Regierungsteam

Die neuen türkis-blauen Minister

16.12.2017

Sehr viele Quereinsteiger und Experten in der neuen Regierung.

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Die neue türkis-blaue Regierung hat um fast zehn Prozent mehr Frauen als die bisherige rot-schwarze Koalition. VP-Chef Sebastian Kurz sorgt mit seinem Team für die größten Überraschungen: Kein einziger seiner Minister hat bislang Regierungserfahrung, vier seiner neuen Minister sind überhaupt Quereinsteiger. Er habe „Zeit für Neues und viele Experten versprochen“, argumentierte Kurz seine Entscheidung vor den VP-Länderchefs.

Manager, Wissenschafter und eine Richterin

Die Schlüsselrolle des Finanzministers übergibt Kurz an einen langjährigen Vertrauten von ihm: Ex-Uniqa-Chef Hartwig Löger. Seit zehn Jahren sind die beiden Herren befreundet. Mit ihm wird er engstens zusammenarbeiten.

Auch die neue Staatsse­kretärin im Innenressort, Karoline Edtstadler kennt Kurz schon lange. Mit Heinz Faßmann bestellt er einen Wissenschafter und Wegbegleiter zum Bildungs- und Wissenschaftsminister. Die Molekularbiologin Juliane Bogner-Strauß macht er als klares Zeichen zur Frauenministerin.

Strache mit seinen 
Masterminds am Ziel

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache holt hingegen mit Karin Kneissl als Außenministerin nur eine Quereinsteigerin in sein Team.

Mit Herbert Kickl als Innenminister und Norbert Hofer für Infrastruktur setzt er auf seine FP-Masterminds und Polit-Profis in der Regierung.

Die ÖVP-Minister

Wirtschaft: Margarete Schramböck
Die entschlossene Ex-A1-Chefin, die knapp nach der Wahl das Unternehmen im Streit verlassen hatte, gilt als kompetente IT-Expertin mit viel Führungserfahrung. Die 47-jährige Tirolerin ist eine Vertraute von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Margarete Schramböck war WU-Managerin des Jahres und hat ein Faible für Fernreisen mit Rucksack.

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Finanzen: Hartwig Löger
Das Fliegen war sein großer Traum. Ein Unfall verhinderte die Pilotenkarriere des neuen Finanzministers. Nach der ­Matura im Stiftsgymnasium St. Admont startete Hartwig Löger in einem Maklerunternehmen und arbeitete sich 2016 zum Uniqa-Chef hoch. Der 52-jährige Vater von zwei Kindern hat das Motto: „Bleib offen für Themen, die auf dich zukommen, fixier dich nicht zu früh.“

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Nachhaltigkeit: Elisabeth Köstinger
Als Vertraute von Kurz übernimmt Köstinger nun Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Tourismus. Die 38-jährige Kurzzeit-Nationalratspräsidentin mit langjähriger Erfahrung im EU-Parlament kehrt damit an ihre Wurzeln zurück. Die Kärntnerin ist auf einem Bauernhof im Granitztal aufgewachsen. Sie gilt als modern und als Ex-VP-Generalin auch als Politprofi.

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Bildung: Heinz Faßmann
Heinz Faßmann ist eindeutig der größte Minister mit 2,07 Metern. Der gebürtige Deutsche gilt freilich auch als an­erkannter Wissenschafter. Als Vorsitzender des Integrationsbeirates gilt er seit Jahren als Vertrauter von Kurz. Der 62-jährige bisherige Vizedirektor der Uni Wien wollte ein Kopftuchverbot für Lehrer und ist nun für Bildung und Wissenschaft zuständig.

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Frauen & Familie: Bogner-Strauß
Der Aufstieg der Molekularbiologin Juliane Bogner-Strauß ist eindrucksvoll. Nach mehreren Forschungsaufenthalten in den Niederlanden und den USA kandidierte die 46-Jährige erstmals in diesem Sommer für die ÖVP. Die dreifache Mutter wird nun Frauen-, Jugend- und Familienministerin. Die Steirerin soll Frauenpolitik in den Vordergrund stellen.

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Kanzleramt: Gernot Blümel
Der 36-jährige Wien-VP-Chef erhält als Kanzleramtsminister neben den Kultur- und Medienmaterien auch die EU-Agenden. Blümel, der in Wien und Dijon Philosophie studiert hat, wird zu einer Schlüsselfigur für den neuen Kanzler. Er diplomierte über christliche Soziallehre und das dürfte auch sein Weltbild prägen. In der Kulturpolitik dürfte er 
liberal sein.

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Reform & Justiz: Josef Moser
Der 62-jährige Ex-Rechnungshofpräsident Josef Moser galt lange als Jörg Haiders Schatten – zunächst als Bürochef, dann als Klubdirektor. 599 Reformvorschläge hatte er als Rechnungshofpräsident gemacht. Im Sommer kandidierte er schließlich für die ÖVP und soll für diese nun Verwaltungsgesetze entrümpeln und seine Reformvorschläge auch umsetzen.

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Inneres: E. Edtstadler

Die 36-jährige Ex-Richterin wird Staatssekretärin im Innenressort und soll zum Sicherheitsgesicht der ÖVP werden. Sie gilt als freundlich, aber auch beinhart. 2010 verurteilte sie einen Demonstranten wegen Gewalt gegen einen Polizisten zu einer so hohen Strafe, dass das Urteil teilweise aufgehoben wurde. Zuletzt Oberstaatsanwältin in der Korruptionsstaatsanwaltschaft.

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Die FPÖ-Minister

Innenminister: Herbert Kickl
Den für die FPÖ wichtigsten Ministerposten bekommt Straches engster Vertrauter Herbert Kickl (49). Der gebürtige Villacher hat seit 2005 alle Wahlkämpfe der FPÖ gemacht. Als Sicherheitsspezialist ist Kickl bisher nicht aufgefallen, allerdings hat er die harte FPÖ-Linie führend entworfen. Jetzt kann sie der Ex-Philosophiestudent selbst umsetzen.

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Sozialministerin: Beate Hartinger
An der fachlichen Eignung von Beate Har­tinger (58) besteht kein Zweifel. Die Mutter zweier Kinder ist eine profilierte Gesundheitsmanagerin, startete als Controllerin bei den steirischen Krankenanstalten. 2003 schickte die damalige FPÖ Hartinger in den Hauptverband der Sozialversicherungen als Vize. Jetzt muss sie die Kassenreform stemmen.

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Infrastruktur: Norbert Hofer
Es ist eines seiner Lieblingsressorts – jetzt wird der Flugzeugtechniker Norbert Hofer (48) tatsächlich Infrastrukturminister. Der freundliche Burgenländer hat auch eine harte Seite: Für Parteiausschlüsse war er zuständig. 2022 will Hofer wieder als Bundespräsidentschaftskandidat antreten. Das Verkehrsressort könnte also eine weitere Zwischenstation werden.

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Außenministerin: Karin Kneissl
Karin Kneissl (52) gilt schon länger als Fixstarterin in der neuen Regierung. FPÖ-Chef Strache hat die Ex-Diplomatin – die offiziell parteilos ist, aber auf einem FP-Ticket ins Außenministerium einzieht – mit Vorschusslorbeeren überhäuft: Sie sei ein „weiblicher Kreisky“. Mit ihren kontroversen Positionen stieß die Nahost-Expertin in der Vergangenheit aber oft auf Kritik.

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Heeresminister: Mario Kunasek
Der steirische FPÖ-Chef (41) war schon einmal in Wien, und zwar als FPÖ-Wehrsprecher im Parlament. Kunasek ist Stabsunteroffizier – kennt also das Bundesheer sehr genau. Allerdings: der ­gebürtige Grazer vom rechten FPÖ-Rand („Aula“-Autor) war mit rauen Tönen nicht sparsam, etwa wenn er unter dem Titel „Fremd im eigenen Land“ kampagnisierte.

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Staatssekretär: Hubert Fuchs
Hubert Fuchs (48) ist als blauer Aufpasser im Finanzministerium zentrale Figur im FPÖ-Team. Bekannt war er bisher eher nur Insidern. Sein Geld verdient er zu einem kleineren Teil als Nationalrat, zu einem größeren als Steuerberater – der gebürtige Pongauer (Salzburg) galt als einer der Top-Verdiener im Parlament, als Staatssekretär muss er Abstriche machen.

© Parlamentsdirektion / PHOTO SIMO

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