U-Ausschuss

Staatsbürgerschaft für Ex-Vorstand Colombo

13.03.2012

Der Ex-Telekom-Finanzvorstand erhielt eine Millionen schwere Abfindung. Wofür, weiß er nicht.

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© APA, Stefano Colombo
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Bei der teilstaatlichen Telekom Austria saß das Geld im Jahr 2006 sehr locker. Der damalige Finanzvorstand Stefano Colombo erhielt zu seinem Abschied rund 750.000 Euro plus eine freiwillige Abfertigung von 200.000 Euro. Obendrein gab es nach dem Ausscheiden einen Beratervertrag für Colombo, dotiert mit 500.000 Euro. Wofür Colombo diese halbe Million bekam, konnte er am Dienstag im Korruptions-U-Ausschuss nicht benennen. "Konkret kann ich dazu nichts sagen. Die Telekom hat nicht bei mir angerufen", meinte Colombo auf mehrmalige Nachfrage des BZÖ-Abgeordneten Stefan Petzner.

Hier finden Sie den Auftritt von Heinz Sundt im U-Ausschuss zum Nachlesen.

Interessant war auch, wie der Italiener Colombo zur österreichischen Staatsbürgerschaft kam. Er habe den Wunsch Österreicher zu werden dem damaligen FPÖ-Verkehrsminister Matthias Reichhold vorgetragen, dieser wiederum habe sich an die damalige Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F)  gewendet. Miteingebunden war laut Colombo auch der seinerzeitige Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Ob diese Maßnahmen zum Erhalt des österreichischen Passes setzten, blieb offen.  Im August des Vorjahres hatte sich Colombo im Zusammenhang mit der Kursmanipulation im Jahr 2004 in einem Interview mit den Worten verteidigt: "Ich bin ein prädestiniertes Opfer. Ich bin der Italiener".

Aus dem Bonusprogramm der Telekom in Folge der Kursmanipulation im Jahr 2004 hat Colombo nach eigenen Angaben knapp 200.000 Euro erhalten.

 Zu konkreten Fragen zur Kursmanipulation entschlug sich Colombo, der von den Ermittlungsbehörden als Beschuldigter geführt wird. Es gilt die Unschuldsvermutung.

   Aufhorchen ließ der Grüne Fraktionsführer Peter Pilz, als er ankündigte überprüfen zu lassen, ob Ex-ÖIAG-Chef Peter Michaelis wegen falscher Zeugenaussage im U-Ausschuss angezeigt wird. Anlass waren widersprüchliche Aussagen zu den Prüfungen der Kursmanipulation von FMA-Chef Kurt Pribil, Colombo und Michaelis. Unterstützung bekam er von Petzner.

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17:01 Uhr: Vorsitzende Moser bedankt sich bei Colombo und schließt die heutige Sitzung. Damit ist der U-Ausschuss für heute beendet. Morgen geht es um 9 Uhr weiter - erste Auskunftsperson wird dann Ex-Innenminister Ernst Strasser sein.

16:54 Uhr: Auch zu den Fragen von Pilz und Tamandl hat Colombo kaum Erhellendes oder Überraschendes zu sagen. Wobei er meint, dass es schwierig sei, sich an die Gesprächsinhalte eines Abendessens, das vor acht Jahren stattgefunden hat, zu erinnern.

16:44 Uhr: Petzner rechnet Colombo vor, dass dieser bei seinem Ausscheiden aus dem Telekom-Vorstand 1,2 Millionen Euro erhalten habe - plus einen Konsulentenvertrag über 500.000 Euro. Moser weist Petzner darauf hin, dass dies nicht Gegenstand der Befragung sei. Petzner formuliert eine Wiederholung seiner Frage von vor etwa einer Stunde. Was für Ratschläge, welche Beratungsleistungen habe Colombo für die Telekom im Rahmen seiner Konsulententätigkeit erbracht? Colombo will oder kann sich an keine erinnern. Petzner wundert sich, warum es einen Vertrag über 500.000 Euro gibt, wenn es keine nennenswerten Gegenleistungen gebe.

16:34 Uhr: Vorsitzende Moser weist den nächten Fragenden, Stefan Petzner, darauf hin, dass schon überzogen worden sei. Er solle sich kurz fassen. Petzner will wissen, ob Telekom-Vorstände politische Kontakte gehabt hätten und welche. Colombo sagt, dass es Kontakte gegeben hätte - das sei allerdings nichts Spezielles in einem Vorstand. Petzner präzisiert: Wie waren die Kontakte von Schieszler zur Politik? Colombo meint, dass Schieszler Karriere machen wollte. Konkrete politische Kontakte gibt er auf Nachfrage allerdings nicht an.

16:28 Uhr: Colombo führt aus, dass er von seinem ehemaligen Kollegen Schieszler "sehr enttäuscht" sei. FP-Rosenkranz nimmt den Ball auf und konfrontiert Colombo mit seiner eigenen Aussage zu einer Schieszler-Aussage: "Ich bin sprachlos. Das ist einfach nicht wahr." Rosenkranz will darauf hinaus, dass sich Colombo über die Glaubwürdigkeit von Schieszler äußert. Doch Colombo sagt nichts, macht erneut von seinem Entschlagungsrecht Gebrauch. 

16:21 Uhr: Jetztn ist VP-AbgeordneteTamandl ist mit den Fragen an der Reihe. Sie will wissen, wer aus der Telekom mit Hochegger gearbeitet habe und zitiert Aussagen von Meischberger. Colombo nennt Rudolf Fischer. Doch welche Leistungen hat Hochegger für Colombo erbracht? Colombo verneint, dass Hochegger für ihn gearbeitet habe. Meischberger kenne er überhaupt nicht. "Würden Sie sagen, dass Hochegger primär für Vorstand Sundt gearbeitet hat?" Das könne er so nicht sagen, antwortet Colombo.

16:15 Uhr: Für Heiterkeit im Ausschuss sorgt die VP-Abgeordnete Tamandl, die Colombo fragt: "Sind Sie Freimaurer? Sind Sie Mitglied einer Freimaurer-Loge?" Colombo verneint energisch: "Nein, sicher nicht." Er scheint sich über die Frage sehr zu wundern.

16:07: Pilz erklärt, dass zwei Zeugen Colombo beschuldigen, von den Kurs-Manipulationen durch den Broker Wanovits gewusst zu haben. Colombo entschlägt sich auch hier der Aussage. Pilz will wissen, ob Colombo von einer internen Revision der Telekom Kenntnis erlangt hat. Colombo entschlägt sich neuerlich der Aussage und verweist darauf, dass er in einem Verfahren Beschuldigter ist.

16:04: Pilz wirft Colombo eine Falschaussage vor. Zeuge Pribil hatte erklärt, dass es keinen Bericht von der Finanzmarktaufsicht (FMA) an die Telekom in der Causa Aktienkursmanipulation gegeben habe. Colombo hatte jedoch behauptet, dass die Telekom von der FMA informiert worden sei. "Ich habe das aus den Medien erfahren", rechtfertigt sich Colombo. Pilz kontert, dass die Aktienkursmanipulation damals nicht in den Medien gestanden wäre.

16:02 Uhr: Nun ist Peter Pilz mit den Fragen an der Reihe. Er will wissen, wie oft Colombo sich mit Schieszler über das Bonusprogramm ausgetauscht habe. Colombo entschlägt sich der Aussage, da er als Beschuldigter geführt wird. Der Verfahrensanwalt meldet sich zu Wort und Pilz muss seine Frage neu stellen. Er formuliert um: "Was haben Sie am 2. März mit Herrn Schieszler besprochen?" Colombo entschlägt sich neuerlich der Aussage.

15:50 Uhr: Jetzt kommt Kuzdas auf die Manipulationen beim Telekom-Aktienkurs zu sprechen. Ist das Bonusprogramm im Vorstand diskutiert worden? Colombo verneint. Es sei zwar über den Aktienkurs gesprochen worden, aber kaum über das Programm. Kuzdas nennt Colombo den Betrag, den dieser als Vorstand für den am Stichtag höheren Aktienkurs lukrierte: 196.000 Euro.

15:46 Uhr: Kuzdas: "Haben Sie den Eindruck, dass Sie als gebürtiger Italiener jetzt zum "Sündenbock" gemacht werden sollen?" Colombos Antwort: Er fühle sich in der Tat einsam. Er glaube, dass ihm niemand helfe. Dieser Eindruck verstärke sich für ihn nach der Lektüre der Medien.

15:41 Uhr: Der SP-Abgeordnete Kuzdas fragt nach den Kontakten von Colombo in Österreich. "Ich habe ein soziales Leben", antwortet Colombo. Michaelis habe ihn wie einen "Erben" behandelt, sagt der gebürtige Italiener

15:38 Uhr:  Kuzdas fordert Colombo auf, seine besonderen Leistungen zu beschreiben, die zu seiner österreichischen Staatsbürgerschaft geführt haben. Colombo: "Ich habe bei der Telekom viel in Gang gebracht. Ich habe dort den "Change" eingeleitet", sagt er. Das habe die Republik dann eben honoriert. Kuzdas: "Sind Sie der Meinung, dass nur Sie dieses "Change-Management" durchführen konnten?" "Nein", sagt Colombo.

15:31 Uhr:  Nun ist der SP-Abgeordneter Kuzdas mit den Fragen an der Reihe. Er findet es "seltsam", dass Colombos Vertrag als Telekom-Vorstand nicht verlängert wurde und ihm andererseits ein Konsulentenvertrag über 500.000 Euro angeboten worden ist. Kuzdas will wissen, wie und wann der gebürtige Italiener Colombo die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen habe. Colombo erzählt, dass er 2003 mit dem damaligen Minister Mathias Reichhold gesprochen habe und dann einen Antrag gestellt habe.

15:28 Uhr:  Petzner zitiert eine "freiwillige Abfertigung" der Telekom für Colombo. Dieser habe 200.000 Euro bekommen. Dazu kassierte Colombo über eine Million Euro Abfertigung plus Restgehalt und Konsulentenvertrag in der Höhe von 500.000 Euro Der BZÖ-Abgeordnete interessiert sich für die Hintergründe dieser "freiwilligen Abfertigung". Colombo sagt, dass der Aufsichtsrat diese Abfertigung genehmigt habe und dass man seine Leistungen für das Unternehmen offensichtlich geschätzt habe.

15:20 Uhr: Petzner will im U-Ausschuss nun wissen, ob Colombos Kenntnisse von der Telekom denn auch abgerufen worden seien. "Welche Leistungen haben Sie konkret erbracht?" Die Antwort ist langes Schweigen, dann sagt Colombo: "In meinem Vertrag stand ja, dass ich zur Verfügung zu stehen habe - und das habe ich getan." Petzner lässt nicht locker. "Wie hat die Telekom ihre Leistungen genutzt?" Colombo erklärt, dass er der Telekom mit Ratschlägen zur Seite stand.

15:14 Uhr: Der BZÖ-Abgeordnete Stefan Petzner beginnt mit den Fragen an Colombo. Nach seinem Ausscheiden aus der Telekom habe Colombo einen Konsulentenvertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen. In dem Vertrag wird u.a. festgelegt, dass Colombo für Beratungsleistungen an den Vorstand der Telekom 500.000 Euro verrechnen kann. "Meine Leistungen waren meine Kenntnisse auf vielen Bereichen, u.a. auf den Finanzmärkten", antwortet Colombo.

15:13 Uhr: Indessen gibt es auch neue Entwicklungen bei der Causa rund um ÖVP-Fraktionschef Werner Amon. In der Früh wurde ja bekannt, dass die Staatsanwaltschaft auch gegen Amon und den SPÖ-Abgeordneten Kurt Gartlehner ermittelt. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zeigt sich nun in einer ersten Reaktion verärgert über die Bekanntgabe der Auslieferungsanträge. Laut einer internen Vereinbarung des Parlaments sollen zuerst die betroffenen Abgeordneten über Auslieferungen informiert werden, erst dann die anderen Fraktionen und die Öffentlichkeit. Die Hintergründe zur Causa Amon lesen Sie hier.

15:11 Uhr: Stefano Colombo ist bereits da. Er hat eine Dolmetscherin mit. Colombo ist gebürtiger Italiener.

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