Nach Wahl-Schlappe

Rendi macht weiter, aber hinter Kulissen fliegen die Fetzen

30.09.2019

Tag 1 nach der Wahl: In der SPÖ geht es rund. Die Chefin bleibt und will eine Neuaufstellung, aber mit der Neubesetzung ihres Bundesgeschäftsführers sorgt sie innerhalb der Partei schon wieder für Kritik.

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Die Spannung war zum Greifen. Als Pamela Rendi-Wagner am Montag vor die Presse trat, waren viele gespannt wie es nun mit der SPÖ und ihrer Chefin weitergehen soll. Mit über 50 Minuten Verspätung stellte sie sich dann den anwesenden Journalisten. "Wir sind nicht zufrieden mit diesem gestrigen Wahl-Ergebnis", so Rendi wenig überraschend. "Nun heißt es weiterkämpfen", betont sie. Innerhalb der Sitzungen wurde auch eine Problemanalyse durchgeführt. Zum einen seien viele ehemalige Grün-Wähler wieder zurück zu den Grünen gegangen, Zum anderen hätten viele enttäuschte FPÖ-Wähler vielmehr in der ÖVP eine Alternative gesehen, als in der SPÖ. Diese Analysen und viel mehr sollen jetzt der SPÖ bei der Neuaufstellung helfen. Ein "Erneuerungsprozess", wie Rendi es nennt.

Kritik an Deutsch

Nachdem ihr Vertrauter Thomas Drozda einen Tag nach der Wahl als Bundesgeschäftsführer den Hut zog und zurücktrat, wurde ihr Wahlkampfleiter Christian Deutsch nun zu Drozdas Nachfolger gemacht. Obwohl ein alter Hase innerhalb der Partei, ist Deutsch keineswegs unumstritten. Viele sehen seine Besetzung als ein Affront. Als Wahlkampfleiter ist er maßgeblich am Wahl-Debakel verantwortlich, auch wenn Rendi dies immer in Abrede stellt. Auch habe der neue Bundesgeschäftsführer Kenntnis über Parteistruktur und Parteileben und genieße zu 100 Prozent ihr Vertrauen, stellt sie klar.

Ausgerechnet ihn für die Erneuerung der Partei zu beauftragen, sorgt bei vielen Parteikollegen für Kopfschütteln. Zudem gilt Deutsch als Vertrauter von Ex-Kanzler Werner Faymann und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Die Roten in den Ländern sehen darin eine Machtübernahme Wiens. Auf Fragen nach dieser Kritik ging die Parteivorsitzende nicht ein.

Kernthemen bleiben gleich

Von einer inhaltlichen Erneuerung, will Rendi aber nichts wissen. "Was vor der Wahl für uns wichtig war, wird auch nach der Wahl thematisch für uns wichtig sein", betont Rendi und verweist darauf, dass die SPÖ mit ihren Themen im Wahlkampf goldrichtig lag. Man hatte es nur nicht geschafft, dass diese auch richtig beim Wähler ankommen. Eine strukturelle Neuaufstellung soll daran nun etwas ändern. "Da haben wir Luft nach oben und da ist noch viel zu tun", so die SPÖ-Chefin.

"Katastrophale" Stimmung in den SPÖ-Gremien

Deutsch und Rendi traten vor der Presse als eingeschworenes Team auf. Ein Bild, das aber keinesfalls auf die SPÖ derzeit zutrifft. Denn kurz zuvor dürfte es innerhalb der Parteigremien heftige Diskussionen gegeben haben. Bei der Tagung der roten Gremien war die Stimmung denkbar angespannt, gar "katastrophal" wie Insider berichten.

Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ), machte ihrem Ärger sogar auf Twitter Luft: "SPÖ muss sich als Gesamtpartei neu aufstellen: inhaltlich, organisatorisch und personell. Habe nach heutiger Sitzung das Gefühl, dass wir das noch öfter fordern müssen bis wir das umsetzen. Haben Sitzung vorzeitig verlassen, weil sinnlose Diskussion. Arbeiten weiter dran!"

 

Keine Alternative

Auch aus den Bundesländern hagelte es Kritik am derzeitigen Zustand der Bundespartei. Dennoch stärkte man der Parteivorsitzenden Rendi-Wagner zumindest vorerst öffentlich den Rücken.

Wie Kenner aber berichten, erfolgt dieser Zuspruch weniger aus Überzeugung, sondern viel mehr aus Mangel an Alternativen. Keiner scheint derzeit den Mut oder die Muße zu haben, den Vorsitz dieser kriselnden SPÖ zu übernehmen. Die Abwärtsspirale der Partei scheint sich weiter zu drehen...

 

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