Präsidenten-Wahl

Thriller 
um die Hofburg

02.01.2016

Bis 16. Jänner wollen alle Parteien ihre Kandidaten für die Präsidenten-Wahl nominiert haben.

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Fix ist bisher nur Irmgard Griss. Der Rest zaudert, pokert, taktiert, ziert sich. ÖSTERREICH sagt, wie die Karten für die Präsidentenwahl wirklich stehen – und hat die erste Umfrage:

 

Umfrage: Wen wählen Sie?

ÖVP: Alles für Pröll,Karas nur Outsider
Als erste Partei will die ÖVP ihren Kandidaten offiziell benennen. Für Sonntag, 10. 1., ist ein Parteivorstand geplant, für den Montag eine ­Jubel-Parteileitung. Einziges Problem: Erwin Pröll hat noch immer niemandem in der ÖVP gesagt, ob er antritt. Er lässt die Partei zappeln. Dabei ist hinter den Kulissen alles klar: Pröll wird in den Wahlkampf ziehen.

Das Team steht schon (angeblich mit Ex-NÖN-Chef Knabl als Manager), Plakatwände sind gebucht. Es soll der beste Pröll-Wahlkampf aller Zeiten werden: extrem aufwendig, aber auch extrem bürgernah. Pröll will sich sehr regierungskritisch positionieren, gegen Faymann, gegen zu viele Flüchtlinge. Wenn er antritt, ist er wohl der Favorit für die Hofburg …

… Aber wenn nicht, hat 
die ÖVP ein Problem: Dann wären Ex-EU-Kommissar Fischler, Kammerpräsident Leitl, aber auch EU-Abgeordneter Karas Alternativen. Fischler hätte die besten Chancen …

SPÖ: »Rudi« Favorit, Vranitzky Wunderwaffe
In der SPÖ läuft alles auf Rudi Hundstorfer hinaus. Der Sozialminister hat im kleinen Kreis schon „Ja“ gesagt. Die Gewerkschaft verspricht den „Total-Einsatz“. Motto: Ein „soziales Gewissen“ für die Hofburg, Arbeitnehmer sollen „Rudi“ wählen. Die Kampagne soll Wahlkampf-Profi Joe Kalina machen. Hundstorfer ist ein Kumpel-Typ, ein echter Wahlkämpfer. Nachteil: Er ist mit den Arbeitslosenzahlen belastet, liegt in Umfragen so schlecht, dass er es – derzeit – nicht einmal in die Stichwahl schaffen würde. Das wäre für SPÖ-Chef Faymann ein Riesen-Problem, der beim SPÖ-Parteitag im Herbst 2016 über ein Debakel selbst stürzen könnte. Hinter den Kulissen sucht die SPÖ deshalb noch eine „Wunderwaffe“ für die Präsidentenwahl: Wunschkandidat aller wäre Franz Vranitzky, der ob seiner 78 Jahre freilich (noch) nicht recht will. Zufall oder nicht: Letzte Woche gab es ein Geheimtreffen Fischer-Vranitzky in der Hofburg. Was dort wohl besprochen wurde?

Grüne: Alle für VDB, der heiratete schon
Am Anfang wollte er nicht – doch inzwischen haben ihn alle Grün-Politiker so angebettelt, dass Alexander Van der Bellen seine Hofburg-Kandidatur um den 18. 1. – seinen Geburtstag – offiziell machen dürfte. Zwar wird der „Professor“ schon 72, aber er ist nach kurzer Schwäche wieder voll fit – und auch privat neu aufgestellt: Er ließ sich still und leise scheiden und machte seine Lebensgefährtin Doris Schmidauer zur Ehefrau. Die mehr als 20 Jahre jüngere Schmidauer ist grüne Klub-Managerin – das Paar wäre also ein politisches Power-Couple. Van der Bellen liegt in den Umfragen exzellent. Ob er seine 30 % in einem Flüchtlings-Wahlkampf halten kann, muss sich zeigen.

FPÖ: Traut Strache sich – oder Stenzel?
Ursprünglich wollte die FPÖ Irmgard Griss, dann Rechnungshof-Chef Josef Moser. Griss war der Partei zu unabhängig und zu schrullig, Moser chancenlos. So muss Parteichef Strache bis 16. Jänner entscheiden, ob er selbst antritt. Für Strache spricht: 30 % Wähler hat er fast fix – damit wäre er in der Stichwahl. Plus: Das Flüchtlings-­Thema könnte ihm enormen Rückenwind geben. Gegen Strache spricht: Eine 50-%-Mehrheit für ihn gibt es nicht, der 2. Wahlgang würde zur Schlacht „Alle gegen Strache“ werden. Wenn Strache nicht antritt, kommt entweder doch Moser – oder eine Sensation: Denn Strache überlegt ­gerade sehr ernsthaft, Ursula Stenzel ins Präsidenten-Rennen zu schicken. Motto: Eine Frau für die Hofburg. 

Griss: Noble Wut-Oma ist ganz alleine
Als Einzige schon voll im Wahlkampf-Modus ist Irmgard Griss. Die Sensation: Sie führt in den Umfragen. Die Realität: Die Pole-Position wird sie nicht halten können. Ihr Wahlkampf-Budget beträgt 300.000 Euro – gegen mindestens jeweils 5 Millionen von ÖVP, SPÖ, FPÖ. Noch wirkt sie etwas schrullig und politisch naiv. Aber eine noble Version der „Wut-Oma“ kann Furore machen.

Lugner: Was Trump kann, kann er auch
In ÖSTERREICH hat auch ­Richard Lugner seine Über­legung einer Kandidatur angekündigt. 1998 schaffte er schon einmal 10 %. Das wäre der Gag des Jahres 2016: Trump im Weißen Haus – und Lugner mit Spatzi in der Hofburg.

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