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Rosenkanz gedenkt im Parlament offiziell eines Antisemiten

09.11.2025

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) sorgt wieder für enormen Wirbel: Just am Tag nach dem Gedenken zum Novemberpogrom - am kommenden Dienstag also - gibt es ein Gedenken an einen erklärten Antisemiten. 

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Stein des Anstoßes ist das für 11. November angesetzte „Dinghofer-Symposium 2025“. Die Veranstaltung just am Tag nach dem Gedenken an das Novemberpogrom widmet sich dem Thema „Zensur und Ideologisierung - die Freiheit in Gefahr!“. Die Eröffnungsworte und die Begrüßung nehmen Rosenkranz und der freiheitliche Abgeordnete und Präsident des 2010 gegründeten Dinghofer-Instituts, Martin Graf, vor. Im Rahmen der Veranstaltung sollen die Franz-Dinghofer-Medaille und der Dinghofer-Medienpreis verliehen werden, wie es auf der Parlamentshomepage heißt. Die Veranstaltung fand in den vergangenen Jahren bereits im Parlament und im vom Parlament genutzten Palais Epstein statt, nie aber vom Präsidenten selbst veranstaltet und im Hauptgebäude.

Die FPÖ spricht von einer „Rufmordkampagne“, Dinghofer sei „Opfer des NS-Regimes“ gewesen.

Dinghofer war NSDAP-Mitglied

Das entspricht aber keineswegs der Realität: Der in Ottensheim geborene großdeutsche Politiker Dinghofer (1873-1956) war von 1907 bis 1918 Linzer Bürgermeister. In den 1920er-Jahren war er u.a. Nationalratsabgeordneter, Justizminister, Vizekanzler und Dritter Präsident des Nationalrates, nach seinem Rückzug aus der Politik dann Präsident des Obersten Gerichtshofs. Laut Auskunft des Bundesarchivs in Berlin war Dinghofer NSDAP-Mitglied. Er habe sich 1940 um die Aufnahme in die NSDAP bemüht, diese sei ihm bereits nach zweieinhalb Monaten gewährt worden, von Verfolgung also keine Spur. Und nicht nur das: In einer Rede im Linzer Gemeinderat 1903 hatte sich Dinghofer selbst als „Antisemit“ bezeichnet, später dann hätten sich seine „radikalen Anschauungen im Laufe der Zeit abgeschwächt“.

Zeithistoriker mit Appell

Mehrere Zeithistoriker machen in einem offenen Brief gegen die Veranstaltung im Parlament mobil. „Dinghofer, dessen Rolle bei der Gründung der Republik am 12. November 1918 überbewertet wird - weil die Republik nicht “ausgerufen„, sondern von der Provisorischen Nationalversammlung beschlossen worden ist - war ein Vertreter der Großdeutschen Volkspartei, deren Parteiprogramm einer aggressiven antisemitischen Hetzschrift gleicht“, lautet die Kritik in einem u.a. von den Zeithistorikern Helmut Konrad und Oliver Rathkolb unterzeichneten Schreiben. Zudem sei er „auch persönlich bekennender Antisemit“ und mit seiner Partei „ein Wegbereiter dieser Reichspogromnacht 1938 wie auch des Holocaust“ gewesen. „Dass einen Tag nach dem Gedenken an die Nacht, als Nazis Synagogen und jüdische Einrichtungen zerstörten, jüdische Bürgerinnen und Bürger töteten, misshandelten, im gleichen Haus eine Veranstaltung mit dem Namen eines Antisemiten und Nazis wie Dinghofer abgehalten werden kann, ist erschreckend - und unverständlich“, heißt es in dem Schreiben. 

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