Mutter&Tochter tot

Leichen in Kühltruhen: Bruder lebte monatelang neben eingemauerten Toten

18.11.2025

Zwei Brüder sind festgenommen worden. 

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Tirol. Eine seit Juli 2024 vermisste 34-jährige Syrerin und ihre zehnjährige Tochter sind am Freitag - 16 Monate nach ihrer Vermisstmeldung - tot in einer Tiroler Wohnung gefunden worden. Die Leichen der beiden sollen ein Jahr lang in zwei verschiedenen Kühltruhen gelegen haben. Es soll sich um Doppelmord handeln, teilte die Polizei heute, Dienstag, mit.

Monatelang dürfte einer der zwei verdächtigen Tiroler Brüder im Alter von 53-Jähren mit den beiden Toten in den gleichen Räumlichkeiten gelebt haben. Denn die zwei Kühltruhen, in denen die Leichen von Mutter und Tochter bereits im Juli des Vorjahres abgelegt worden sein dürften, waren in der Ecke eines Zimmers, feinsäuberlich hinter einer Rigipswand versteckt. Anscheinend dermaßen gut, dass selbst die Polizei bei einer Durchsuchung der besagten Wohnung nichts Auffälliges entdeckt hatte. 

Auch nach der Festnahme der Brüder im Juni 2025, der 55-Jährige soll der Mutter (34) nahe gestanden haben, fehlte weiterhin von den Leichen jede Spur. Selbst als die Stromzufuhr zu den Kühlschränken bereits im August ausgefallen war, bemerkte niemand etwas von den Toten. Erst als der ältere Bruder im November der Polizei etwas über einen Unfall und Leichen in Kühltruhen gestanden hatte, wurden die Opfer am Freitag endlich gefunden. Sie sollen bereits stark verwest gewesen sein. Deshalb konnte die genaue Todesursache bisher noch nicht festgestellt werden. 

Lebensgefährte und Bruder vertuschten Tat

Die beiden Tatverdächtigen, ein 55-jähriger Österreicher und sein 53-jähriger Bruder, beides Einheimische, waren bereits im Juni aufgrund von dutzenden Indizien festgenommen worden. Sie dürften mit dem Tod der beiden Opfer in Verbindung stehen. Das Brüderpaar sitzt mittlerweile getrennt voneinander in Untersuchungshaft, einer in der Justizanstalt Innsbruck, der andere in der Justizanstalt Salzburg.

Die Polizei informierte am Dienstagvormittag in einer eigens einberufenen Pressekonferenz über die fürchterlichen Details des Doppelmordes.    

Landespolizeidirektor Helmut Tomac eröffnete die Pressekonferenz. Der Fall wäre wegen einer Vermisstenanzeige eines Cousins der Mutter, der in Düsseldorf lebt, ins Rollen gekommen. Die beiden Todesopfer wurden auch zuletzt in Düsseldorf bei Verwandten gesehen. Die 34-Jährige hätte in der Familie und im Freundeskreis als verlässlich gegolten.

Der Arbeitskollege (55) der Frau, der ein sehr enger Freund gewesen sein soll, gilt mittlerweile als Hauptverdächtiger. Er hätte damals erklärt, dass Mutter und Tochter sich auf eine längere Reise in die Türkei aufgemacht hätten. Zuvor hätte die 34-Jährige auch noch ihren Job gekündigt. Die Bankomatkarte des Opfers wurde auch mehrmals im Ausland verwendet, später stellte sich heraus, dass der Bruder des 55-Jährigen diese benutzt haben dürfte.

Die intensiven Ermittlungen der Behörden im In- und Ausland blieben vorerst ergebnislos. Die beiden Tatverdächtigen wurden schließlich im Juni festgenommen. Erst im November soll der Beschuldigte - Arbeitskollege der 34-Jährigen, der aber auch ein Naheverhältnis zu ihr gehabt haben soll - das erste Mal von einem Unfall und Leichen in Kühltruhen gesprochen haben.

Mutter und Tochter (10) wurden letzten Freitag tot in der Innsbrucker Wohnung des Bruders des 55-Jährigen in den Kühltruhen, die hinter einer Rigipswand versteckt wurden, entdeckt.  Die Brüder hätten viel Mühe auf sich sich genommen, um ihr mutmaßliches Verbrechen so lange zu vertuschen. Sie hatten laut Behördenvertreteter beispielsweile zwei Kühltruhen besorgt, eine davon sogar noch vor dem Verschwinden der Opfer und in einen Lagerraum gebracht. Den Mietvertrag für diesen hätten sie allerdings kurz danach wieder gekündigt. Auch die Rigipswand dürfte nachträglich von den Brüdern eingebaut worden sein, um den Standort der Kühltruhen zu verheimlichen.

Zuletzt sollen die Opfer in Düsseldorf bei Verwandten gewesen sein. Dann wären sie von dem 55-Jährigen abgeholt und nach Innsbruck gebracht worden. Seither gab es keinen Kontakt mehr zu Mutter und Tochter, von ihrem Telefon gingen seit dem 21. Juli 2024 (seit 16 Monaten) keine Anrufe mehr aus. Nachrichten, die allerdings nicht in der Muttersprache (Arabisch) der Mutter verfasst worden waren, sollen hingegen schon verschickt worden sein. Beispielsweise wurde ein Kündigungsschreiben oder eine Nachricht an ihre Bank versandt. 

Leichen schon stark verwest

Hansjörg Mayr, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, erklärte bei der Pressekonferenz, dass ein Mord ohne Leichen für Ermittler immer besonders schwierig ist. Die Polizei habe (nach der Vermisstmeldung am 25. Juni 2024)  in der Wohnung der Frau und ihrer Tochter nachgesehen. Es habe nicht so gewirkt, als ob die beiden auf Urlaub gefahren wären. Man habe nämlich die Handys von Mutter und Tochter in der Wohnung entdeckt und daraufhin Ermittlungen in die Wege geleitet. Auch habe ein Zeuge am Tag des Verschwindens der beiden ein Poltern in der Wohnung und "Mama"-Rufe vernommen. Von der geplanten Reise in die Türkei hat aber nur der nun Hauptbeschuldigte berichten können.

Der genaue Tathergang, also wie und wo Tochter und Mutter getötet wurden, habe bisher noch nicht geklärt werden können, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr. Indizien wie das vorherige Beschaffen der Kühltruhen, in denen die beiden Leichen aufbewahrt worden waren, legten jedoch den Verdacht einer geplanten Tat nahe. Die Leichen waren laut Mayr indes "sehr professionell" versteckt und deshalb bei einer früheren Hausdurchsuchung nicht entdeckt worden.   Auch habe der Hauptbeschuldigte offenbar nach dem Verschwinden der Frau Gegenstände aus der Wohnung des Opfers über eine Online-Plattform verkaufen wollen. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. 

Bis kurz nach der Verhaftung der Brüder wurden die Toten, die in der Wohnung des 55-Jährigen gefunden wurden, noch gekühlt. Danach sei die Stromzufuhr abgeschaltet gewesen. Bei ihrer Entdeckung waren die Leichen in fortgeschrittenem Verwesungszustand. Die Todesursache sei deshalb noch unklar. 

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