Bürgermeister-Wahl

Innsbruck: Willi schafft Grüne Sensation

06.05.2018

Der Grüne Kandidat gewinnt die Bürgermeister-Stichwahl in Innsbruck.

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Der Kandidat der Grünen, Georg Willi, hat am Sonntag die Stichwahl um den Innsbrucker Bürgermeistersessel für sich entschieden. Willi erreichte 52,91 Prozent der Stimmen und bugsierte damit die amtierende Stadtchefin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), die auf 47,09 Prozent kam, aus dem Amt.

Damit ist der 59-Jährige, der am Sonntag auch seinen Geburtstag feiert, der erste grüne Stadtchef einer Landeshauptstadt. Die Wahlbeteiligung lag bei 43,74 Prozent.

 

 

Überglücklicher Willi kündigte Sondierungen an

Der nächste Bürgermeister der Landeshauptstadt Innsbruck hat sich kurz nach Verkündung des Wahlergebnisses überglücklich gezeigt. "Es ist etwas entstanden, was ich nicht geglaubt habe", sagte Willi vor zahlreichen Journalisten im Rathaus. Er kündigte an, am Dienstag mit Sondierungsgesprächen zu beginnen. Kommende Woche sollen dann die Koalitionsverhandlungen starten.

"Ich hoffe, dass wir relativ bald eine stabile Regierung bilden können", so der strahlende Wahlsieger, der auf die konstituierende Sitzung des Gemeinderats am 24. Mai verwies. Einmal mehr schloss das Polit-Urgestein aus, die FPÖ in der Stadtregierung haben zu wollen. FPÖ-Frontmann Rudi Federspiel solle eine wichtige Kontrollfunktion einnehmen. Zudem stehe sein Angebot an die bisherige Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), das Amt der Vizebürgermeisterin zu bekleiden.

 


Willi: "Jetzt war es eine Persönlichkeitswahl"


Willi sah die Bürgermeisterdirektwahl "eher als Persönlichkeitswahl". Die Wahl sei aber ein klares Zeichen, dass "es mit den Grünen wieder aufwärtsgeht". Kurz vor Bekanntgabe des Ergebnisses hatte sich Oppitz-Plörer im Mediengetümmel an Willi gewandt: "Ich gratuliere dir, wünsche dir alles Gute und eine gute Hand".

Grünen-Chef "außerordentlich erfreut"

Der Bundessprecher der Grünen Werner Kogler zeigte sich über dieses Ergebnis sehr erfreut. „Ich gratuliere einem herausragenden Georg Willi herzlichst, der in seiner besonderen Art des Sprechens und Tuns tatsächlich ganz nah bei den Bürgerinnen und Bürgern ist", sagt er in einer Aussendung. "„Diese Eigenschaften können und sollen auch wegweisend sein für die Grünen und die Grüne Zukunft. Bei den insgesamt erfolgreichen Innsbrucker Grünen liegt jetzt auch eine große Verantwortung für die zukünftige Gestaltung der Stadt", so der Grünen-Chef.

Faire Verliererin

Oppitz-Plörer zeigte sich aber dann als faire Verlierin und gratulierte ihrem Nachfolger zum einen zum Geburtstag, aber auch zum Wahlsieg vor laufender Kamera und wünschte ihm viel Glück. "Jetzt ist es an der Zeit ein paar Dinge anders zu machen und dass es in dieser Grünen Stadt Innsbruck auch möglich ist", so Oppitz-Plörrer und sieht ihre Niederlage gelassen. Dennoch wurde für die amtierende Innsbrucker Stadtchefindie zweite Bürgermeisterstichwahl ihrer Karriere zum Fiasko. Die 49-Jährige unterlag ihrem grünen Herausforderer Georg Willi. Damit fand eine achtjährige Amtszeit ein jähes Ende. Die studierte Volkswirtin, die der Stadtpolitik erhalten bleiben will, muss sich jetzt neu orientieren.
 

2012 stach sie Platzgummer aus

Bei ihrer ersten Wiederwahl 2012 - nachdem sie das Amt zwei Jahre zuvor nach dem krankheitsbedingten Rückzug ihrer Vorgängerin Hilde Zach übernommen hatte - hatte Oppitz-Plörer noch in einem "hausinternen" Match gegen den Kandidaten der "Schwesterpartei" ÖVP, Christoph Platzgummer, reüssiert. Damals wurde sie in der Stichwahl mit rund 56 Prozent der Stimmen bestätigt, nachdem sie im ersten Durchgang 31,3 Prozent auf sich vereinen konnte und als erste in der Direktwahl über die Ziellinie ging.

© APA/EXPA/JOHANN GRODER

 

Zwist mit ÖVP half Oppitz-Plörer

Die Auseinandersetzung mit Platzgummer, respektive mit der Schwesterpartei ÖVP, diente der davor als farblos geltenden Oppitz-Plörer durchaus, ihre Konturen als Stadtchefin zu schärfen. Dass die Volkspartei unter Landeschef Günther Platter jedoch wenige Wochen vor der Wahl den ehemaligen FI-Vizebürgermeister Platzgummer aus dem Hut zauberte und gegen sie ins Rennen schickte, wertete die studierte Volkswirtin als Fehdehandschuh, den sie auch aufnahm. Was folgte waren zum Teil öffentlich ausgetragene Konflikte mit Platter und die Gründung von "Vorwärts Tirol" als bürgerliche Alternative vor der Landtagswahl 2013 gemeinsam mit der ehemaligen VP-Landesrätin Anna Hosp. Aus den dann folgenden innerparteilichen Grabenkämpfen von "Vorwärts" hielt sich Oppitz-Plörer so gut es ging heraus, wodurch sie diese Episode öffentlich auch relativ unbeschadet überstand. Mittlerweile verbesserte sich das Verhältnis zu Platter, und damit auch jenes zwischen Stadt und Land.
 

Kein Amtsbonus

Im abgelaufenen Wahlkampf kehrte die amtierende Stadtchefin und ihre Liste Für Innsbruck vor allem die Faktoren "Verlässlichkeit und Stabilität" hervor. Sie als Bürgermeisterin und ihre Gruppierung Für Innsbruck seien die "goldene Mitte" zwischen "links-grün" und "rechts-blau", lautete die Selbstzuschreibung. Einen Amtsbonus aufzubauen, gelang der 49-Jährigen aber dennoch nicht. Die häufigste Kritik machte sich an ihrem Führungsstil fest. Der Stadtchefin wurde wiederholt mangelnde Bürgerbeteiligung vorgeworfen.

Kurz gratulierte Willi

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat auf das Ergebnis der Stichwahl um den Innsbrucker Bürgermeistersessel reagiert. "Ich gratuliere Georg Willi herzlich zur Wahl zum Bürgermeister von Innsbruck und wünsche viel Freude & Erfolg bei der Arbeit", schrieb Kurz auf Twitter.

An die unterlegene Amtsinhaberin richtete der Kanzler aufmunternde Worte: "Vielen Dank an Christine Oppitz-Plörer, die in den letzten Jahren mit viel Herzblut und Leidenschaft für Innsbruck im Einsatz war".

 



Auch LH Platter gratulierte Willi

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gratulierte Willi. Er gehe davon aus, dass er als neuer Bürgermeister "die Stadt mit Bedacht und Augenmaß weiterentwickeln" werde. Er hoffe, dass die Landeshauptstadt auch in Zukunft bei der Umsetzung vieler Projekte "ein verlässlicher Partner" sei.

Ausbaufähig war abermals die Wahlbeteiligung: Lediglich 43,74 der Wahlberechtigten schritten zu den Urnen. Bei der Stichwahl im Jahr 2012 lag sie bereits auf dem niedrigen Wert von 44,5 Prozent

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