Spielmacher nach EURO-Schock wieder in Topform

Dänemark will mit Eriksen die großen Ärgen

06.11.2022

Nach dem EURO-Schock um Christian Eriksen will 'Danish Dynamite' bei der WM in Katar die Großen ärgern.

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Als "Danish Dynamite" haben Dänemarks Fußballer 1992 erstmals für ganz große Furore gesorgt, auf einer Sympathiewelle nach einer Beinahe-Tragödie sind sie im vergangenen Jahr bis ins Halbfinale der EURO geritten. Bei Weltmeisterschaften gelangen bisher lediglich Achtungserfolge, in Katar gilt die Mannschaft von Teamchef Kasper Hjulmand aber als echter Herausforderer der Fußball-Großmächte.

Am 12. Juni 2021 stockte den Zuschauern im Parken-Stadion von Kopenhagen und Millionen Fans vor den TV-Bildschirmen der Atem. Dänemarks Star Christian Eriksen kollabierte im EM-Spiel gegen Finnland in der 43. Minute und blieb regungslos liegen. Rettungskräfte kämpften per Herzmuskelmassage minutenlang um sein Leben, die dänischen Spieler versammelten sich teils unter Tränen um ihren Mitspieler. Es dauerte eine quälende Stunde, ehe aus dem Reichskrankenhaus eine erste Entwarnung kam. Das Spiel wurde fortgesetzt und endete 0:1.

Wie das Team und Fußball-Dänemark mit der Situation umgingen, fand weltweite Bewunderung und brachte der Mannschaft den Fair-Play-Preis ein. Die emotionale Hochschaubahn führte die Dänen bis ins EM-Halbfinale, in dem gegen England nach Verlängerung Schluss war. Viel wichtiger aber war, dass Eriksen gesundet ist. Ihm wurde ein Defibrillator implantiert, der ihm die Fortsetzung seiner Karriere ermöglichte.

Starkes Kolektiv

Zwar nicht bei Inter Mailand, weil man in Italien nicht mit Defibrillator spielen darf, aber in der englischen Premier League zunächst bei Brentford und mittlerweile bei Manchester United. Der 30-Jährige traf bei seinem Comeback im Nationalteam 287 Tage nach seinem Herzstillstand und ist wieder das Um und Auf im Nationalteam. "Er ist das Herz und der Rhythmus der Mannschaft", sagte Hjulmand über seinen Spielmacher.

Eriksen führt ein Team mit Spielern von europäischen Top-Clubs wie Simon Kjaer (AC Milan), Andreas Christensen (FC Barcelona) oder Pierre-Emile Höjberg (Tottenham) an, das nicht zuletzt seit der jüngsten Nations League ganz hoch gehandelt wird. Zweimal schlug Dänemark als Österreichs Gruppengegner Weltmeister Frankreich, der auch in Katar neben den Außenseitern Australien und Tunesien in der Gruppe D der Gegner ist. Der aktuelle Höhenflug soll die Dänen auch über das Team von 1998 bringen, das dem Land den bisher einzigen Viertelfinaleinzug bei einer WM beschert hat.

Danach herrschte ein bisschen Flaute. Die Weltmeisterschaften 2006 und 2014 wurden ebenso verpasst wie die Europameisterschaften 2008 und 2016, die WM 2010 und die EURO 2012 waren jeweils nach der Gruppenphase beendet. Nach dem Aus im Play-off für die EM 2016 kam es zu einer Zäsur. Der Norweger Aage Hareide wurde Teamchef und brachte frischen Wind in die Auswahl. Der seit August 2020 amtierende Hjulmand setzte diesen Kurs fort und will auch bei seinem zweiten großen Turnier weit kommen.

Dänen wollen neue Bestleistung erreichen

Bei einer WM stehen bisher das Viertelfinale von 1998 und dreimal Achtelfinale (1986, 2002 und 2018) zu Buche: Beim WM-Debüt 1986 kam Dänemark als Gruppensieger vor Deutschland weiter, ehe für Michael Laudrup, Sören Lerby, Preben Elkjär Larsen, Morten Olsen und Co. im Achtelfinale gegen Spanien (1:5) das Aus kam. 2002 warfen die Dänen wieder als Gruppensieger den damaligen Weltmeister Frankreich aus dem Bewerb, unterlagen danach England klar (0:3). 2018 in Russland schied Dänemark im Achtelfinale gegen den späteren Finalisten Kroatien nach Elfmeterschießen aus.

Das dänische Fußball-Märchen gab es aber auf EM-Ebene, es spielte sich vor 30 Jahren ab. Als Jugoslawien unter Teamchef Ivica Osim aufgrund des Krieges am Balkan nach der Qualifikation von der EM 1992 ausgeschlossen wurde, sprang Dänemark kurzfristig ein. Ohne echte Vorbereitung stand die Mannschaft um Peter Schmeichel, Henrik Larsen, Brian Laudrup und Flemming Povlsen vor dem Aus, gewann aber das letzte Gruppenspiel gegen Frankreich, besiegte im Halbfinale Turnierfavorit Niederlande nach Elfmeterschießen und feierte dank eines 2:0 im Finale gegen Deutschland sensationell den EM-Titel.

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