Jobs in Österreich

Alarm-Statistik: 366.277 ohne Arbeit

02.04.2013

10,3% mehr Arbeitslose bei uns - Eurozone: Rekordquote von 12%.

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© TZ Österreich Niesner
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Der lange Winter verschärft auch in Österreich die Situation am Arbeitsmarkt. Auch wenn wir die niedrigste Quote der EU haben: Experten sind besorgt.

Alarmstimmung am Arbeitsmarkt: Im März gab es in Österreich um 10,3 Prozent mehr Arbeitslose als vor einem Jahr. Insgesamt haben bei uns derzeit 366.277 Menschen keinen Job. Die steigenden Zahlen zeigen: Auch auf Österreich hat die Eurokrise Auswirkungen. An den schlechten März-Daten sei aber vor allem der lange Winter Schuld, so Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ).

27 % mehr Arbeitslose am Bau wegen des langen Winters

  • Die Arbeitslosigkeit ist vor allem am Bau stark gestiegen, und zwar gleich um 27 Prozent auf 44.520 Personen. Wegen Dauerfrost und Schnee stehen die Baustellen still.
  • Positiv wirkt sich das Wetter nur auf die Wintersporthochburg Tirol aus: Das ist das einzige Bundesland mit sinkender Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich (minus 0,9 %).
  • Allein aufs Wetter könne man sich aber nicht ausreden, sagen Experten. Es kranke bei uns „am System“, sagt etwa Ex-Finanzminister Androsch. Hauptproblem sei das Bildungssystem. Und Wirtschaftsforscher Schulmeister verweist auf die Rezession in Europa: Österreich stehe zwar relativ gut da, könne als „kleiner Player“ aber wenig tun.

Spanien und Griechenland: Jeder 2. Jugendliche ohne Job

  • Fakt ist: In der gesamten Eurozone hat die Arbeitslosigkeit mit 12,0 Prozent ein neues Rekordhoch erreicht. Insgesamt sind in den 17 Euroländern 19,1 Millionen Menschen ohne Job – knapp 1,8 Millionen mehr als vor einem Jahr. In der gesamten EU sind es 26,34 Millionen Arbeitslose.
  • Besonders schlimm sieht es in den EU-Krisenstaaten für Jugendliche aus. In Spanien ist schon mehr als jeder zweite unter 25-Jährige ohne Job (55,7 Prozent laut Eurostat), in Griechenland wurde schon Ende 2012 der absolute Höchstwert von 58,4 Prozent bei der Jugendarbeitslosigkeit erreicht.
  • Österreich ist hier vergleichsweise eine „Insel der Seligen“. Mit 4,8 Prozent haben wir die niedrigste Arbeitslosenrate in der EU. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegen wir mit 8,9 Prozent auf dem zweitbesten Rang hinter Deutschland (7,7 Prozent).
  • Trotzdem: Wir haben die höchste März-Arbeitslosigkeit seit sieben Jahren – es brauche Impulse für mehr Beschäftigung, fordert etwa Arbeiterkammer-Chef Kaske.

„Es krankt bei uns am ganzen System“

ÖSTERREICH: Warum ist die Arbeitslosigkeit so gestiegen?
Hannes Androsch: Die witterungsbedingte Arbeitslosigkeit ist ein Aspekt, dahinter steckt aber mehr. Es krankt am System. Das Hauptproblem ist das Bildungssystem. Wir brauchen eine sozial verantwortliche sinnvolle Flexibilität – das Pensionsantrittsalter ist zu niedrig und zu verschieden.

ÖSTERREICH: Wie kann man dem gegensteuern?
Androsch: Die Hackler-Regelung ist der größte Unfug, die gehört abgeschafft. Und: Die Beamten- und Angestellten-Privilegien-Regelung ist zu teuer. Wir brauchen Ganztagesschulen und Schulzentren. ??sterreich muss den Strukturwandel in einer sozialen Verträglichkeit antreiben.

„Europa-Rezession ist der Hauptgrund“

ÖSTERREICH: Warum die hohe Arbeitslosigkeit?
Stefan Schulmeister: Die Hauptursache: Europa befindet sich als einzige Region der Welt in einer Rezession. Deshalb steigt in ganz Europa die Arbeitslosigkeit.

ÖSTERREICH: Was steckt genau dahinter?
Schulmeister: Österreich steht relativ gut da. Aber: Die Politik in Europa versteht nicht, dass ihre Therapie Teil der Krankheit ist. Das Paradoxon: Je mehr Länder sparen, desto stärker steigt die Staatsverschuldung.

ÖSTERREICH: Kann Österreich dagegen überhaupt was tun?
Schulmeister: Österreich kann als kleiner Player wenig machen. Investitionen im Bildungswesen oder für die Umwelt wären wichtige Ansätze.

 

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