Wer folgt ihr nach?

Glawischnig: Darum gehe ich wirklich

18.05.2017

Der nächste Rücktritt. Grünenchefin Glawischnig warf hin – ihre Familie sagte: Stopp.

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Auch für Eva Glawischnig ist es jetzt genug. Am Donnerstag um 10.01 Uhr verkündete sie unter Tränen ihren Abgang aus der Politik: "Ich habe eine Familie, ich habe zwei wunderbare Kinder, und es hat körperliche Warnsignale gegeben, die ich ernst nehmen muss. Ich habe gegenüber meiner Familie und meinen Kindern eine Verantwortung, dass ich gesund bleibe", sprach sie den allergischen Schock an, den sie Anfang April erlitt. Sie wird alle ihre Posten – Parteichefin, Klubobfrau und ­Abgeordnete – zurücklegen.

Das sind die Gründe für Glawischnigs Rücktritt:

■ Familie und Gesundheit. Wie ÖSTERREICH erfuhr, drückte ihre Familie – Ehemann Volker Piesczek und die Söhne Benjamin und Sebastian – am Ende die Stopptaste.

■ Die Neuwahl. Direkter Anlass war der Rücktritt von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner. Als dann Kurz die ÖVP übernahm, war klar, dass es Neuwahlen gibt. Glawischnig: "Ich saß plötzlich wie in einem Zug – und musste eine Entscheidung fällen."

Der Abgang war eigentlich für Freitag geplant

■ Die Parteikrise. Seit Jahresanfang liegt sie im Clinch mit der Parteijugend; als sie Flora Petrik und Co. hinauswarf, durchlöcherten die Landesparteien diesen Beschluss. Glawischnig wurde allein gelassen, dazu kamen sinkende Umfragewerte, der Krach in Wien – ein einziges Chaos. Das was bis zum letzen Tag so: Eigentlich wollte sie erst heute, Freitag, zurücktreten, doch ein "Parteifreund" hatte es am Mittwochabend vorzeitig hinausgespielt.

■ Der Hass im Internet. Wenige Politikerinnen wurden so beschimpft wie Glawischnig. Sie gewann zwar Prozesse, trotzdem geht das an die Nieren. Dennoch: Glawischnig will den Kampf gegen Hass im Netz fortsetzen – künftig als Privatperson.

Grünes Chaos: Kommen sie nicht ins Parlament?

Da steht sie mit einem Kohlkopf in der Hand und schaut ganz harmlos. Doch Flora Petrik, noch amtierende Chefin der Jungen Grünen, hat Anfang April die grüne Krise ausgelöst und Glawischnig so geärgert, dass diese sich gesundheitlich k. o. geben musste. Seitdem taumeln die Grünen von einer Krise in die andere:

■ Renitente Jugend. In mehreren Unis setze Petrik durch, dass die Grünen Studierenden bei der ÖH-Wahl gegen die GRAS antreten. Ein Desaster.

■ Krise in Wien. Nach der ­internen Heumarkt-Abstimmung sind die Wiener Grünen in die Krise gestürzt. Anfang Juni wird über das Heumarkt-Hochhausprojekt im Gemeinderat abgestimmt – fällt das durch, ist Rot-Grün Geschichte. Die Partei steht dann völlig im Out.

■ Umfragedesaster. Bei 9 % halten die Grünen aktuell – und das war noch vor Glawischnigs Rücktritt. Die Neos sind ihnen auf den Fersen. Müssen sie um den Parlamentseinzug zittern?

Nachfolge: Top-Kandidat Lockl hat schon abgesagt - Felipe Favoritin, wenn sie es will

18 Köpfe werden heute rauchen – und möglicherweise auch streiten. Der erweiterte Bundesvorstand tagt ab 10.30 Uhr in Salzburg und soll die Nachfolge von Eva Glawischnig regeln. Das Problem: Der Topkandidat hat bereits abgesagt, Lothar Lockl hat die Hofburgwahl für Van der Bellen gewonnen und wurde als logischer Nachfolger gehandelt. Doch er hat eine Beratungsfirma und seine Frau Claudia Reiterer müsste wohl die Mo­deration der TV-Sendung Im Zentrum im ORF aufgeben: Das und der Umstand, dass die Grünen zu keiner Parteireform gewillt sind, führten zur Absage.

Problem Tirol. Damit rückt als Glawischnigs Nachfolgerin Ingrid Felipe in die erste Reihe. Sie galt zumindest gestern als Favoritin. Doch in Tirol wird 2018 gewählt und Felipe, die in der Landesregierung mit der ÖVP sitzt, soll die Partei in die Wahl führen. Trotzdem galt: Wenn Felipe es will, wird sie es, sie hätte auch die Unterstützung der großen Wiener Partei.

Problem Chaos. Neben Felipe wurde noch die Salzburgerin Astrid Rössler (2018 ebenfalls Wahl) gehandelt. Eine mögliche interne Inte­grationsfigur könnte die EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek sein. Die bekennende Lesbe wäre ein Signal an Stammwähler. Der Parteivorstand kann aber leicht im Chaos enden: dann nämlich, wenn Außenseiter, wie der Burgenländer Michel Reimon, versuchen, die Macht zu übernehmen.

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