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Umfrage: Auch Wien könnte auf Ampel-Koalition hinsteuern
05.04.2025Wenn es das Wahlbündnis der Linken mit den Kommunisten in den Wiener Gemeinderat schafft, müsste auch die SPÖ eine Dreierkoalition zusammenbringen.
Die Neuwahl in Wien könnte jetzt doch spannend werden - denn die Regierungsparteien SPÖ und NEOS rutschen in der brandaktuellen Lazarsfeld-Umfrage für oe24 (836 Befragte vom 27.3. bis 31.3.2025) unter die 51-Mandats-Marke. Und nicht nur das. Schaffen es die Kommunisten in das Stadtparlament, droht SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig eine ähnlich schwierige Regierungsbildung wie im Bund.
SPÖ bleibt klare Nr. 1
Wäre am Sonntag Gemeinderatswahl, läge die SPÖ weiter unangefochten an der Spitze, aber: Sie müsste Verluste hinnehmen. Die Lazarsfeld Gesellschaft berechnet für die Stadt-Roten 38 %, also ein Minus zur letzten Wahl 2020 von 3,62 Prozentpunkten. Kein Erdrutsch, aber möglicherweise hätte das große Folgen.
Rot-Pink verlöre Mehrheit
Zwar könnten die NEOS in Wien auf ein Plus hoffen, Lazarsfeld hätte sie bei 9 %, also 1,6 Punkte besser als noch vor 5 Jahren. Doch würde das nicht ausreichen, um den SPÖ-Verlust zu kompensieren. Und so brächten die Koalitionsparteien zusammen nur noch 50 Mandate auf die Waage des Gemeinderates - für eine Mehrheit sind aber 51 nötig. Derzeit haben SPÖ und NEOS noch 52 Mandate.
Für die ÖVP, die 2020 mit Gernot Blümel etwas mehr als 20 % einfuhr, geht es hingegen bergab: Lazarsfeld hat die Türkis-Schwarzen bei nur 10 %, damit wäre die Hälfte der Stimmen von 2020 perdu. Allerdings macht sich ÖVP-Chef Karl Mahrer Hoffnung, die Pinken als Koalitionspartner der SPÖ abzulösen. Und mit zusammen 52 Mandaten hätten SPÖ und ÖVP eine knappe Mehrheit. Das gälte aber auch für die Grünen: Sie rutschen zwar auf 12 % ab (-2,8 %), könnten aber mit der SPÖ eine einigermaßen stabile Regierung bilden - wären da nicht große inhaltliche Hürden wie etwa der Lobautunnel.
Nur könnte Ludwig nicht nur gezwungen werden, seinen Koalitionspartner auszutauschen: Denn all diese Koalitionsspiele wären Makulatur, wenn die KPÖ-Links in den Gemeinderat käme. Derzeit halten sie bei 4 %, für den Einzug bräuchten sie aber 5 %. Gelingt das, müsste Ludwig wie im Bund auf eine Ampel setzen, etwa aus SPÖ, ÖVP und NEOS. Denn als einzige Zweierkoalition ginge sich nur Rot-Blau aus, was politisch aber unmöglich wäre.
FPÖ kann sich mehr als verdreifachen
Auf der anderen Seite kann sich FPÖ-Chef Dominik Nepp bereits jetzt als Sieger fühlen: Vor fünf Jahren waren seine Blauen im Zuge von Ibiza von rund 30 auf 7 % abgestürzt, jetzt holen sie wieder auf: 24 % sind zwar unter ihrem Allzeithoch von 2015 - aber im Vergleich zu 2020 doch mehr als eine Verdreifachung.
Ludwig ist das beste Zugpferd
Doch welche Spitzenkandidaten haben die stärkste Zugkraft? Nr. 1 ist natürlich Bürgermeister Michael Ludwig. Den SPÖ-Chef würden überzeugende 40 % direkt in den Bürgermeister-Sessel wählen, er legt damit im Vergleich zur letzten Umfrage 6 Punkte zu und ist damit besser als seine Partei. Nr. 2 bleibt FPÖ-Chef Dominik Nepp, er kommt auf 22 % (-2) und hinkt aber damit dem Parteiwert hinterher. Die Nachfolgerin von NEOS-Chef Christoph Wiederkehr, Bettina Emmerling, kommt da nur auf 2 %. Ebenfalls alles andere als berühmt sind die Werte von ÖVP-Chef Karl Mahrer und Grünen-Spitzenkandidat Judith Pühringer: Mit 6 bzw. 5 % bleiben sie weit unter dem Potenzial ihrer Parteien.