Ausreise-Empfehlung

Gudenus: "Erdogan-Fans in die Türkei"

25.06.2018

Erdogans Wähler in Österreich seien „in der Türkei besser aufgehoben“, sagt Johann Gudenus.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/HANS PUNZ
Zur Vollversion des Artikels

Angesichts der Bilder feiernder Türken legte FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus den Wählern Erdoğans in Österreich nahe, das Land zu verlassen. Sie seien „in der Türkei ganz klar besser aufgehoben 
als in Österreich“, schrieb Gudenus. ÖSTERREICH fragte nach.

ÖSTERREICH: Warum sollen Erdogan-Fans in die Türkei?

Johann Gudenus: Ich kritisiere, dass sich Menschen, die unsere sozialen Standards und Demokratie genießen, für einen autoritären Herrscher aussprechen. Anscheinend ist es ihnen hier zu liberal und sie fühlen sich dort wohler. Dann steht es ihnen frei, dorthin zu gehen.

ÖSTERREICH: Wollen Sie sie etwa ausweisen?

Gudenus: Nein, es gibt aber das prinzipielle massive Pro­blem, dass Tausende Leute hier Integration verweigern.

ÖSTERREICH: Gießen Sie damit nicht Öl ins Feuer?

Gudenus: Es ist nur eine Feststellung. Wir haben eine extrem gescheiterte Integration. Das ist die Schuld der SPÖ, die die Erdoğan-Wähler sogar noch umgarnt hat.

Mit Autokorsos & Türkei-Flaggen auf den Straßen

Viele österreichische Türken feierten Erdogans Sieg. Hier hat er besonders viele Anhänger.

Sprechchöre, Auto­korsos, jubelnde Menschen, die mit Trommeln und der ­türkischen Fahne durch die Straßen von Wien ziehen. Am Sonntagabend feierten rund 200 Anhänger den Triumph von Recep Tayyip Erdoğan bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei. Die Party verlief friedlich, so die Polizei. „Wir waren mit 20 Fahrzeugen vor Ort“, sagte Sprecherin Irina Steirer.

Auch in Moscheen und türkischen Vereinen in Wien wurde der Wahlsieg Erdoğans bejubelt. In Innsbruck fuhren hupende Autokorsos durch die Stadt. Bei den Türken in Österreich steht Erdoğan hoch im Kurs, viel höher als in seiner Heimat und europaweit an dritter Stelle (siehe Tabelle).

Anti-Türkei-Rhetorik sei ein Grund für Erdogans Erfolg

Nach Auszählung fast aller abgegebenen Stimmen der rund 100.000 türkischen Wahlberechtigten kam Erdoğan auf 72,3 Prozent. Bei einer Wahlbeteiligung von 49 Prozent waren das 51.597 Stimmen – 37.300 für Erdoğan. FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus legt diesen Wählern nun sogar nahe, das Land zu verlassen (s. unten).

Doch warum ist Erdoğan trotz repressiver Politik bei Austrotürken so beliebt? „Politiker betreiben hierzulande oft eine anti-türkische Rhetorik. Das macht sich Erdoğan zunutze“, sagte Experte Cengiz Günay zu ÖSTERREICH.

Die von der Regierung an­gekündigte Schließung von Moscheen – gerade zwei Wochen vor der Wahl – war, „wie Erdoğan Butter aufs Brot zu schmieren“, sagt SPÖ-Abgeordnete Muna Duzdar, die die Wahl in Istanbul beob­achtete, zu ÖSTERREICH. „Er braucht diese Feindbilder und spielt die Opferrolle sehr gut.“ Er vermittele den Eindruck, „wer auf ihn losgeht, der geht auf die Türkei los“, so Duzdar. Mit der Wahl ist Erdoğans Präsidialsystem komplett: Er hält nun fast ohne Kontrolle die alleinige Macht in den Händen.

(baa)

Zur Vollversion des Artikels