Nach Juden-Vergleich

Kultusgemeinde zeigt Strache an

30.01.2012

Der FPÖ-Obmann sorgte am WKR-Ball für einen Eklat.

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© APA/FAYER
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Aufregung um Heinz-Christian Strache am WKR-Ball. Der FPÖ-Chef soll laut  "Standard" zu späterer Stunde und ohne zu wissen, dass ein Journalist in der Nähe ist, gemeint haben, "das war wie die Reichskristallnacht", "wir sind die neuen Juden", es habe Brandanschläge auf die Burschenschafterbuden gegeben. "Wer für diesen Ball arbeitet, der bekommt gleich den Judenstern aufgedrückt", beklagte laut dem Bericht außerdem Klaus Nittmann, Geschäftsführer des freiheitlichen Bildungsinstituts.

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Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) kündigt nun an, Strache anzuzeigen. Der FPÖ-Chef ist allerdings noch durch seine parlamentarische Immunität geschützt. Die IKG wird der Staatsanwaltschaft eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung übermitteln und fordert Strache auf, den Nationalrat zu ersuchen, seine Immunität aufzuheben.

Öllinger: Keine Tassen im Schrank
Für Karl Öllinger, Sozialsprecher der Grünen, ist mit Straches Äußerungen die Grenze zur Verharmlosung des NS-Gewaltregimes überschritten worden: "Wer heute - mehr als 70 Jahre nach den Novemberpogromen an Juden - einen derartigen Vergleich in den Mund nimmt, hat entweder keine Tassen im Schrank oder versucht, die Schrecken der Naziherrschaft zu verharmlosen."

Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas griff Strache an:  "Die immer wieder bewusst gesetzten Provokationen von Strache und seinen Mannen dürfen nicht unbeantwortet bleiben, sonst führt das zu einer gesellschaftlichen und politischen Verrohung. Wir haben die Verantwortung wachsam zu sein. Und die Österreicher haben ein Recht darauf, zu erfahren was hinter der Ideologie Straches steckt."

ÖVP empfiehlt Strache Nachhilfe
 Für ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch ist die Wortwahl von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am WKR-Ball "ein offener Schlag ins Gesicht für all jene, die Opfer des verbrecherischen NS-Systems waren". Strache solle dringend Nachhilfe in Geschichte nehmen. "Diese Art unpassender Vergleiche mit Verbrechen des Nationalsozialismus spotten jeder Beschreibung und sind eines gewählten Mandatars dieser Republik mehr als unwürdig", so Rauch am Montag in einer Aussendung. "Geschmacklosigkeit hat einen Namen - und der lautet HC Strache."

BZÖ fordert Entschuldigung Straches

"Die Äußerung von FPÖ-Obmann Strache ist zutiefst geschmacklos und deplatziert. Der FPÖ-Obmann ist gefordert, diese Aussage schleunigst zurückzunehmen", so BZÖ-Bündniskoordinator Markus Fauland.

FPÖ weist Vorwürfe zurück
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky weist die Anschuldigungen empört zurück: Ein Journalist hätte  "dieses Privatgespräch in Stasi-Spitzel-Manier belauscht und in seinem Bericht maßlos übertrieben und die Aussage völlig verzerrt dargestellt". Strache habe lediglich gemeint, dass es "methodisch an die grausamen Berichte über die unselige NS-Zeit" erinnere, "wenn Studentenhäuser mit Brandsätzen attackiert und Menschen verleumdet, tätlich angegriffen und geradezu gejagt" würden, wie dies "von Linksextremisten gegenüber den Besuchern des WKR-Balls" geschehen sei. In keiner seiner Aussagen habe Strache "das Leid, das den Juden angetan wurde, relativieren wollen".

Festnahmen und Verletzte
In der Wiener Hofburg hat am Freitagabend der umstrittene Ball des Wiener Korporationsrings stattgefunden. Dies ausgerechnet am 67. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, weshalb sich rund um den Austragungsort laut Polizei rund 2.500 Demonstranten versammelten. Strache konnte den Burschenschafterball unbehelligt erreichen, er hielt später die Eröffnungsrede.  Die Teilnehmerzahl divergierte zwischen Veranstalterangaben - sie sprachen in Aussendungen von 8.000 bis 10.000 - und Polizei - demnach 2.500 - recht stark. 20 festgenommene Demonstranten und insgesamt neun verletzte Personen, so lautet die Polizei-Bilanz.

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