Das Geld ist wohl für immer weg, doch die wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs angeklagte 52-jährige Tirolerin bekam ein mildes Urteil.
Echt dreist
Die 52-jährige Chefbuchhalterin soll in zehn Jahren
rund 900.000 Euro von ihrem Arbeitgeber, der Tyrol Air Ambulance, geklaut
haben. Und sie gibt auch alles zu, beim Prozess gestern in Innsbruck
bekannte sie sich schuldig. Deswegen, weil sie zwei Kinder hat und
unbescholten ist, wurde die Strafe bedingt ausgesprochen. Das Urteil ist
nicht rechtskräftig.
Tricky Transaktionen
Die Angeklagte hatte die Summe mit rund 400
Transaktionen abgezweigt. Der Trick: Lieferanten der Tyrol Air Ambulance
(TAA) mussten ein und denselben Betrag an die Firma sowie auf ein anderes,
privates Konto der Buchhalterin bezahlen.
Der Fall war schon einmal gerichtsanhängig: Vor fünf Jahren gab es in der Causa ein Zivilverfahren, die Dame wurde auch schuldig gesprochen, 200.000 Euro zurückzuzahlen. Doch für einen Auftritt vor einem Strafgericht hatte die Faktenlage offenbar nicht gereicht. Die Oberstaatsanwaltschaft Innsbruck sah damals keinen Grund, einzuschreiten.
Betrogener Partner
Erst ein Kärntner Betriebswirt, der mit der
Tirolerin verlobt war, zeigte die schon mehrmals Geschiedene bei der
Staatsanwaltschaft an - und er ließ nicht locker. Er hatte alle Schulden
seiner vormaligen Lebensgefährtin in Höhe von 130.000 Euro gegenüber der
Tyrol Air Ambulance aus dem Verfahren von 2004 bezahlt, fühlte sich aber von
der Frau betrogen. Denn wenig später meldete sie Privatkonkurs an, wodurch
für den Lebensgefährten alle Forderungen an sie wertlos wurden.
Turbulentes Vorleben
Der Kärntner nahm dann das turbulente
Vorleben der 52-Jährigen unter die Lupe. „Ich konnte es nicht fassen, dass
sie sich noch nie vor einem Strafrichter verantworten musste“, wunderte sich
der Mann. Gestern war es dann aber soweit. Die 52-Jährige wurde von einem
Schöffengericht unter Vorsitz von von Richter Peter Friedrich aber nur zu
zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Ein mildes Urteil - bei einem Rahmen
von bis zehn Jahren Haft. Dabei hat sie selbst angeblich nur 7.000 der
knapp 900.000 abgezweigten Euro zurückgezahlt.
Wo das Geld geblieben?
„Ich weiß es einfach nicht mehr“,
rechtfertigte sich die Angeklagte. Jetzt überlegt der betrogene Kärntner,
der dank seiner Hartnäckigkeit die Dame vor Gericht brachte, aber selbst
durch die Finger schaut, eine Amtshaftungsklage gegen die Staatsanwaltschaft
Innsbruck einzubringen. (klh)