Blaue Kontakte zu Identitären-Chef

Die Akte Martin Sellner: Suche nach dem Maulwurf

04.08.2019

Wurde Sellner vor einer Hausdurchsuchung gewarnt? Das wird jetzt zum Wahlkampfthema.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Ermittlungsakte Martin Sellner – neben der Staatsanwaltschaft Graz ermitteln auch Polizei und Verfassungsschutz Wien – wird jetzt auch zum Wahlkampfthema. Und dabei stehen gleich mehrere brisante Fragen im Mittelpunkt:

Gegen den Chef der rechtsextremen Identitären wird bekanntlich wegen dessen E-Mail-Austausches mit dem Neonazi-Terroristen aus Christchurch ermittelt. Der Verdacht einer terroristischen Vereinigung ist schwerwiegend. Für Sellner gilt die Unschuldsvermutung. Spuren führen jetzt aber auch wieder in politische Szenen. Immerhin löschte Sellner just 40 Minuten vor einer Hausdurchsuchung bei ihm den E-Mail-Austausch zwischen ihm und dem Terroristen nach dessen Spende an den Identitären. Sellner sagt, dass es Zufall gewesen sei. Ermittler haben an diesem Zufall offenbar gewisse Zweifel und prüfen nun, ob er vorgewarnt worden ist.

Zwei FPÖ-Politiker auf 
Telefonlisten von Sellner

Heikel. Besonders heikel: Laut Ermittlungsakt stehen just zwei FPÖ-Politiker in Sellners Telefonliste: Der einstige Kabinettschef von Herbert Kickl im Innenministerium, Reinhard Teufel, und der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Hans-Jörg Jenewein. Teufel bestreitet strikt, Sellner vorgewarnt zu haben. Oder mit ihm „während meiner Zeit im Innenministerium gesprochen zu haben“. Wieso also kommt er im Ermittlungsakt und auf Sellners Telefonlisten vor? Von ÖSTERREICH damit konfrontiert, sagt Teufel: „Ich habe ihn 2015 als damaliger Büroleiter von Heinz-Christian Strache einmal getroffen. Ich habe damals viele Leute getroffen.“ Sellner habe ihm später „hin und wieder SMS geschickt“. Laut Teufel mit „Hinweisen zu Geschichten und Links“. ÖSTERREICH-Recherchen zeigen, dass Sellner Teufel zumindest einmal auch in dessen Zeit als Kabinettschef im Innenressort kontaktiert hatte. Offenbar per SMS.

Die Aufklärung der Causa wird jetzt von ÖVP, SPÖ, Grünen und Neos vehement eingefordert.

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