Tyrol Air Ambulance

Von Flugrettung 900.000 € geklaut

16.06.2009

Das Geld ist wohl für immer weg, doch die wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs angeklagte 52-jährige Tirolerin bekam ein mildes Urteil.

Zur Vollversion des Artikels
© TyrolAirAmbulance
Zur Vollversion des Artikels

Echt dreist
Die 52-jährige Chefbuchhalterin soll in zehn Jahren rund 900.000 Euro von ihrem Arbeitgeber, der Tyrol Air Ambulance, geklaut haben. Und sie gibt auch alles zu, beim Prozess gestern in Innsbruck bekannte sie sich schuldig. Deswegen, weil sie zwei Kinder hat und unbescholten ist, wurde die Strafe bedingt ausgesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Tricky Transaktionen
Die Angeklagte hatte die Summe mit rund 400 Transaktionen abgezweigt. Der Trick: Lieferanten der Tyrol Air Ambulance (TAA) mussten ein und denselben Betrag an die Firma sowie auf ein anderes, privates Konto der Buchhalterin bezahlen.

Der Fall war schon einmal gerichtsanhängig: Vor fünf Jahren gab es in der Causa ein Zivilverfahren, die Dame wurde auch schuldig gesprochen, 200.000 Euro zurückzuzahlen. Doch für einen Auftritt vor einem Strafgericht hatte die Faktenlage offenbar nicht gereicht. Die Oberstaatsanwaltschaft Innsbruck sah damals keinen Grund, einzuschreiten.

Betrogener Partner
Erst ein Kärntner Betriebswirt, der mit der Tirolerin verlobt war, zeigte die schon mehrmals Geschiedene bei der Staatsanwaltschaft an - und er ließ nicht locker. Er hatte alle Schulden seiner vormaligen Lebensgefährtin in Höhe von 130.000 Euro gegenüber der Tyrol Air Ambulance aus dem Verfahren von 2004 bezahlt, fühlte sich aber von der Frau betrogen. Denn wenig später meldete sie Privatkonkurs an, wodurch für den Lebensgefährten alle Forderungen an sie wertlos wurden.

Turbulentes Vorleben
Der Kärntner nahm dann das turbulente Vorleben der 52-Jährigen unter die Lupe. „Ich konnte es nicht fassen, dass sie sich noch nie vor einem Strafrichter verantworten musste“, wunderte sich der Mann. Gestern war es dann aber soweit. Die 52-Jährige wurde von einem Schöffengericht unter Vorsitz von von Richter Peter Friedrich aber nur zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Ein mildes Urteil - bei einem Rahmen von bis zehn Jahren Haft. Dabei hat sie selbst angeblich nur 7.000 der knapp 900.000 abgezweigten Euro zurückgezahlt.

Wo das Geld geblieben?
„Ich weiß es einfach nicht mehr“, rechtfertigte sich die Angeklagte. Jetzt überlegt der betrogene Kärntner, der dank seiner Hartnäckigkeit die Dame vor Gericht brachte, aber selbst durch die Finger schaut, eine Amtshaftungsklage gegen die Staatsanwaltschaft Innsbruck einzubringen. (klh)

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel