiell auch schwerer, Hilfe anzunehmen und zu reflektieren, welche anderen Auswege es aus einer Situation gibt.
 
Entsprechende Bluttaten werden dann von jenen Männern begangen, die diese psychischen Defizite haben und leicht cholerisch reagieren, so der Psychologe. Kommen diese Faktoren zusammen, kann es sein, dass etwas derart Schreckliches verübt wird.
© APA/ZOOM.TIROL
© APA/ZOOM.TIROL
 

Bürgermeister spricht von "unfassbarer Tragödie"

Nach dem Fünffachmord am Sonntagmorgen in Kitzbühel in Tirol hat der Ortschef Klaus Winkler von einer "überraschenden und unfassbaren Tragödie" gesprochen. Eine "derartige Gräueltat" habe es in Kitzbühel noch nicht gegeben, meinte Winkler.
 
Beide Familien, also sowohl jene des 25-jährigen Verdächtigen, als auch die Familie der Opfer seien im Ort hoch angesehen gewesen. "Die ganze Stadt ist in Trauer, wir haben eine hoch angesehene Familie verloren", sagte Winkler, der von einer "unfassbaren Einzeltat" sprach.
 
Die 19-Jährige habe in Kitzbühel einen sehr großen Freundeskreis gehabt, der in der Nacht noch in der Innenstadt gemeinsam unterwegs war. Winkler habe bereits mit einigen von ihnen gesprochen, meinte er am Sonntagmittag zur APA: "Sie sind alle zutiefst entsetzt und können es nicht glauben, dass das passiert ist".
 
Das Kriseninterventionsteam sei an Ort und Stelle und arbeite auf Hochtouren, sagte der Ortschef. Die Mitarbeiter reden nun mit den Angehörigen, den Bekannten und auch den Betrieben, in denen Täter und Opfer beschäftigt waren, berichtete Winkler. Dies werde voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.
 
 Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) meldete sich via Facebook zu Wort. "Eine schreckliche Tragödie hat sich heute Nacht in Kitzbühel ereignet. Es sind Nachrichten, die einen sprach-und fassungslos zurücklassen. In diesen schweren Stunden sind meine Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer", postete der Landeshauptmann.
 
Kitzbühel liegt im äußersten Osten Tirols, Nahe der Grenze zu Salzburg. Die Stadtgemeinde hatte mit Stand 1. Jänner 2019 insgesamt 8.216 Einwohner. Die Bezirkshauptstadt liegt im Leukental an der Kitzbüheler Ache in Mitten der Kitzbüheler Alpen. Die Stadt gilt als einer der bedeutendsten Wintersportorte. Bekannt ist Kitzbühel international vor allem aufgrund der einmal im Jahr stattfindenden Hahnenkammrennen, die jedes Jahr die High Society nach Kitzbühel locken
 
Zur Vollversion des Artikels