Interview

Berger: "Reifen-Theater nervt"

13.06.2013

F1-Legende Gerhard Berger zieht im ÖSTERREICH-Interview Zwischenbilanz.

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© TZ ÖSTERREICH
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Von seinem Wohnsitz in Monte Carlo aus verfolgte Berger entspannt das erste Drittel der Formel-1 -Saison und sah sich in seinem Tipp bestätigt: Sebastian Vettel ist auf dem besten Weg, seinen vierten WM-Titel in Serie einzufahren. Dass der 25-jährige Deutsche seinen ursprünglich bis Ende 2014 laufenden Vertrag um ein Jahr verlängert hat, überrascht den Vettel-Mentor nicht.

ÖSTERREICH: Vettel wurde auch von Ferrari umworben – hat er richtig entschieden?
Gerhard Berger: Sebastian weiß ganz genau, dass er das perfekte Umfeld hat und das beste Auto. Es ist doch tausendmal besser, mit Red Bull fünfmal Weltmeister zu werden, als keinmal mit Ferrari. Über Ferrari wird er vielleicht irgendwann später einmal nachdenken, sollten die wieder ein Siegerauto haben.

ÖSTERREICH: Wenn Webber Red Bull verlässt – könnten Sie sich Räikkönen als Vettel-Teamkollegen vorstellen?
Berger: Ja, der Kimi gefällt mir. Der ist der Coolste von allen, der hat mich im Vorjahr mit seinem starken Comeback überrascht. Er wäre eine gute Option.

ÖSTERREICH: In der WM liegt Vettel schon 36 Punkte vor Alonso. Ist er durch?
Berger: Sebastian war ja schon vor Saisonstart mein Favorit. Aber wir sind ja noch nicht einmal bei der Hälfte. Dazu kommt, dass die Reifen eine unglaublich wichtige Rolle spielen.

ÖSTERREICH: Ist das okay?
Berger: Nein, das sag’ ich eh immer wieder: Es kann nicht sein, dass Teams im Winter Millionen in die Windkanaltests und die Motoren investieren, und dann entscheidet der Reifenhersteller, wer letztlich vorne ist. Das nervt. Ich bin für echtes Racing und dafür, dass der Sport und nicht die Reifen die Hauptrolle spielen. Ich bin nur beruhigt, dass doch die besten Leute vorn sind. Die WM-Wertung gibt das richtige Bild ab.

ÖSTERREICH: Welchen Anteil hat Niki Lauda an der Mercedes-Aufwärtstendenz?
Berger: Niki bringt all seine Erfahrung mit, dazu ist er politisch super vernetzt, was dem Team viele Vorteile bringt. Toto Wolff setzt alles im Tagesgeschäft um.

ÖSTERREICH: Allerdings schwebt nach den Reifentests ein Damoklesschwert über Mercedes. Schafft es das FIA-Tribunal, mit Fingerspitzengefühl die richtige Entscheidung zu treffen?
Berger: Das hat nix mit Fingerspitzengefühl zu tun. Bei der Verhandlung kommen viele Fakten, die wir nicht kennen, auf den Tisch. Dann wird wie bei einem normalen Gerichtsverfahren entschieden, ob Mercedes richtig gehandelt hat oder nicht. Es gibt sicher gute Argumente auf beiden Seiten, aber ich will da jetzt nicht den Richter spielen.

 

 

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