Zehn-Minuten-Rede

ORF: Oberhausers Abrechnung

09.11.2010

Donnerstag wird sich Oberhauser vor den Stiftungsräten selbst verteidigen.

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© TZ Österreich/Wallentin
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Sechster Stock, Küniglberg, Wien. Morgen Donnerstag ab 10 Uhr wird Österreichs Polit- und Medienszene gebannt darauf warten, was hinter den Türen dieses unscheinbaren (und hässlichen) Sitzungsraumes abgeht: In dem Zimmer versammeln sich die 35 ORF-Stiftungsräte zur wohl dramatischsten Sitzung in der Geschichte des ORF.

Nach einem kurzen Bericht von ORF-Stiftungsratsvorsitzender Brigitte Kulovits-Rupp wird ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seinen Geschäftsbericht vortragen. Und dann geht es wirklich ans Eingemachte. Punkt vier der Tagesordnung: die Abberufung von ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser.

Oberhauser über „Polit-Wünsche“ im ORF
Der Info-Direktor wird sich in dem ORF-Gremium selbst verteidigen – und will das Forum zu einer Abrechnung nutzen wie ORF-Ex-Tiger Gerd Bacher 1984 die Eröffnung der Salzburger Festspiele oder Armin Wolf 2008 die Verleihung Robert-Hochner-Preises: Oberhauser wird zehn Minuten reden. In voller Härte, ungeschminkt, ohne Zeugen, die er mitbringen wollte (das lehnte der Stiftungsrat ab). Der 63-Jährige, der seit fast 40 Jahren im ORF ist, wird seine „Leistungsbilanz in der ORF-Information und dann seinen Kampf für die Unabhängigkeit im Detail präsentieren“, so Vertraute.

Wirklich brisant soll dann der Schluss der Rede werden: Oberhauser will den 35 Stiftungsräten erklären, wie es zu dem E-Mail kam, das ihn nun den Job kostet: Er wird ein Treffen mit einer roten Politikerin im Café Landtmann beschreiben, in welchem diese ihm angeblich die (Partei-)Wünsche für den neuen TV-Chefredakteur genannt habe. Und er will seinen – schriftlichen – Vorschlag an Wrabetz vorlegen.

Schwarze Abrechnung mit Wrabetz geplant
Dass Oberhauser die Stimmung noch für sich drehen kann, bezweifeln ORF-Kenner. Aber er „wird eine hitzige Diskussion über das Chaos im ORF provozieren“, sagt ein Stiftungsrat.

Tatsächlich wollen die VP-Stiftungsräte Wrabetz in die Ecke drängen. Und ihm die „Kosten der bisherigen ORF-Abgänge vorhalten“. BZÖ-Stiftungsrätin Huberta Gheneff wiederum will 
eine Neuwahl der ORF-Geschäftsführung anregen.

Danach wird in offener Abstimmung – per Handzeichen – für oder gegen Oberhauser abgestimmt.

Die schwarzen Stiftungsräte (siehe rechts) wollen geschlossen ausziehen, um die Abstimmung zu einem „reinen SPÖ-Event zu machen“, sagt ein VP-Mann.

Und ab dann geht der Wahlkampf um die nächste ORF-Geschäftsführung erst richtig los. Ein Vertrauter von Oberhauser geht davon aus, dass „der Elmo sehr wohl gegen Wrabetz antreten wird“.

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