Franzose wollte in Heimat nicht jubeln

Coman legt Grundstein für Bayern-Aufstieg

15.02.2023

Wieder einmal Kingsley Coman. Geboren und aufgewachsen in Paris hat Bayerns Franzose die Münchner im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel just in seiner Heimatstadt gegen Paris Saint-Germain zu einem 1:0-Sieg geschossen und ist damit wie schon im Finale 2020 zum Sargnagel von PSG geworden.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

"Der erste Schritt ist geschafft, den zweiten wollen wir nun folgen lassen", sagte Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Wie schon 2020, als Frankreichs Teamspieler per Kopf scorte, war Comans Treffer in der 53. Minute das einzige Tor im Pariser Prinzenpark-Stadion. "Hier ist meine Heimat, ich bin in Paris geboren. Ich wollte nicht jubeln, aber ich bin sehr froh über das Spiel", meinte der Matchwinner der Kraftprobe mit dem anfangs wirkungslosen Weltmeister Lionel Messi und dem nach seiner Einwechslung wie entfesselt aufspielenden PSG-Joker Kylian Mbappe.

In der 75. Minute ging Coman vom Platz, schenkte sein Trikot einem Ballbuben. "Ich habe ein bisschen Wadenprobleme und einen Schlag auf das Sprunggelenk bekommen", sagte der 26-Jährige bei Amazon Prime Video. "Aber ich hoffe, das dauert nur ein paar Tage." Auch Nagelsmann befürchtet offenbar nichts Ärgeres: "Ich glaube nicht, dass er ausfällt. Ich habe nicht gehört, dass es was Schlimmes ist."

Viel Lob erhielt auch Goalie Yann Sommer, der in seinem ersten Königsklassenspiel für die Bayern einen würdigen Ersatz für den nach einem Unterschenkelbruch bis Saisonende ausfallenden Kapitän Manuel Neuer gab. "Das zeichnet einen Torwart bei Bayern München aus, dass du nicht so viel zu tun bekommst, aber wenn du gebraucht wirst, da bist", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn über den 34-jährigen, der nach der Führung mitverantwortlich dafür war, dass nicht der Ausgleich fiel. Sommers größte Aktion war eine Parade gegen den frei auf ihn zulaufenden Mbappe. Sommer wehrte den Schuss mit dem Kopf ab.

Rückspiel am 8. März

Bayern-Kapitän Joshua Kimmich sprach von "einer geilen Parade", Sommer selbst lobte nicht zuletzt seine Vorhut. "Das ist natürlich ein Geschenk als Torwart, wenn die Vorderleute so verteidigen", meinte der langjährige Mönchengladbach-Akteur, gab sich im Hinblick auf das Rückspiel aber keinen Illusionen hin: "Das zweite Spiel in München wird kein Spaziergang sein, auf keinen Fall."

PSG, das 2023 bereits fünf von elf Pflichtspielen verloren hat, steht vor dem zweiten Duell am 8. März in München mit dem Rücken zur Wand. Zum zweiten Mal in Folge droht das CL-Aus schon im Achtelfinale. Auch eine Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte konnte Frankreichs Meister nicht retten, ein Mbappe-Treffer im Finish (83.) zählte wegen eines hauchdünnen Abseits' nicht. "Diese Niederlage kann die Optik der Saison der Pariser verändern, die in der Champions League nun noch eine Gnadenfrist haben, so gut wie ausgeschieden sind und intern mitten in einer Phase des Nachdenkens sind", schrieb die Tageszeitung "Le Parisien".

Mbappe-Einsatz war ein Risiko

Mbappe gab sich dennoch zuversichtlich. "Wir müssen uns am letzten Teil des Spiels aufrichten. Wir lagen hinten, aber haben gesehen, dass wir ihnen Probleme bereiten können", erklärte der 24-Jährige. Zuletzt angeschlagen war er erst in der 54. Minute aufs Feld gekommen. "Ich sollte nicht spielen, aber ich wollte meinen Kollegen helfen, wollte Energie bringen. Wir haben alles probiert, mehr konnte ich nicht tun."

PSG-Coach Christophe Galtier betonte, dass man mit Mbappes Einwechselung ein "Risiko" eingegangen sei. "Ich habe auf ihn gezählt, aber es war schnell klar, dass er nicht das gesamte Match spielen konnte", sagte der ehemalige Nizza- und Lille-Trainer. Er nahm das Resultat relativ gelassen. "Heute ist niemand ausgeschieden und niemand weitergekommen. Ich bin hoffnungsfroh. Ich hoffe, dass wir viele frische Spieler haben werden und so spielen können wie heute in den letzten 20, 25 Minuten."

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel