Wegen Österreichplan
"Misshandlung": Transgender attackieren Kanzler Nehammer
05.02.2024
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist mit scharfer Kritik aus der Transgender-Community konfrontiert. Grund ist ein Punkt in seinem "Österreichplan".
Es ist ein schwerwiegender Vorwurf gegen den Kanzler: "Karl Nehammer will Transgender-Minderjährige misshandeln". So titelt der Verein "TransX" eine aktuelle Presseaussendung, in welcher der ÖVP-Chef scharf kritisiert wird.
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Grund für die deftigen Worte ist ein Punkt in Nehammers "Österreichplan", der ein "Verbot von Hormonbehandlungen unter 18 Jahren, sofern keine medizinischen Gründe vorliegen", bis 2030 fordert. Auf Seite 36 ist zum Thema Kinderschutz von einem "gegenwärtigen Hype rund um Gender-Themen und -Ideologien" die Rede. "Es besteht die Gefahr, dass sich Minderjährige dazu verleiten lassen, fragwürdige Therapien in Anspruch zu nehmen – mit nicht abschätzbaren Folgen für ihr weiteres Leben", heißt es konkret in Nehammers Plan.
Verein ortet "absurde Unterstellung"
Aus Sicht des Transgender-Vereins habe sich der Kanzler jedoch mit der Thematik nicht ernsthaft auseinandergesetzt: "Nach den Behandlungsrichtlinien des Gesundheitsministeriums sind für Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr nur vollständig und partiell reversible hormonelle Interventionen möglich. Voraussetzung dafür sind umfassende Diagnosen, eine klare Entscheidung einer multiprofessionellen Fallkonferenz und die Unterstützung der Erziehungsberechtigten."
Die Unterstellung, dass sich Kinder von einem "Hype" getrieben zu Hormonbehandlungen "verleiten lassen" sei daher absurd.
"Wer hormonelle Behandlungen für Minderjährige verbieten will, weiß nichts von dem Leiden, das Kinder durchleben, wenn sich ihr Körper so entwickelt, wie sie nicht werden wollen, wie sie nicht sind. Oft erscheint der Selbstmord als einziger Ausweg", entgegnet "TransX" dem ÖVP-Chef.
"Nehammer hat die Hämatome nie gesehen"
Und weiter: "Karl Nehammer hat die Hämatome nie gesehen, die durch das feste Abbinden der Brüste von trans Männern entstehen. Er kennt nicht die trans Mädchen, die nach Einsetzen des Stimmbruchs nicht mehr sprechen wollen."
Solle die Forderung eines Verbots von Hormonbehandlungen für Minderjährige umgesetzt werden, würde das Betroffene "in tieferes Leid, Isolation und Depression" stürzen, so die Befürchtung des Vereins. "Sollen Transgender-Personen für politisches Kleingeld verhetzt werden?"
Bitte um Gespräch mit Kanzler
Man bitte daher alle Funktionäre der ÖVP, "dieser menschenverachtenden, transphoben Politik eine Absage zu erteilen." Vereinsobfrau Eva Fels hat die Kritik in einem offenen Brief auch direkt an Nehammer geschickt. Ob und wie der Kanzler darauf reagieren wird, ist offen.