Vor Monza

Lauda: "Vettel hat ein Problem"

04.09.2010

In Monza geht die Formel 1 kommendes Wochenende in die heiße Phase.

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© Niesner/ TZ ÖSTERREICH
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ÖSTERREICH: Herr Lauda, erklären Sie uns bitte den Mythos Monza.
Niki Lauda: Das ist die berühmteste Strecke nach Monte Carlo, da schaut jeder zu, da lebt Geschichte auf. Heuer erinnern wir uns an den Tod des Jochen Rindt. Noch heute siehst du Plakate: ,Jochen lives‘. Er bewegt uns noch immer!
ÖSTERREICH: Können Sie sich noch an den 5. September 1970 erinnern?
Lauda: Als wär’s gestern. Ein Samstag, ich war beim Formel-3-Training in Zolder, als ein Kollege kam: ,Jochen Rindt ist tot!‘ Ich: ,Das gibt’s nicht!‘ Kurz später war die Meldung im Radio, und ich war fassungslos. Jochen war für uns alle Wegbereiter – ohne ihn wäre ich nie dreimal Weltmeister geworden.
ÖSTERREICH: Wer wird heuer Weltmeister?
Lauda: Vier von den letzten sechs Rennen sind auf Red Bull zugeschnitten. Das bedeutet, dass Webber mit seinen derzeit drei Punkten Rückstand auf Hamilton die besten Chancen hat.
ÖSTERREICH: Und Vettel?
Lauda: Der hat ein Problem: Realistisch wird er nur mehr dann Weltmeister, wenn Hamilton und Webber einen Totalausfall provozieren und er volle Punkte macht. Die Chance ist relativ gering.
ÖSTERREICH: Vettel hat allerdings mit seinen 23 Jahren noch viel Zeit ...
Lauda: Sag das nicht! Um Weltmeister zu werden, brauchst du auch ein Top-Auto. Vettel hatte im Vorjahr und heuer die besten technischen Voraussetzungen, konnte sie aber nicht umsetzen. Verpasste Möglichkeiten bekommst nicht mehr zurück.
ÖSTERREICH: Auch Alonso hat noch eine Mini-Chance auf die WM – wenn ihm die FIFA nicht die Hockenheim-Siegerpunkte wegnimmt?
Lauda: Ferrari wird eine zusätzliche Geldstrafe oder einen Punkteabzug aufgebrummt; den Fahrern wird nix passieren.
ÖSTERREICH: Ferrari hat ziemlich beleidigt auf Ihre Kritik nach dem Stallorder-Skandal reagiert ...
Lauda: Den Wirbel gab’s nur, weil irgendeine Agentur, ohne mit mir zu sprechen, ein Zitat im Internet verbreitet hat. Ich habe das geklärt und damit ist die Sache bereinigt.
ÖSTERREICH: Sind Sie prinzipiell für Stallorder?
Lauda: Die sind verboten, und dafür wurde Ferrari bestraft. Ob Teamorder Sinn machen oder nicht, ist eine andere Diskussion. Mein Vorschlag: Lasst die Fahrer zu Saisonbeginn gegeneinander losfahren – bis einer nicht mehr Weltmeister werden kann. Dann muss der Schwächere dem besseren helfen, was für Vettel die Höchststrafe wäre.

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