Katastrophal

So schlimm ist 
Leben im Asyl-Lager

06.08.2015

Die Menschenrechtsorganisation machte sich ein Bild über die untragbaren Zustände.

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© TZ Oe , T. Lenger
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Es war eine für ein EU-Land ungewöhnliche, aber nötige Maßnahme: Weil sich die Lage im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen zuletzt extrem zuspitzte, rückte dort am Donnerstag ab 10.30 Uhr ein Team der Menschenrechtsorganisation Amnesty International an. Drei Experten und ein Dolmetscher aus Österreich prüften sechs Stunden lang das Asylzentrum. Den Auftrag dafür erteilte die Amnesty-Zentrale in London, der die beschämende Massenobdachlosigkeit mitten in ­Österreich aufgefallen war.

Flüchtlinge: "Essen war bei Prüfung besser als sonst"

Die Mitarbeiter wollten mit Flüchtlingen und dem Personal sprechen und gesundheitliche, humanitäre und hygienische Missstände aufdecken. Details der Kontrolle wurden geheim gehalten, binnen zehn Tagen will Amnesty aber einen Detailbericht vorlegen. Zuvor wird am Montag im Innenministerium noch mit zuständigen Beamten geredet. Österreichs Generalsekretär Heinz Patzelt zeigte sich im Vorfeld optimistisch: „Erfahrungsgemäß nehmen Regierungen diese Berichte sehr ernst.“

Fraglich ist, ob die reale Situation eingefangen werden konnte. Flüchtlinge berichteten nämlich ÖSTERREICH, dass sie just am Donnerstag „besseres Essen als sonst bekommen haben und die Mitarbeiter besonders freundlich waren“.

Bund springt für Länder mit 2.500 Plätzen ein

Tragisch: Die Politik schafft keinen Durchbruch in der Asylmisere. Traiskirchen ist mit 4.100 Menschen überfüllt, trotz Aufnahmestopps am Mittwoch erfolgt die Übernahme viel zu langsam. Laut Ministerium springt der Bund für die Länder mit 2.500 Plätzen ein. Nur vier Länder erfüllen die Quote, neue Quartiere wurden aber fixiert: Das Rote Kreuz nimmt 300 Asylwerber auf, und heute ziehen 50 Flüchtlinge in die Frundsberg-Kaserne in Vomp in Tirol.

(prj, lae)

ÖBB, Asfinag & Co.: "Wir wollen helfen!"

So tragisch sich die Asylsituation in Österreich darstellt, so groß ist die Hilfsbereitschaft: „Wir wollen helfen“, sagen dieser Tage nicht nur Tausende Österreicher, sondern auch große Unternehmen. Laut Innenministerium haben Private und Unternehmen 285 Unterkünfte mit ins­gesamt 4.450 Plätzen für Flüchtlinge angeboten, die jetzt einmal auf die Tauglichkeit geprüft werden müssen, vor allem bei der Prüfung durch Länder gibt es noch Verzögerungen. Eine Auswahl:

-Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat dem Innenministerium eine Liste leer stehender Liegenschaften übermittelt, die für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet werden könnten. Die Prüfung auf Eignung läuft.

-ÖBB-Gebäude: Bei den ­Bundesbahnen ist die Bereitschaft da, Raum zur Verfügung zu stellen. „Grundsätzlich könnten wir in dem einen oder anderen unserer Gebäude Möglichkeiten für eine Unterbringung schaffen, sollte das Land auf uns zukommen“, sagt ÖBB-Sprecherin Sonja Horner.

-Asfinag-Flächen: Auch seitens der Autobahngesellschaft Asfinag will man helfen. Hier wurden einige Angebote bereits geprüft, teils gab es aber keine Genehmigung, weil in den betreffenden Gebäuden die notwendige Infrastruktur fehlt.

-Die Wirtschaftskammer ruft auf Landesebene (etwa in Salzburg) Firmen auf, leer stehende Hallen, Büroräume oder freie Flächen zur Verfügung zu stellen.

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