Formel-1-Insider
Werden Sie jetzt FIA-Präsident, Herr Wurz?
23.05.2025Der ehemalige F1-Pilot über sein Leben am Rande des F1-Spektakels in Monaco, seine Rolle als PS-Papa und die Gerüchte um eine mögliche Kandidatur als Präsident des Motorsport-Weltverbandes.
Auch wenn Alexander Wurz als TV-Experte am Monaco-Weekend fast arbeitslos ist (der GP wird von ServusTV live übertragen): Als Vater der 19-jährigen Nachwuchshoffnung Charlie Wurz schlüpft der 51-Jährige in eine neue Rolle.
"Der Charlie macht seine Sache auch ohne mich sehr gut", sieht Wurz sen. seinen Buben auf dem richtigen Weg. Auch wenn die bisherige Formel-3-Saison so Wurz bisher "rumpelig" verlief, mit Pech und technischen Problemen. "Aber der Speed ist da, Monaco ist eine neue Chance." Den Kurs kennt Charlie nicht nur deswegen in- und auswendig, weil er im Fürstentum aufgewachsen ist. "Er hat viele Stunden am Simulator verbracht."
In seiner Rolle als ORF-Experte sammelt Wurz Insider-Infos ("Die gibt's dann am Sonntag in der Motorhome-Sendung"). Als Chef der Fahrer-Gewerkschaft GPDA ist er noch immer am Puls des Geschehens und Anlaufstelle für die aktiven Piloten. Zudem wurde er erst vor wenigen Tagen von Ex-Weltmeister Damon Hill als möglicher Nachfolger des umstrittenen FIA-Präsidenten Mohammed bin Sulayem ins Gespräch gebracht. oe24 wollte wissen, was es damit auf sich hat.
oe24: Herr Wurz, wie speziell ist das Monaco-Wochenende für Sie?
ALEX WURZ: Es ist sehr angenehm, dass ich zu Fuß in die Arbeit gehen kann.
oe24: Sehen Sie von Ihrer Wohnung aus auf den Grand-Prix-Kurs?
WURZ: Ich höre hin. Von meinem Appartement nehme ich einen Lift und komme bei Kurve 1 raus. Dann geht der Wirbel los, wobei mich das VIP-Spektakel und die Partys am wenigsten interessieren. Wenn ich am Abend heimkomme, bin ich froh, dass ich wieder meine Ruh hab.
"Wie in einem zu heiß gewaschenen Pullover"
oe24: Es heißt, Monaco hat in den vergangenen Jahren etwas von seinem Reiz eingebüßt ...
WURZ: Monaco ist immer cool. Es ist diese Verrücktheit, dass mit 1000-PS-Geschossen durch die Gassen geheizt wird, dazwischen tummeln sich VIPs und Adabeis. Natürlich ist es ein Problem, wenn du mit den viel zu großen Autos von heute um die engen Kurven musst. Überholen ist fast unmöglich. Es fühlt sich an wie wenn du einen Pullover, den du gern hast, zu heiß gewaschen hast. Er ist viel zu eng, aber trotzdem ziehst du ihn gern an. Durch das neue Reglement ab dem nächsten Jahr werden die Autos wieder ein bissl kleiner, dann wird der Pullover auch wieder besser sitzen. Wobei: Mit zwei verpflichtenden Boxenstopps, die es heuer erstmals gibt, wird schon mehr Spannung in den GP kommen.
oe24: Was ist das Besondere an diesem Stadtkurs?
WURZ: Wir haben eine Oldschool-Strecke, auf der die Kurven und die Winkel nicht so perfekt sind wie z. B. in Las Vegas, wo auch in der Stadt gefahren wird, wo man aber alles an unsere heutigen Bedürfnisse angepasst hat. Deswegen kommt alles aufs Qualifying an, wo es der Fahrer in einer Runde auf den Punkt bringen muss.
oe24: Sie haben sich zum Saisonstart auf den WM-Tipp Norris festgelegt - trauen Sie Lando zu, dass er es in Monaco auf den Punkt bringt?
WURZ: Ich rutsch inzwischen rüber zu Piastri, auch im Hinblick auf die WM. Wobei ich auch Verstappen wieder voll im Rennen sehe. Nicht nur, weil er in Imola gewonnen hat, sondern auch, weil sein Auto wieder ausbalanciert ist.
Im Journalisten-Jargon heißt es: Ein Dementi klingt anders ...
oe24: Das spannendste Thema abseits der Rennstrecke in der vergangenen Woche ist, dass Ihr Name im Zusammenhang mit der möglichen Nachfolge für Bin Sulayem genannt wurde. Haben Sie jetzt vor, FIA-Präsident zu werden?
WURZ: Das hat Damon Hill in einem Tweet aufgebracht. Natürlich ist es schön, wenn einer wie Damon meint, ich könnte die Rolle als FIA-Präsident übernehmen. Aber solche Meldungen und Gerüchte gibt’s seit zehn Jahren. Einmal bin ich Teamchef, dann wieder FIA-Präsident. Aber dazu hab ich nix zu sagen. Das hat Damon in den Raum gestellt und nicht ich.
oe24: Im Journalisten-Jargon heißt es: Ein Dementi klingt anders ...
WURZ: Sie sind lustig. Ich kann Ihnen nur noch einmal sagen: Es ist schön, wenn er (Damon Hill, d. Red.) so gut über mich spricht. Ich mache meinen Job als Rennstrecken-Designer und ich hab meine Firma und meinen Job als Formel-1-Experte beim ORF. Meine Woche hat auch nur sieben Tage, und bei mir sind das sieben Arbeitstage mit meist mindestens zwölf Arbeitsstunden pro Tag.
oe24: Als FIA-Präsident müssten Sie Ihre Prioritäten verschieben. Es gibt jedenfalls genug wichtige Leute in der F1, die sich Alexander Wurz in dieser Rolle gut vorstellen könnten.
WURZ: Danke, dass auch Sie damit kommen, das schmeichelt mir. Aber ich halte mich seit zehn Jahren bei allen Gerüchten zurück.
Das ORF-Motorhome ist am Sonntag um 17.10 Uhr zu sehen.