OECD-Vergleich

Pensionslücke: Österreich unter den Schlusslichtern

22.12.2025

In fast keinem anderen OECD-Land klafft die Pensionslücke zwischen Männern und Frauen so weit wie in Österreich.  

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Österreich hat im Vorjahr die viertgrößte Lücke der 35 OECD-Staaten aufgewiesen. Schuld daran sind laut einer OECD-Studie Unterschiede im Hinblick auf Einkommen, Arbeitsstunden und Pflegearbeit. Die Pensionslücke zu schließen werde Jahrzehnte dauern, betonte OECD-Ökonom Maciej Lis im Gespräch mit der APA.

"Die Pensionslücke zwischen Männern und Frauen in Österreich ist mit 35,6 Prozent eine der größten unter den OECD-Ländern, im Vergleich zum OECD-Durchschnitt von 23 Prozent", so Lis. Er untersuchte für den OECD-Bericht "Pensions at a Glance 2025", warum die Pensionshöhe von Frauen in den OECD-Staaten monatlich etwa ein Viertel unter jener von Männern liegt. Mit Blick auf Österreich sagte Lis: "Selbst wenn heute alle Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt plötzlich gleich wären, würde es noch Jahrzehnte dauern, bis sich diese Gleichheit in der Pensionshöhe widerspiegeln würde".

Gründe für die Pensionslücke

Gefüttert werde der Gap von bestehenden Ungleichheiten im Arbeitsmarkt - etwa bei Einkommen, Pflegearbeit und Arbeitsstunden. In Österreich verdienten Frauen nach Angaben der Statistik Austria im Jahr 2023 um 18,3 Prozent weniger als Männer. Demgegenüber arbeiteten Österreichs Männer laut dem OECD-Bericht mehr als sieben Stunden länger als Frauen. Zugleich leisten Frauen nach Angaben des AMS fast doppelt so viel unbezahlte Pflegearbeit wie Männer. All diese Unterschiede würden dazu führen, dass Pensionistinnen weniger Geld erhalten.

Dazu würden auch Berufsauszeiten bei Müttern beitragen. "Mütter, die eine Auszeit nehmen, müssen erhebliche Einbußen beim Einkommen auf dem Arbeitsmarkt hinnehmen", erklärte Lis. Die Pensionshöhe von berufstätigen Müttern liege zehn Prozent über jener von Müttern, die nach der Geburt ihres Kindes nicht mehr berufstätig sind oder Teilzeit arbeiten. "Selbst zehn Jahre nach der Geburt ihrer Kinder sind noch negative Auswirkungen auf die Löhne von Müttern zu beobachten, was in den meisten Ländern bei Vätern nicht der Fall ist", so Lis.

Maßnahmen sollten Hebel am Arbeitsmarkt ansetzen

Österreichs Anhebung des Frauenpensionsalters bezeichnete der OECD-Ökonom als Schritt in die richtige Richtung. Des Weiteren lobte er die Anrechnung von Kindererziehungszeiten beim Pensionsanspruch oder die Möglichkeit des Pensionssplittings, bei dem Eltern ihre Pensionsansprüche für die Jahre der Kindererziehung untereinander aufteilen. Österreichs Pensionssystem eigne sich dafür, "da alle Vermögenswerte auf Jahresbasis aufgeteilt werden können." Aber: "Das Problem bei solchen freiwilligen Maßnahmen ist, dass sie nicht so oft angewendet werden, da beide Partner sich darauf einigen müssen", so Lis. Auch die Pension für Witwer und Witwen wertete er als positiv.

Allerdings seien bestehende Maßnahmen unzureichend: "Die Maßnahmen reichen nicht aus, um Unterschiede bei Einkommen und Arbeitszeit auszugleichen", so Lis. Zur Verringerung der Pensionslücke müssen Unterschiede in Bezug auf Beschäftigung, Arbeitszeit und Löhne beseitigt werden, heißt es im OECD-Bericht. Zudem können Kommunikationsmaßnahmen das Bewusstsein von Frauen für die Möglichkeit des Pensionssplittings schärfen.
 

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