Politik-Insider

Bundespräsident: Parteien-Poker um die Hofburg läuft schon

26.07.2025

Im Oktober 2028 steigt die nächste Bundespräsidenten -Wahl. Doch in den Parteien kristallisieren sich schon Kandidatinnen und Kandidaten heraus. Und eine Personalie kann man durchaus schon als fix bezeichnen.

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© oe24/Montage
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Im Herbst 2028 wird Alexander Van der Bellen 12 Jahre Bundespräsident gewesen sein – ohne Übertreibung hat er den wohl anstrengendsten Präsidenten-Job der 2. Republik gehabt. Der einstige „Schnarch-Sessel“ in der Hofburg wurde spätestens 2019 mit dem Platzen von Schwarz-Blau und dem ersten Kurz-Sturz, dann mit Corona, Ukraine-Krieg sowie dem Regierungsbildungsmarathon 2024/25 zur permanenten Krisenfeuerwehr.
Umso wichtiger nehmen die Parteien den Job inzwischen, der Staatsnotar mit Glamour-Faktor hat ausgedient – VdB hat die Hofburg zum Machtzentrum gemacht.

Es kann nur eine 
geben: Doris Bures

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SPÖ. Drei Jahre vor der Wahl steht jedenfalls die Kandidatin einer großen Parlamentspartei schon jetzt so gut wie fest. Wenn nicht noch etwas ganz Sensationelles passiert, wird die SPÖ 2028 mit der 3. Nationalratspräsidentin Doris Bures in die Bundespräsidentenwahl gehen. Die Wienerin hat alle drei Präsidentenjobs – von Nr. 1 bis 3 – tadellos absolviert, sie gilt als extrem erfahren und auch von der Konkurrenz geachtet – und sie hat die Unterstützung der Wiener Landespartei. Zwar wird stellenweise auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser genannt, „die Doris wird sich das aber nicht nehmen lassen“, ist ein Insider sicher. Sie soll also die erste Frau in der Hofburg werden.

Setzt FPÖ wieder auf Walter Rosenkranz?

© APA/ROLAND SCHLAGER

FPÖ. Da hat vor allem die FPÖ etwas dagegen. Immerhin konnten die Blauen im Herbst 2024 erstmals eine Nationalratswahl gewinnen – 2028 wird auch ein neuer Großangriff auf die bisher von einem Grünen „bewohnte“ Hofburg gestartet. Dass Parteichef Herbert Kickl selbst antreten wird, schließen FPÖ-Insider allerdings aus. „Der Herbert hat eine derartige Abneigung gegen protokollarische Auftritte, dieses Amt wäre eine Qual für ihn“, weiß ein hochrangiger Blauer. Außerdem würde Kickl ein Jahr vor der planmäßigen Nationalratswahl keine Niederlage riskieren. Doch wen in die Wahl schicken? In der Partei hält man es für wahrscheinlich, dass Nationalratspräsident Walter Rosenkranz noch mal ran darf – oder muss. 2022 hatte er nur 17 % – doch mit einem rabiaten Wahlkampf sieht man bei den Blauen Chancen auf den Einzug in die Stichwahl, obwohl oder gerade Rosenkranz im Parlament eine polarisierende Rolle spielt.

 

Kickls enge Vertraute Susanne Fürst hätte wohl ebenfalls Chancen, sie hat beim letzten Mal allerdings bereits abgesagt. Der aussichtsreichste Kandidat wäre wohl Norbert Hofer, der ja 2016 so knapp an VdB gescheitert war. Doch ob Kickl dem einstigen Rivalen, den er 2024 ins Burgenland abgeschoben hatte, nochmals auf Bundesebene zurückkehren lässt, gilt als fraglich. Klar ist: Hofer würde es wohl machen, wenn er gefragt wird.

ÖVP müht sich bei der Kandidatensuche

© APA/HELMUT FOHRINGER

ÖVP. Am unübersichtlichsten ist die Situation in der ÖVP: Parteichef Christian Stocker hat sich gut eingearbeitet und fühlt sich sichtlich wohl. Zwar würde ihn so mancher in der ÖVP – sprich der eine oder andere Sebastian-Kurz-Fan – durchaus gern in die Hofburg wegloben. Der erste Sprung vom Kanzleramt in die Hofburg seit Karl Renner gilt aber wohl als unwahrscheinlich. Auch zwei (ehemalige) Landeshauptleute werden genannt: Salzburgs eben erst zurückgetretener Landes-Chef Wilfried Haslauer – oder Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner. Beiden werden aber wenig Ambitionen nachgesagt. Mikl soll offensichtlich von parteiinternen Kontrahenten ins Spiel gebracht und so weggelobt werden, allerdings wäre das Timing schwierig: Anfang 2028 – neun Monate vor der Hofburg-Wahl – wird in NÖ gewählt. Wie Mikl-Leitner da die Kurve in Richtung Hofburg bekommen soll, ist ein Rätsel.

© screenshot/orf

Parteistrategen denken ohnehin eher eine prominente Frau vom Typ einer Helga Rabl-Stadler. Einer der Ambitionen hat, ist Othmar Karas. Der ehemalige EP-Vizepräsident ist aber in seiner Partei in Ungnade gefallen. Tritt er als unabhängiger Kandidat an, um in die Fußstapfen seines verstorbenen Schwiegervaters Kurt Waldheim zu treten?

Werner Kogler oder Rudi Anschober

Grüne. Und die Grünen, die ja quasi als Titelverteidiger ins Rennen gehen? Hier fallen zwei Namen: Als eher unwahrscheinlich, aber nicht als unmöglich gilt das Antreten von Parteichef Werner Kogler. Häufiger wird allerdings der frühere Gesundheitsminister Rudi Anschober genannt, der als erfolgreicher Autor durch die Lande zieht. Allerdings hat die Partei wenig Geld – gut möglich, dass man insgeheim Bures unterstützt.  

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