Bisher keine Stichwahl bei Zweitantritt

Stichwahl? So stehen die Chancen für VdB

09.10.2022

Die Vergangenheit zeigt: Alle Amtsinhaber legten bisher beim zweiten Antritt zu. 

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© APA/EVA MANHART
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Sollte Alexander Van der Bellen heute, Sonntag, nicht mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen, muss am 6. November ein zweiter Wahlgang durchgeführt werden. Das wäre die erste Stichwahl bei der Wiederkandidatur eines Amtsinhabers. Bisher war die Zustimmung bei der Zweitkandidatur immer höher - noch einmal antretende Präsidenten bekamen zwischen fünf und fast 50 Prozent mehr Stimmen als beim ersten Antritt.

 

Dass Staatsoberhäupter sich auch um die zweite sechsjährige Amtsperiode bewerben, ist die Regel. Nur einer der bisher acht direkt gewählten Bundespräsidenten hat darauf verzichtet - der wegen seiner NS-Vergangenheit umstrittene Kurt Waldheim (ÖVP). Und der erste direkt gewählte Bundespräsident, Theodor Körner, starb vor Ende seiner ersten Amtszeit.

Stichwahlen gab es in den bisher 13 Direktwahlen erst vier - und immer nur beim ersten Antritt. Neben Körner und Waldheim brauchten auch Van der Bellen und Thomas Klestil einen zweiten Wahlgang, um die nötigen mehr als 50 Prozent zu holen. Wobei aber bei fünf Wahlen ohnehin nur zwei Kandidaten antraten - also schon der erste Wahlgang ein Duell war.

Van der Bellen hat jetzt hingegen sechs Gegenkandidaten - und damit ist eine Stichwahl nicht ausgeschlossen. Allerdings ist nur ein Mitbewerber - Walter Rosenkranz - von einer Parlamentspartei, der FPÖ, nominiert und hatte damit im Wahlkampf die entsprechende Unterstützung.

Viele Mitbewerber schwächen VdB

Recht unwahrscheinlich ist allerdings, dass Van der Bellen bei diesen vielen Mitbewerbern einen Rekordzuwachs oder ein Rekord-Ergebnis schafft. Bisher am stärksten bei der Wiederkandidatur zugelegt hat der parteifreie Rudolf Kirchschläger, als er 1980 nicht nur wieder von der SPÖ, sondern auch von der ÖVP nominiert wurde. Das brachte ihm um 1,146.381 Stimmen (47,9 Prozent seiner Erstwahl-Stimmen) mehr als im Jahr 1974. Seine damit erreichten 79,9 Prozent sind bis heute die höchste Zustimmung zu einem Bundespräsidenten.

Den bisher geringsten Zuwachs bei der Wiederkandidatur lukrierte 1998 Thomas Klestil - der damals nur mehr sehr zurückhaltend von der ÖVP, die ihn 1992 nominiert hatte, unterstützt wurde. Er konnte dennoch um 116.028 Wähler (4,6 Prozent der Stimmen beim Erstantritt) mehr für sich gewinnen und sein Ergebnis von 56,9 Prozent (1992) auf 63,4 Prozent ausbauen.

Mehr als diese 63,4 Prozent bräuchte Van der Bellen, um auch in der Wiederwahl-Rangliste Platz 3 zu bekommen. Die 53,8 Prozent, mit denen er die Stichwahl gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer 2016 gewann, sind das drittbeste Ergebnis, das ein Bundespräsident bei seinem ersten Antritt holte.

Ergebnisse der Bundespräsidenten, die sich für eine zweite Amtsperiode beworben haben:

 


 Dr. ADOLF SCHÄRF (SPÖ/22.5.1957 bis 22.5.1963)
  - Wahl am 5.5.1957: 2,258.255 = 51,12 Prozent (2 Kandidaten)
  - Wahl am 28.4.1963: 2,473.349 = 55,41 Prozent (3 Kandidaten)

 FRANZ JONAS (SPÖ/9.6.1965 bis 9.6.1971)
  - Wahl am 23.5.1965: 2,324.436 = 50,69 Prozent (2 Kandidaten)
  - Wahl am 25.4.1971: 2,487.239 = 52,78 Prozent (2 Kandidaten)

 Dr. RUDOLF KIRCHSCHLÄGER (SPÖ/8.7.1974 bis 8.7.1980)
  - Wahl am 23.6.1974: 2,392.367 = 51,66 Prozent (2 Kandidaten) (SPÖ)
  - Wahl am 18.5.1980: 3,538.748 = 79,87 Prozent (3 Kandidaten) (SPÖ und ÖVP)

 Dr. THOMAS KLESTIL (ÖVP/8.7.1992 bis 19.4.1998)
  - Erst-Antritt (ÖVP)
    Ester Wahlgang am 26.4.1992: 1,728.234 = 37,21 Prozent (4 Kandidaten)
    Zweiter Wahlgang 24.5.1992: 2,528.006 = 56,89 Prozent
  - Zweit-Antritt (ohne Partei)
    Wahl am 19.4.1998: 2,644.034 = 63,42 Prozent (5 Kandidaten)

 Dr. HEINZ FISCHER (ab 8.7.2004)
  - Wahl am 25.4.2004: 2,166.690 = 52,39 Prozent (2 Kandidaten) (SPÖ)
  - Wahl am 25.4.2010: 2.508.373 = 79,33 Prozent (3 Kandidaten) (ohne Partei)

 Dr. ALEXANDER VAN DER BELLEN (ab 26. 1. 2017)
  - Erst-Antritt (ohne Partei):
    Erster Wahlgang am 24.4.2016: 913.218 = 21,34 Prozent (6 Kandidaten)
    Zweiter Wahlgang 4.12.2016: 2.472.892 = 53,79 Prozent
 

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