Adriana-Untergang
Todesfahrt übers Meer - zwei Syrer in Wien als Schlepper angeklagt
04.03.2025Der völlig überfüllte Fischerkutter "Adriana" mit 750 Passagieren an Bord sank vor der griechischer Küste. Es gab Hunderte Tote. Zwei Syrer sollen von Wien aus die Schleppung von fünf Personen organisiert haben - vier von ihnen starben.
Wien. Im Zusammenhang mit einer katastrophalen Schlepperfahrt, bei der Hunderte Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken sind, begann am Dienstag am Wiener Landesgericht der Prozess gegen zwei angeklagte Syrer. Sie sollen von Wien aus die Schleppung von fünf Personen organisiert haben, die sich auf einem Fischerkutter befanden, der in Libyen aufgebrochen war und am 14. Juni 2023 vor der griechischen Küste sank. Von den 750 Passagieren überlebten nur 104 das Unglück.
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Bei den Überlebenden handelte es sich ausschließlich um Männer. Sämtliche Frauen und Kinder an Bord dürften im Nass ertrunken sein. Nur 79 Leichen konnten von der griechischen Küstenwache geborgen werden.
Angeklagte Teil der Schlepper-Mafia
Die beiden Syrer im Alter von 27 und 29 Jahren sollen einer länderübergreifenden kriminellen Vereinigung angehört haben, die darauf angelegt war bzw ist, syrischen Staatsangehörigen die illegale Einreise in die EU zu ermöglichen. In Bezug auf das Schiffsunglück sollen sie entgeltlich fünf Landsleuten einen Platz auf dem Kutter verschafft haben, wobei sie dafür zumindest 7.150 Dollar pro Person entgegennahmen und das Geld an übergeordnete Mitglieder der kriminellen Organisation weitergeleitet haben sollen.
Laut Anklage wurden die fünf Geschleppten "während der Beförderung längere Zeit hindurch in einen qualvollen Zustand versetzt". Bevor es an Bord ging, sollen die Menschen mehrere Tage in einem Stall in der libyschen Wüste untergebracht worden sein, wo es weder Nahrung noch Wasser gab. Auf dem Fischerkutter solle es während der tagelangen Überfahrt weder Wasser noch Essen gegeben haben. Die Geflüchteten konnten auch nicht schlafen, "da sie das Boot für Lenkungsmanöver mangels Ruder mit ihrem eigenen Körpergewicht ausbalancieren mussten", so die Anklage.
Spitzenanwälte für angeklagte Syrer
Letztlich kippte der mit Menschen völlig überfüllte Kutter. Von den fünf Menschen, für deren Schicksal die Angeklagten verantwortlich sein sollen, überlebte einer. Die zwei Syrer streiten vor einem Schöffensenat mit zwei beachtlich prominenten Anwälten (Wissam Barbar, Peter Philipp) an ihrer Seite rundwegs ab, mit dieser Katastrophe irgendetwas zu tun gehabt zu haben. Der 27-Jährige räumte ein, in zwei anderen Anklagefakten - darunter die Schleppung einer fünfköpfigen Familie nach Europa zu einem "Sonderpreis" von 4.000 Euro - involviert gewesen zu sein. Der 29-Jährige bekannte sich grundsätzlich "nicht schuldig".
Die Verhandlung wurde zur ergänzenden Beweisaufnahme vertagt. Nächster Termin: 24. April. Die Angeklagten bleiben bis dahin in U-Haft.