Zweiter Todestag

Jörg Haiders Erbe ist zerstört

09.10.2010


Am 11. Oktober 2008 starb Jörg Haider. Sein Erbe ist schwer angeschlagen.

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Nach dem 11. Oktober 2008 trauerte ganz Kärnten – jetzt, zwei Jahre nach dem Tod von Landeshauptmann Jörg Haider, schaffen es nicht einmal seine politischen Erben zu einer gemeinsamen Geste.

Am Freitag legten BZÖ-Chef Sepp Bucher und die Seinen im Klagenfurter Ortsteil Lambichl einen Kranz nieder, dort, wo Haider tödlich verunglückte. Am Montag, dem eigentlichen Todestag, ist dann die FPK um Haider-Nachfolger Gerhard Dörfler und den Scheuch-Brüdern dran.

Mythos im Lady-Diana-Ausmaß
Zwei Jahre davor war in Kärnten „die Sonne vom Himmel gefallen“. So hatte jedenfalls Dörfler reagiert, als er die Nachricht erfuhr, die sofort weltweit Nummer-eins-Meldung auf den Internet-Portalen und Titelseiten der Zeitungen war: „Haider tot“.

In Kärnten war ein Mythos in Lady-Diana-Ausmaßen geboren und ein junger Mann, der davor nur Polit-Insidern und in Klagenfurter Szene-Bars bekannt war, wurde mit einem Schlag zum Medien-Star: Stefan Petzner, der im TV tränenreich den Verlust seines Lebensmenschen beweinte.

Die Faktenlage war klar: Haider war viel zu schnell (mit 142 km/h im Ortsgebiet) unterwegs und hatte Alkohol im Blut, als er bei einem riskanten Überholmanöver die Kontrolle über seinen Wagen verlor, der sich überschlug und 150 Meter weiter gegen einen Hydranten krachte.

Mordtheorien von Mossad bis Waffenhändler-Mafia
Nicht nur in Kärnten wollten das viele nicht wahrhaben. Ein deutscher Journalist schrieb sogar ein Buch über Mordtheorien. Meistgenannte Verdächtige: der israelische Geheimdienst Mossad, die Waffen-Lobby, die Banken oder die Wiener Regierung.

Die Unfallstelle und das Grab im Bärental, in dem Haiders Witwe Claudia den eingeäscherten Leichnam bestatten ließ, wurden zu Pilgerstätten von Haider-Anhängern und Touristen.

Heute, zwei Jahre danach, ist es ruhiger geworden. Ein Haider-Museum mit Reliquien und Exponaten aus Haiders Karriere wurde zum ­Flop. Zu der Ausstellung, die für 70.000 Besucher konzipiert war, kamen gerade 11.500. Es musste sperren.

BZÖ vor dem Aus
Seinem politischen Erbe geht es nicht besser als dem Museum: Haiders Gründung BZÖ liegt in den letzten Zügen und ist wohl nicht einmal mehr in Kärnten lebensfähig. Der Hypo-Skandal zerstört seinen Ruf als Saubermann posthum.

Kärnten gedenkt seiner dennoch. Gattin Claudia (siehe rechts) organisierte einen Gedenklauf für einen karitativen Zweck, an dem Hunderte teilnahmen. Das BZÖ legte schon am Freitag einen Kranz nieder, die FPK hat ihre Trauerfeier für Montag ausgesetzt.

Claudia Haider: "Es ist leiser geworden"
Zwei Jahre nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes stellt Claudia Haider einen deutlichen verminderten Medienrummel fest: „Es ist leiser geworden um meinen Mann“, so die 54-jährige Witwe, erleichtert gegenüber ÖSTERREICH. Sie wird den ­Todestag vermutlich im Bärental verbringen, wo Jörg Haider zu Hause war. Für Haider ist ihr verstorbener Mann auch zwei Jahre nach dem Tod ein „ständiger Begleiter“. Und Claudia Haider weiter: „Ich spüre ihn überall, wo ich bin.“

Im Vorfeld zum Todestag hatte die karitativ extrem engagierte Witwe als Präsidentin der Jörg Haider -Gesellschaft einen Gedenklauf organisiert. Die Erlöse sollen Schwerstbehinderten zugute kommen. „Mein Mann war selbst ein begeisterter Sportler“, begründet sie den Lauf entlang der historischen Landesinsignien, an dem am Samstag Hunderte Sportler teilgenommen hatten

Störaktion bei Gedenkfeier
Trotz Wiener Wahlen pilgern am Sonntag zahlreiche Repräsentanten aus der Politik nach Kärnten. Denn das Bundesland feiert an diesem Wochenende den 90. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung von 1920. Damals hatte die Mehrheit der Bevölkerung in Südkärnten für einen Verbleib bei Österreich und gegen einen Anschluss an den Vorgängerstaat Jugoslawien votiert.

Bei der Gedenkfeier auf dem Soldatenfriedhof in Klagenfurt-Annabichl protestierten rund 20 Demonstranten gegen die Gedenkveranstaltung. Die Polizei löste die Störaktion auf.

Umzug. Heute findet in Klagenfurt ein großer Festumzug mit 16.000 Teilnehmern statt. Ehrengäste sind Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), der trotz Wiener Wahlen dem Umzug beiwohnen wird. Die Stadt ist für Autofahrer gesperrt.

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