Kneissl, Kurz & Co.

So krank macht die Politik

05.05.2018

Weiter große Sorge um Ministerin Kneissl - Kurz, Moser & Löger nach Krankheit wieder fit.

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© APA/HERBERT NEUBAUER
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Davon dass Außenministerin Karin Kneissl nach ihrer Infektionserkrankung schon nächste Woche wieder ins Büro zurückkehrt kann keine Rede mehr sein. „Die Sorge um die Ministerin wächst“, hört man aus Regierungskreisen – schließlich habe eine Magnetresonanzuntersuchung am Freitag noch immer keine klare Diagnose gebracht. Die Außenministerin liegt offenbar – trotz gegenteiliger Erklärungen ihres Büros – nach wie vor mit starken Schmerzen im Spital.

Noch zwei Woche krank

Und inzwischen ist laut Ärzten klar: Sie liegt noch mindestens eine Woche im Spital, benötigt dann eine Woche Erholung und kann frühestens in zwei Wochen zurück in den Job.

„Niemand ist davor gefeit, krank zu werden“, sagt VP-Finanzminister Hartwig Löger richtigerweise im ÖSTERREICH-Interview. Der Ex-Spitzenmanager redet erstmals offen darüber, dass er an einer Lungenentzündung erkrankt war. Der 52-Jährige ist er der bereits vierte Regierungspolitiker, der an körperliche Grenzen geriet.

Ist Politik der neue Krankmacher? Schonen sich die Volksvertreter zu wenig?

Besonders schlimm hatte es VP-Justizminister Josef Moser im April erwischt. Er hat seine Sepsis mittlerweile kuriert. Im oe24.TV-Interview hatte er über die dramatischen Sekunden gesprochen, in denen er in die Notaufnahme ins AKH gebracht wurde: „Ich dachte, ich überlebe das nicht.“

Vielflieger, viele Hände schütteln und viel Stress

VP-Kanzler Sebastian Kurz wiederum konnte am Freitag krankheitsbedingt nicht an der Gedenkveranstaltung im Parlament teilnehmen. Er hatte sich einen Virus mit Fieber zugezogen, ist aber ab heute wieder im Dienst. Er wird an der Kranzniederlegung im Gedenken an die Befreiung des KZ Mauthausen teilnehmen.

In den letzten Monaten hatte sich Kurz – ebenso wie sein FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache – ereits mehrmals angesteckt. Er fiel allerdings nie länger als zwei bis drei Tage aus.

Auch FPÖ-Innenminister Herbert Kickl lag im Februar nach einer Dienstreise einige Tage mit einem grippalen Infekt darnieder.

© Wolak

Finanzminister Hartwig Löger im Gespräch mit ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel.

Löger: "Krank ist krank. Viele gehen an ihre Grenzen"

ÖSTERREICH: Sie waren an einer Lungenentzündung erkrankt. Folge der Weltbankreise nach Washington?

Hartwig Löger: Die berüchtigten amerikanischen Klimaanlagen haben mir zu schaffen gemacht. Schon in Washington hatte ich deswegen mit Fieberschüben zu kämpfen. In Wien wurde dann eine Lungenentzündung diagnostiziert, die ich ordentlich auskurieren musste.

ÖSTERREICH: Seit Freitag arbeiten Sie wieder ...

Löger: Ich fühle mich gut und kann wieder voll durchstarten. Es stehen wichtige Themen auf der Agenda, die wir in den nächsten Wochen und Monaten voranbringen müssen. Dazu gehören die finanzielle Absicherung des Pflegeregresses, die Finalisierung vom Familienbonus Plus und der Start der Verhandlungen zum EU-Budget.

ÖSTERREICH: Schont man sich in der Politik zu spät? Oder macht Politik leichter krank?

Löger: Niemand ist davor gefeit, zu erkranken. Klar ist aber, dass das Pensum in der Politik sehr hoch ist und man politische Verantwortung nicht delegieren kann. Das führt dazu, dass Politiker den Bogen hier und da überspannen müssen, um allen Verpflichtungen nachzukommen.

ÖSTERREICH: Sie waren davor in der Privatwirtschaft. Geht man da mit Kranksein anders um?

Löger: Krank ist krank, daran ändert die Branche nichts. Ich kenne viele Menschen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, die genauso an ihre Grenzen gehen, um alles unter einen Hut zu bringen. Es hängt immer von den einzelnen Personen ab, wie sie mit ihrer Energie haushalten.

ÖSTERREICH: Sie mussten einen Termin bezüglich Pflege absagen. Wie geht das nun weiter?

Löger: Die Absage sollte keinesfalls dazu führen, dass die Diskussion ins Stocken gerät. Umso wichtiger war es mir, rasch einen Ersatztermin zu fixieren. Die Abstimmung mit den Bundesländern war unkompliziert und so treffe ich mich schon morgen mit allen Landesfinanzreferenten und Vertretern von Gemeinde- und Städtebund, um an einer Lösung zu arbeiten, die die Abschaffung des Pflegeregresses nachhaltig absichern soll.

ÖSTERREICH: Das Aus für Pflegeregress und die Finanzierung für Pflege bleiben eine Herausforderung. Lösungen in Sicht?

Löger: Die Pflege zu Hause wurde durch die Abschaffung des Pflegeregresses schlechtergestellt als die Pflege im Heim. Das halte ich für eine neue Art der Ungerechtigkeit, die wir korrigieren müssen. Angehörige, die pflegebedürftige Familienmitglieder betreuen, müssen künftig eine größere Anerkennung erfahren. Das muss jetzt ordentlich diskutiert werden.

ÖSTERREICH: Wie geht es mit der Steuerreform voran?

Löger: Die Taskforce wurde eingesetzt und wird bis Ende des Jahres ein politisch akkordiertes Konzept vorlegen. Das Ziel ist, die umfassendste Steuerreform der Zweiten Republik auf den Weg zu bringen. Profitieren sollen davon in erster Linie Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen bis zur dritten Tarifstufe. Darüber hinaus arbeiten wir an einem Wirtschaftspaket, um die KMUs zu entlasten. Davon erwarten wir uns vor allem Investitionen und Beschäftigungseffekte.

ÖSTERREICH: Sie wollen nicht höhere EU-Beiträge zahlen.

Löger: Ein größeres Budget für eine kleinere EU, so wie es die Europäische Kommission vorschlägt, widerspricht unserem Zugang der Sparsamkeit. Isabelle Daniel

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