Interview

Berger mit bisheriger Saison zufrieden

31.07.2008

Toro-Rosso-Boss Gerhard Berger zieht im Interview eine erste Saisonbilanz und gibt Einblicke in die Zukunft.

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Das Team hat zuletzt große Fortschritte und nach Hockenheim auch bei den Testfahrten gute Figur gemacht. Wie hoch sind die Erwartungen für Ungarn?
Berger: "Die nächsten beiden Rennen in Ungarn und auch Valencia sind für uns wegen der Strecken-Charakteristik nicht so günstig. Aber wir haben bisher eine gute Saison. Speziell in den letzten beiden Rennen haben wir uns im Mittelfeld festgesetzt - so zwischen Platz 10 und 14. Das sollte auch in Ungarn möglich sein. Für bessere Ergebnisse brauchen wir extrem gute Tagesleistungen."

Sie haben Ungarn selbst immer wieder als ihre Lieblingsstrecke bezeichnet, waren hier viermal auf dem Podest. Was macht die Strecke so besonders?
Berger: "Man braucht sehr viel Abtrieb. Je mehr Abtrieb du hast, desto schneller bist du. Außerdem ist es eine echte Fahrerstrecke mit sehr vielen schwierigen Kurven. Das Paket von Fahrer und Aerodynamik ist in Ungarn entscheidend."

Sebatian Vettel hat im Vorjahr in Ungarn sein Debüt für Toro Rosso gegeben und seither eine rasante Entwicklung genommen. Wie sind Sie mit seinen Leistungen zufrieden?
Berger: "Er braucht eigentlich nur Erfahrung - alles andere hat er. Er ist einer der wenigen Fahrer, bei dem ich keine oder kaum Schwachstellen sehe. Er ist seiner Zeit voraus, ist für sein Alter sehr reif. Schnell sind sie alle, aber es ist eine Kombination aus Commitment, Reife und Hirn. Er kann sich Dinge merken, trifft richtige Entscheidungen und kann das Team motivieren. Auch seine Auftritte in der Öffentlichkeit sind gut."

Kommende Saison fährt Vettel für Red Bull. Was trauen Sie ihm mittel- und langfristig zu?
Berger: "Red Bull ist sicherlich gut für ihn. Da kann er noch etwas lernen. Er hat noch eine lange, sehr erfolgreiche Karriere vor sich. Bei uns reißt der Abgang von Vettel natürlich ein Loch hinein, das ist ganz klar. Er ist ein großartiger Fahrer. Aber es ist ganz schön, Red Bull auch einmal etwas zurückzugeben."

Gibt es bereits Kandidaten, die seine Nachfolge antreten könnten? Bruno Senna und Sebastien Buemi werden genannt. Könnte Toro Rosso am Ende gar mit zwei neuen Fahrern in die neue Saison gehen?
Berger: "So weit ist es noch nicht, wir lassen uns bis August oder September Zeit. Wichtig ist, was (Ex-Weltmeister Fernando) Alonso (bei Renault) macht. Wenn sich Alonso bewegt, dann könnte für uns einer mit Erfahrung übrig bleiben. Es gibt aber auch gute Nachwuchs-Leute bei Red Bull. Toro Rosso ist auf den Nachwuchs ausgerichtet. Ideal wären aber ein Junger und ein Erfahrener. Wir müssen auch erst sehen, wie sich Sebastien Bourdais in der zweiten Saisonhälfte entwickelt."

Bourdais liegt gegen Vettel konstant zurück. Wie lange geben Sie ihm noch Zeit?
Berger: "Er ist in Hockenheim kein schlechtes Rennen gefahren, ist aber etwas im Verkehr gesteckt. Wir haben ihm eine halbe Saison gegeben. Jetzt sollte er aber schön langsam Resultate bringen."

Für Red Bull ist es zuletzt nicht gut gelaufen, für Ihr Team dagegen schon. Nur Zufall?
Berger: "Zufall. Wir sind noch nicht dort. Sie haben in Hockenheim einfach die Abstimmung nicht so hingebracht. Sie haben nur ein schlechtes Wochenende gehabt. Sonst sehe ich sie aber weiterhin als vierte Kraft in der Formel 1 - eng beisammen mit Toyota."

Wo liegen die Stärken Ihres eigenen Teams, was die aktuelle Entwicklung und die Struktur des Rennstalls betrifft?
Berger: "Die Stärke ist sicher, dass wir an Red Bull Technologies angehängt sind. Davon profitieren wir sehr. Es ist die Hauptstärke. Es ist aber nicht leicht, diese Teile alle zu implementieren. Die Leute machen also einen sehr guten Job. Es ist eine kleine Gruppe, in der aber ein sehr guter Teamgeist herrscht. Dazu sind die Fahrer eine Stärke. Vettel ist einer der ganz guten."

In Ungarn wollten Sie sich selbst von den Stärken des Autos überzeugen. Ihr Gefühl beim Testen?
Berger: "Testen ist nicht das richtige Wort. Die Sache am Plattensee war eher eine Marketinggeschichte von Red Bull. Es ist eine Show, das ist in Ordnung. Fahren kann man das aber nicht nennen. Das ist eher herumrollen, was ich in dem Auto mache."

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