Franzose war 24 Sekunden in Flammenhölle

GP von Bahrain: So überlebte Grosjean den Horror-Crash

29.11.2020

Der Bolide des Franzosen krachte kurz nach dem Start bei über 200 km/h gegen die Leitplanke, wurde in zwei Teile zerfetzt und ging explosionsartig in Flammen auf. Wie durch ein Wunder wurde er nur leicht verletzt.

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Unfassbarer Schock-Moment beim Grand Prix in Bahrain. Romain Grosjean hatte unmittelbar nach dem Start die Herrschaft über seinen Haas verloren, nachdem er beim Spurwechsel den Vorderreifen des AlphaTauri von Daniil Kwjat erwischt hatte. Das Auto des Franzosen krachte danach mit über 200 km/h in die Streckenbegrenzung und wurde dort von der Leitplanke in zwei Teile zerfetzt. Der vordere Cockpit-Bereich mit dem Piloten bohrte sich zudem unter die Metall-Barriere und ging anschließend explosionsartig in Flammen auf.

Fahrern, Mitarbeitern und den Zusehern stockte in diesen Minuten der Atem. Prompt waren Streckenposten und das Medical Car vor Ort und begannen mit den Löscharbeiten. Da wusste man noch nicht, wie es um Grosjean steht. Die Anspannung unter allen Beteiligten, sowie Fans war groß. Viele hatten sofort wieder die schrecklichen Bilder von Niki Laudas Crash im Kopf. Doch dann das "Adventwunder", wie es später getitelt werden sollte. Der Haas-Pilot tauchte plötzlich aus der Flammenwand auf und entkam mit einem Sprung über die Leitplanke dem brennenden Wrack. Der Dreifach-Vater musste danach zwar gestützt werden, schien aber okay. Neben leichten Verbrennungen an Händen und Füßen, sowie einer geprellten Rippe kam Grosjean mit einem Schrecken davon.

Aber wie kann das sein? Wie kann man einen solchen Unfall überleben? Experten machen drei wesentliche Punkte dafür verantwortlich. Zum einen waren die Ärzte und die Helfer wegen der Startrunde sofort am Unfallort. Zum anderen dürfte die extrem belastbare Sicherheitszelle aus Kohlefaser, das "Monocoque", viel abgefedert haben. Allerdings sind sich alle einig, dass vor allem das Halo ein Unglück verhindert hat. Der ringförmige und anfangs umstrittene Kopfschutz aus Titan über der Fahrerzelle ist seit 2018 in der Formel 1 Pflicht. Halo ist englisch und heißt übersetzt Heiligenschein.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn kündigte eine ausführliche Untersuchung des Crashs an, betont aber, "das Halo hat ihm heute wohl das Leben gerettet". Brawn beschäftigte vor allem die Frage, wie sich das Monocoque in die Leitplanken bohren konnte und der Wagen Feuer fing. "Es ist schockierend, einen derart heftigen Unfall zu sehen. Wir sind das nicht mehr gewohnt, Feuer inklusive", sagte Brawn. Auch für Grosjean selbst war das Halo sein Schutzengel, wie er in einem Video aus dem Spital erklärte.  "Ich war nicht für das Halo vor ein paar Jahren", erinnerte der stellvertretende Chef der Fahrergewerkschaft (GPDA), "aber es ist eine großartige Sache, und ohne es könnte ich jetzt nicht zu euch sprechen".

Als Erste an der Unfallstelle gewesen waren Formel-1-Arzt Ian Roberts sowie der Lenker des Medical Cars, Alan van der Merwe. "In zwölf Jahren habe ich so etwas noch nicht gesehen", sagte Van der Merwe im TV. "Noch nie war ich Zeuge eines solchen Einschlags. Deshalb haben wir einige Augenblick gebraucht, um zu verstehen, was da passiert ist. Es hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt."

Auch Van der Merwe war überzeugt, dass der aktuelle Sicherheitsstandard in der Motorsport-Königsklasse Grosjean vor schwersten Verletzungen verschont oder gar das Leben gerettet habe. Halo, Leitplanke und Gurte, alles habe offenbar gut funktioniert.

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff gab sich nachdenklich. "Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie dieser Unfall noch vor einigen Jahren ausgegangen wäre", meinte der Österreicher. Der Unfall sei durchaus mit jenem von Niki Lauda auf dem Nürburgring vergleichbar. Auch Laudas Auto sei damals in zwei Teile zerrissen worden.

"Was das heute aber so viel schockierender gemacht hat, ist, dass das Monocoque in den Leitplanken gesteckt ist", so Wolff. "Man mag sich gar nicht ausmalen, wenn wir kein Halo hätten oder er bewusstlos gewesen wäre oder keinen Platz gehabt hätte, um aus dem Auto zu kommen."

Deshalb, so Wolff, müsse man sich in Erinnerung rufen, dass in diesem Sport nur die besten und mutigsten Fahrer fahren würden. "Und dass es nicht wie in manchen Kamera-Winkeln wie ein Cruisen in den Sunset aussieht. Das ist richtig tougher Sport", sagte Wolff. Man hätte die Mercedes-Autos wohl vom Rennen zurückgezogen, wäre Grosjean bei dem Unfall schwerer verletzt worden.


 

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