Ulla Weigerstorfer:

"Team Stronach ist fulminant abgesackt"

01.12.2013

Ex-Miss-World beerbt Monika Lindner im Parlament. Im ÖSTERREICH-Talk über ihre Pläne.

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© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer
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Sie spart bei ihrem ersten Interview mit ÖSTERREICH nicht mit Kritik: Ulla Weigerstorfer will für ihre Anliegen kämpfen. Dabei ist der 46-Jährigen klar, dass das Team Stronach, für das sie ab kommender Woche statt Monika Lindner im Parlament sitzt, längst keine Sieger-Partei mehr ist: „Wir sind fulminant gestartet, dann fulminant abgesackt“, so Weigerstorfer im Interview mit ÖSTERREICH. Jetzt sei ein Reinigungsprozess im Gang, den sie nur begrüßen könne.

Beste Mami
Sie selbst will sich vor allem für Umwelt- und Familienthemen starkmachen. Die alleinerziehende Mutter einer achtjährigen Tochter ist empört, wenn sie über die gestrichene Erhöhung der Familienbeihilfe, wie es die kommende Koalition plant, spricht: „Das ist unfair“, so Weigerstorfer. Was für sie letztendlich zähle, sei es, für ihre Tochter Ina „die beste Mami der Welt“ zu sein, so die Pferde-Närrin, die als einziges Bedürfnis im Leben angibt, täglich Zeit zum Reiten zu brauchen.

Keine Reue
Weigerstorfer, einst Liebling der Society, war sieben Jahre mit dem 2009 verstorbenen Ex-Tennis-Ass Horst Skoff liiert und sorgte in den 80ern mit Oben-ohne-Fotos für Aufregung. Seit 11 Jahren ist sie für Frank Stronach im Bereich des Pferdesports aktiv. Peinlich ist ihr keine Station in ihrem Leben: „Mein Leben ist die Summe meiner Erfahrungen, ich möchte keine davon missen.“
 

"Will nicht auf den Missen-Titel reduziert werden"

ÖSTERREICH: Von der Miss World zur Politikerin: Wie schafft man den Sprung?
Ulla Weigerstorfer: Indem 26 Jahre vergehen. Ich bin stolz auf den Miss-World-Titel, aber ich will nicht darauf reduziert werden. Ich habe hart gearbeitet in den vergangenen Jahren und jetzt will ich mit Sachthemen punkten.

ÖSTERREICH: Was wollen Sie im Parlament bewirken?
Weigerstorfer: Ich will mich für Familien und alleinerziehende Mütter einsetzen. Dass die Regierung hier seit 13 Jahren bei der Familienbeihilfe keine Inflationsanpassung vornimmt, ist unglaublich und nicht fair. Die Familie ist Kern der Gesellschaft.

ÖSTERREICH: Sie selbst sind alleinerziehende Mutter einer Tochter. Womit hatten Sie zu kämpfen?
Weigerstorfer: Das Schwierigste ist natürlich das Zeitmanagement, das durch meine Aufgabe im Parlament nicht einfacher wird. Aber ich selbst habe einfach wenig persönliche Bedürfnisse. Das Einzige, was ich brauche, ist mein täglicher Sport. Ich reite jeden Tag. Ansonsten bin ich, was mich persönlich betrifft, relativ bescheiden.

ÖSTERREICH: Es wurde bereits in Kommentaren gelästert, Sie seien nun die Stimme für den Pferde-Wettsport im Parlament. Ärgert Sie das?
Weigerstorfer: Nein, denn Sport ist ein wichtiges Thema (lacht). Ich will mich für mehr Spitzensport, Breitensport und mehr Sport in den Schulen einsetzen. Ich werde im Parlament aber sicher auch den einen oder anderen Satz dem Pferdesport widmen.

ÖSTERREICH: Sind Sie froh, dass Monika Lindner für Sie den Sessel geräumt hat?
Weigerstorfer: Natürlich freue ich mich, dass ich nun die Möglichkeit habe, meiner Stimme im Parlament Kraft zu verleihen. Zu Monika Lindner kann ich nur sagen, dass ich ihr alles Gute und viel Gesundheit wünsche. Ich selbst bin finanziell unabhängig und brauche mich nicht durch ein Abgeordnetengehalt absichern. Ich bin gesund und arbeite gerne. Ums Geld geht es mir ganz sicher nicht.

ÖSTERREICH: Sind Sie noch stolz Teil des Team Stronach zu sein? Die Partei ist fulminant gestartet …
Weigerstorfer: … ja, fulminant gestartet und dann fulminant abgesackt. Wir haben gelernt und sind nun in einem Reinigungsprozess mit einem guten, kompetenten Team dahinter.

ÖSTERREICH: Wie lange soll Frank Stronach noch im Parlament bleiben?
Weigerstorfer: So lange er will. Wichtig ist, er bleibt uns mit Rat und Tat erhalten. Ich arbeite seit mehr als elf Jahren mit ihm zusammen und finde, er ist ein unglaublicher Mensch.

ÖSTERREICH: Vor allem unglaublich schwierig.
Weigerstorfer: Ich bin nicht der klassische Ja-Sager und hatte nie ein Problem mit ihm. Im Wahlkampf hat doch jeden nur interessiert, welchen Fauxpas sich Herr Stronach oder ein Mitarbeiter geleistet hat. Mir ist es lieber, wenn jemand den einen oder anderen Fehler macht und dafür nicht nur einstudierte Floskeln bringt. Die wirklichen Inhalte sind leider zu wenig beachtet worden. Wir haben beispielsweise ein einzigartiges Programm für Umwelt, Nachhaltigkeit, Innovation und globale Verantwortung, erstellt von internationalen unabhängigen Experten und Nobelpreisträgern. Das will ich publik machen.

ÖSTERREICH: Wie erklären Sie Ihrer Tochter eigentlich Ihre zahlreichen Stationen im Leben? Sind Ihnen da beispielsweise Ihre Oben-ohne-Fotos im Playboy peinlich?
Weigerstorfer: Nein, mein Leben ist die Summe meiner Erfahrungen. Meine Tochter ist eine starke Persönlichkeit und ein kluges Kind. Ich bin immer wieder überrascht über ihre Sicht der Dinge. Zu den Fotos möchte ich aber schon sagen, dass ich nie für den Playboy posiert habe. Der Playboy hat mir damals wohl sehr viel Geld für Fotos angeboten, aber ich durfte keine Nacktfotos machen, sonst hätte ich meinen Miss-World-Titel verloren. Daraufhin wurde ein gestohlenes Oben-ohne-Foto im Playboy veröffentlicht. Ich habe dagegen geklagt – und gewonnen. Mit den Fotos habe ich aber bis heute kein Problem. Ich möchte keine meiner Erfahrungen von damals missen. Aber all das ist jetzt 26 Jahre her. Das weiß auch meine Tochter. Was für uns beide zählt, ist, dass ich für sie die beste Mami der Welt bin.

ÖSTERREICH: Wird Sie Ihre Tochter ins Parlament begleiten?
Weigerstorfer: Nein, aber ich werde ihr darüber erzählen.

ÖSTERREICH: Gibt es für Sie im Parlament Parteien, mit denen Sie nicht zusammenarbeiten wollen?
Weigerstorfer: Solange inhaltlich eine Basis besteht, schließen wir niemanden aus. Wir wollen Schulden abbauen, den Verwaltungsapparat minimieren und Berufspolitiker abschaffen. Es ist auch mein Vorteil, dass ich neben der Politik einen Job habe: So brauche ich niemanden anlügen, damit ich noch einmal gewählt werde.

ÖSTERREICH: Käme für Sie eine gemeinsame Regierung des Team Stronach mit ÖVP und FPÖ infrage?
Weigerstorfer: Ich bin ein Fan davon, Dinge erst zu überlegen, wenn sie relevant sind. Aber wenn gewisse Werte eingehalten werden, dann ist für mich so eine Regierungsform durchaus vorstellbar.

 

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