FPÖler distanzieren sich von Sellner

Streit über Identitäre: Zerreiß-Probe in der FPÖ

08.04.2019

Strache verordnet der FPÖ Distanz zu Identitären. Warum das in der FPÖ heikel ist.

Zur Vollversion des Artikels
© Fotomontage; Quelle: APA
Zur Vollversion des Artikels

„Wir könnten auch mitspielen, unsererseits leaken, diffamieren und Versprechen brechen“, legte Identitären-Sprecher Martin Sellner gestern auf Twitter nach. Der „Bruderkrieg“ zwischen den Rechtsextremen und der FPÖ geht in die nächste Runde. Seit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Samstag die völlige Distanzierung vom rechtsextremen Verein gefordert hatte, gehen die Wogen in der blauen und nationalen Welt freilich hoch.

 

 

Blaue Basis probt Aufstand. Offizielle FPÖ-Funktionäre lösen nun zwar verstärkt ihre Bande mit den Identitären auf, die blaue Basis scheint das aber weniger amüsant zu finden.

  • Auf der rechten Online-Plattform unzensuriert.at – mit engen Verbindungen zur FPÖ – wird seit Tagen gegen VP-Kanzler Sebastian Kurz gewettert, die Identitären werden in Schutz genommen. Der heutige Geschäftsführer der Plattform ist Walter Asperl, ein FPÖ-Klubmitarbeiter.
  • Auf der Rechtsaußen-­Internetseite „Info-Direkt“ – ebenfalls von zwei FPÖ-Mitgliedern betrieben – geht es ähnlich zu. Die Identitären zeigten sich denn auch zufrieden mit deren Berichterstattung.
  • Aber auch auf der Facebook-Seite von Heinz-Christian Strache hagelt es Hunderte negative Reaktionen unter sein Distanzierungs-Posting.

ÖVP beobachtet Lage 
weiter "ganz genau"

„Herr Strache, jetzt wird es höchste Zeit, die ÖVP aufzufordern sich von George Soros mindestens ebenso deutlich zu distanzieren“, schreibt dort etwa ein User.

Tatsächlich fühlen sich einige Blaue auch „von der ÖVP zu öffentlich vorgeführt“. Offiziell darüber reden, will derzeit ­allerdings kein FPÖ-Politiker. „Wir wollen weiterarbeiten“, drückt ein Blauer die Angst vor vorgezogenen Neuwahlen aus. Tatsächlich dürfte Kurz Strache das politische Messer angesetzt haben.

Ein FPÖ-Stratege hofft, dass sich das Blatt bald wenden könnte: „Sollten die Identitären doch nicht verboten werden können, wie von Kurz erhofft, ist die Geschichte hin.“ Fragt sich nur, ob die blaue Basis damit zufrieden wäre.

Identitäre drohen mit Ermittlungen

Martin Sellner droht der FPÖ indirekt mit Enthüllungen. Bereits seit Tagen deuten auch andere Identitäre an, Material gegen die FPÖ zu besitzen. In der FPÖ gibt man sich davon unbeeindruckt. Gleichzeitig sendet der Identitären-Sprecher aber auch Versöhnungssignale an die Blauen. Bislang freilich ohne Erfolg.

Sellner: Wenn FPÖ so weiter macht, könnte sich Flügel abspalten

Und auf oe24.TV erklärte Sellner am Montagabend bei Fellner! LIVE, dass er zudem nicht ausschließe, dass sich in Zukunft eine Partei rechts der Freiheitlichen in Österreich formieren könnte. "Wenn die FPÖ so weiter macht und Patrioten Nazis nennt", dann könnte sich ein Flügel abspalten. In den letzten Tagen hätten ihm zahlreiche FP-Politiker geschrieben und erzählt, dass "ihr Herz blutet". Namen wollte er nicht nennen, da Verteidiungsminister Kunasek mit Repressionen drohe. Sellner selbst habe allerdings wenig Ambitionen in die Politik zu gehen, wie er selbst sagt.

Zur Vollversion des Artikels