Wirbel in Linz

Identitäre und blaue Burschenschafter unter einem Dach

30.03.2019

Villa Hagen in Linz-Urfahr als gemeinsamer Sitz 

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© APA/ Scheriau
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Die Identitären und die blaue Burschenschaft "Arminia Czernowitz", der die Linzer Stadtregierungsmitglieder Markus Hein und Michael Raml sowie mehrere Linzer FP-Gemeinderäte angehören, befinden sich in Linz unter einem Dach. Darauf wies die KPÖ OÖ in einer Aussendung hin. Auf Anfrage der "Oö. Nachrichten" gaben sich alle kontaktierten Personen "ahnungslos", heißt es in der Samstags-Ausgabe.
 

Unwissenheit

Die Villa Hagen in Linz-Urfahr beherbergt ein von FPÖ-Funktionären geführtes Studentenheim und ist Sitz der Burschenschaft "Arminia Czernowitz". Die Identitären betreiben in der Villa ihr "Khevenhüller-Zentrum". Es ist neben Graz das zweite Zentrum der Identitären. Die Villa Hagen gehört laut Grundbuch dem Verein "Studentenheim Urfahr", berichten die "OÖN". Vereinsobfrau ist Martina Grabmayr, die Ehefrau vom Linzer FP-Gemeinderat Wolfgang Grabmayr. Dieser ist Kassier des Vereins. Schriftführer ist laut Vereinsregister Wolfgang Kitzmüller. Er ist FP-Gemeinderat in Kirchschlag und Ehemann der Dritten Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller (FPÖ).
 
Der Linzer FP-Vizebürgermeister Markus Hein sagte zu den "Oö. Nachrichten", dass er von einem "Khevenhüller-Zentrum" noch nie etwas gehört habe und Sicherheitsstadtrat Michael Raml (FP) behauptete: "Mir war bislang nicht bekannt, dass die Identitären auch in diesem Gebäude sind." Auch Vereinsobfrau Grabmayr war laut der Zeitung nicht bewusst, dass die Identitären in Oberösterreich ihren Treffpunkt in der Villa Hagen haben.
 

SPÖ und Grüne üben Kritik

Angesichts der gemeinsamen Nutzung einer Linzer Villa durch Identitäre und blaue Burschenschafter kritisierte am Samstag SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda "enge Verbindungen zwischen FPÖ und rechtsextremen Identitären". Er sieht darin ein "ernstes Sicherheitsproblem", würden deutsche Politiker doch deshalb vor dem Informationsaustausch mit FPÖ-Innenminister Herbert Kickl warnen.
 
"In höchstem Maße unglaubwürdig" sind für Drozda die Distanzierungen des FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache von den Identitären. Es gebe Fotos von Strache an einem Tisch mit Identitären, FPÖ-Funktionäre würden immer wieder bei bei Demos dieser Rechtsextremen mitmarschieren etc. In der Pflicht sei auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP): Dieser könne "bei den gefährlichen Umtrieben seines Koalitionspartners nicht länger wegschauen", meinte Drozda in einer Aussendung.
 
Der Angesprochene bekräftigte gegenüber der Tageszeitung ÖSTERREICH, dass er weiter für eine Auflösung der Identitären sei - "wenn bei den Ermittlungen strafrechtliche Übertretungen festgestellt werden". Dann brauche es "natürlich Konsequenzen und die Auflösung des Vereins". Aber jetzt seien einmal Staatsanwaltschaft und Ermittlungsbehörden am Zug. "Niemand im Land hat Verständnis für Kontakte zu Terroristen und Rechtsradikalen", dies sollte Grundkonsens sein, meinte Kurz laut "Österreich"-Aussendung - angesprochen darauf, dass Strache zuletzt vor allem für "Aufklärung" plädierte. Am Mittwoch hatte die Regierungsspitze nach dem Ministerrat angekündigt, die Auflösung prüfen zu lassen.
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