Paukenschlag

Tiroler SPÖ-Chef Ingo Mayr tritt zurück

19.09.2016

Der Tiroler Parteiobmann der Sozialdemokraten trat überraschend zurück.

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Es blieb nur bei einer Episode: Etwas mehr zwei Jahre nach seiner Inthronisierung tritt Ingo Mayr vom Vorsitz der Tiroler SPÖ zurück. Der hemdsärmelige wie leutselige Gewerkschafter, Bürgermeister und Hobbymusiker geht, ohne wirklich in der Partei angekommen zu sein. Zurück bleibt eine notorisch verunsicherte Landespartei auf der steten Suche nach dem politischen Erfolgshebel.

Mayrs Einstand unter keinem guten Stern
Bereits vor seiner Wahl zum Parteivorsitzenden im Juni 2014 mit 90,7 Prozent waren die Vorzeichen nicht die Allerbesten. Die Führung um den damaligen geschäftsführenden Parteivorsitzenden Gerhard Reheis hatte nach der desaströsen Landtagswahl im April 2013 fast ein Jahr verstreichen lassen, ehe man sich zu einem ordentlichen Landesparteitag und damit zu einer Vorsitzenden-Wahl durchrang. Die Tiroler SPÖ war überhaupt ganze zwei Jahre - nach dem Rücktritt des damaligen LHStv. Hannes Gschwentner im Juni 2012 - ohne gewählten Parteivorsitzenden geblieben.

Streitigkeiten innerhalb Tiroler SPÖ
Innerparteiliche Grabenkämpfe hatten bereits Mayrs Inthronisierung überschattet. Landtagsabgeordnete wie die Bürgermeisterin von Lienz, Elisabeth Blanik, verlangten einen kompletten Neubeginn an der Parteispitze und wollten auch Reheis' Rückzug von der Klubspitze. Mayr saß dabei zwischen den Stühlen, war er doch maßgeblich von Reheis, der wie er aus dem Bezirk Imst kommt, auf das Parteischild gehoben worden. Erschwerend kam hinzu, dass der 51-Jährige (*27. Juni 1965) ein bis dato komplett unbeschriebenes Blatt auf Landesebene war.

Er sah sich einer Partei gegenüber, die von Wahlschlappen zermürbt und - speziell nach dem Rauswurf durch die ÖVP aus der Landesregierung - vom Kampf vieler um nur noch wenig verbliebene Posten gekennzeichnet war. Mit einer Parteireform, die zum Teil noch vor Beginn von Mayrs Ära konzipiert worden war, sollte die Tiroler SPÖ "jünger, weiblicher und linker" sowie basisdemokratischer werden. Mit der Reform des Parteistatuts wurde eine Frauen-, Jugend-und Gewerkschaftsquote eingeführt. Doch die alten Zöpfe waren weiter nur schwer abzuschneiden, in der Innsbrucker Stadtregierung etwa blieb die Verjüngung aus. Mit einer "Zurück zu den Wurzeln"-Politik wollte der FSG-Gewerkschafter das Ruder herumreißen, doch der propagierte Neuanfang kam weder in der Partei noch in der Bevölkerung an. Egoismen dominierten, eine Versammlung der wichtigsten politischen Kräfte hinter dem Parteichef fand nie statt.

Den Eindruck der Machtlosigkeit wurde der Bürgermeister von Roppen bis zum Schluss nicht los. Besonders erschwerend kam hinzu, dass Mayr nicht im Landtag vertreten war. Die Landtagsbühne - vor allem für eine Oppositionspartei nicht nur medial überlebenswichtig - blieb ihm bis zuletzt verwehrt. Die roten Listenvorderen waren bis zuletzt offenbar nicht bereit, für ihren Chef Platz zu machen.

Immer wieder Querschläger
Mayrs Pech war, dass es sich bei einigen zu überzeugenden Parteigenossen - wie etwa dem Kaltenbacher Bürgermeister und früheren LAbg. Klaus Gasteiger - um Funktionäre handelte, die mit der Partei zuletzt über Kreuz waren. Auch diese groben atmosphärischen Probleme rührten noch aus der Zeit vor Mayr her. So wurde etwa eine regionale Unausgewogenheit in der Partei zugunsten des Tiroler Oberlandes und zuungunsten Unterländer Bezirke wie Kufstein und Kitzbühel sichtbar - nicht zuletzt ein Erbe von Gerhard Reheis.

Die Probleme nahmen überhand, die Umfragewerte blieben beharrlich im Keller. Das mediale Bild, das die Partei spätestens mit der Abschiedspressekonferenz der LAbg. Gabi Schiessling abgab, konnte nur mehr als katastrophal bezeichnet werden. Der im persönlichen Umgang gewinnende zweifache Familienvater und Betriebsratsvorsitzende des AMS Tirol, Ingo Mayr, war am Ende der roten Fahnenstange angelangt.

 

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