AK-Studie
Kindergeld erschwert Berufsrückkehr
18.12.2006
Das Kindergeld hat zu einem späteren Wiedereinstieg ins Berufsleben der Bezieherinnen geführt als beim alten Karenzgeld.
Außerdem hat die Zahl der Zuverdienerinnen zugenommen. Dies geht aus einer Studie im Auftrag der Arbeiterkammer hervor. Als Konsequenz daraus forderte die Leiterin der AK-Abteilung für Frauen und Familie, Ingrid Moritz, eine Flexibilisierung des Kindergeldes und Änderungen bezüglich der Zuverdienstgrenze.
Mütter kehren später in Beruf zurück
Die
Verlängerung der Bezugsdauer des Kindergeldes im Vergleich zum alten
Karenzgeld hat sich der Studie zufolge negativ auf den Wiedereinstieg ins
Berufsleben ausgewirkt. Stiegen bei den Karenzgeld-Bezieherinnen noch 42
Prozent im zweiten Jahr nach der Geburt wieder ein, so sind es jetzt nur
mehr 19 Prozent. Und auch wenn man 39 Monate oder dreieinviertel Jahre als
Beobachtungszeitraum wählt, so ist die Zahl jener, die in eine dauerhafte
Beschäftigung über der Geringfügigkeit zurückgekehrt sind, von 60,3 auf 51,1
Prozent gesunken.
Dass die Bezieherinnen später ins Berufsleben zurück kehren, liegt vor allem am verlängerten Bezug. Während das jetzige Kindergeld maximal drei Jahre lang bezogen werden kann, wenn es von beiden Elternteilen in Anspruch genommen wird, oder maximal zweieinhalb Jahre von einem Elternteil, konnte das alte Karenzgeld ein Elternteil 18 Monate beziehen und der zweite konnte noch weitere sechs Monate anhängen. Der Kündigungsschutz gilt jetzt ebenso wie früher für 24 Monate.
Fehlende Qualifikationen
Für die Arbeiterkammer stellt der
spätere Wiedereinstieg deshalb ein Problem dar, weil er zu finanziellen
Verlusten der Betroffenen führt. Der Grund dafür liege darin, dass mit
längerer Abwesenheit aus dem Beruf auch Qualifikationen verloren gehen.
Viele Frauen würden dann auch nur noch Teilzeit arbeiten können,
argumentierte Moritz.
Oftmals neuer Arbeitgeber erforderlich
Ein rascher Wiedereinstieg
begünstigt auch eine Rückkehr zum bisherigen Arbeitgeber. Insgesamt kehren
35 Prozent der Kindergeld-Bezieherinnen während des Leistungsbezuges an
ihren früheren Arbeitsplatz zurück, weitere elf Prozent beginnen in dieser
Zeit ein neues Beschäftigungsverhältnis. Nach Ende der Leistung
verschlechtern sich die Chancen, in den früheren Job wieder einzusteigen:
Nur 29 Prozent können dann noch an den alten Arbeitplatz zurückkehren, 27
Prozent müssen ein neues Beschäftigungsverhältnis beginnen. Beim alten
Karenzgeld waren nach Ende der Leistung 39 Prozent zum alten Arbeitgeber
zurückgekehrt und 18 Prozent waren zu einem anderen Arbeitgeber gewechselt.
Männer-Karenz nach wie vor niedrig
Die Beteiligung der Väter
ist mit 3,5 Prozent Kindergeld-Beziehern weiterhin sehr gering. Diese
wenigen Männer beziehen das Kindergeld aber ebenso wie die Frauen deutlich
länger als früher. Statt durchschnittlich neun Monaten beim alten Karenzgeld
verdoppelte sich die Zeit des Leistungsbezuges jetzt auf durchschnittlich 17
Monate.
Flexibilisierung des Kindergeldes
Als Konsequenz daraus fordert
die AK Anreize zu einem früheren Wiedereinstieg, ein leichteres
Dazuverdienen und eine partnerschaftlichere Teilung zu ermöglichen. Ähnlich
wie die SPÖ in den Koalitionsverhandlungen sprach sich auch Moritz für eine
Flexibilisierung aus, dass man das Geld kürzer beziehen können sollte und
dafür der Betrag höher wäre.
Die Studie hat die L&R Sozialforschung im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführt. Sie umfasst eine Längsschnittananlyse von Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und eine wiederholte Befragung von Leistungsbezieherinnen im Jahr 2004 (703 Personen) und 2006 (592 Personen).