Gerald Grosz

Das ist kein Trend, das ist ein Hilferuf

09.11.2025

Ein Kommentar von Gerald Grosz.

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Da sitzt er nun, Andreas Babler – Vizekanzler der Republik. Der Traum vom großen Aufbruch, vom „neuen Sozialismus mit Herz“ endete am Kabinettstisch, wo politische Prinzipien bekanntlich die Haltbarkeit einer Bananenschale haben. Die roten Banner des Aufbegehrens? Gegen das schimmernde Beige der Regierungsräume eingetauscht. Macht riecht eben stärker als Visionen.

Die SPÖ, einst Tribüne der kleinen Leute, wirkt plötzlich wie ein Beiboot, das freiwillig an der ÖVP-Yacht festmacht. Er war angetreten, um das Land zu verändern – doch verändert hat sich vor allem die Partei: vom Aufstand zur Anpassung, von Forderungen zu Fußnoten.

Und während Babler lächelt und „Verantwortung“ sagt, schauen die Genossen auf die Umfragen, die wie Wintertemperaturen fallen. Unter 20 Prozent – das ist kein Trend, das ist ein Hilferuf.

Die eigentliche Frage lautet nicht mehr, wie man regiert, sondern wen man noch vertritt. Wenn Macht der Maßstab ist, verliert man das Rückgrat schneller, als man „Koalitionsausschuss“ sagen kann. 

Vielleicht merkt die SPÖ erst dann, was sie geopfert hat, wenn das Kabinett ausgeräumt und die Geschichte geschrieben ist. Bis dahin bleibt Babler Vizekanzler – und seine Partei Statistin in ihrem eigenen Drama.

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