Red-Bull-Mastermind

Helmut Marko: 'Hysterie ist zu übertrieben'

13.03.2020

Red-Bull-Mastermind Helmut Marko warnt davor, in Panik zu verfallen und meint: "Die Weltsportart Formel 1 hätte ein positives Zeichen setzen sollen"

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels
Als einer der Letzten wurde Marko erst heute in Australien erwartet. Der 76-jährige Grazer, der "nebenbei" vier Hotels betreibt, hatte vor seinem geplanten Abflug noch alle Hände voll zu tun. Die Corona-Krise macht auch in der Formel 1 nicht Halt.
 
ÖSTERREICH: In Zeiten wie diesen gibt es Wichtigeres als die Formel 1. Warum tun Sie sich den Flug nach Australien an?
 
Helmut Marko: Weil ich gefunden hab, dass die Weltsportart Formel 1 ein positives Zeichen setzen sollte. Ich halte die Hysterie, die in den letzten Wochen und Tagen entstanden ist, für übertrieben. In meinen Hotels hagelt es Absagen. Zahnärzte haben Probleme, Spritzen zu bekommen. Container stecken in China fest. Und bei uns sollen sich nicht einmal mehr 20 Leute zusammensetzen dürfen? Ich habe bis zum Schluss gehofft, dass wir in Melbourne so was wie Normalität erleben.
 
ÖSTERREICH: Als erste Maßnahme hat man die Fahrer vor Fans und vor TV-Reportern abgeschirmt
 
Marko: Dabei war gerade der Grand Prix in Melbourne bekannt die große Fan-Nähe. Da sind die Fahrer 500 Meter durch eine Menschentraube gegangen und haben es genossen.
 
ÖSTERREICH: Neben dem Coronavirus gab es im Vorfeld des WM-Auftakts Riesenaufregung um die Neuerungen im Mercedes und um den dubiosen Ferrari-Deal mit dem Weltverband. Haben Sie inzwischen eine Erklärung von der FIA bekommen?
 
Marko: Gekommen ist nur ein sehr oberflächliches Statement. Aber was soll man bei den Verstrickungen mit Ferrari erwarten (Anm.: FIA-Präsident Todt ist ehemaliger Ferrari-Boss, sein Sohn managt Leclerc)? Die Geschichte geht also weiter.
 
ÖSTERREICH: Und was wurde aus Ihrer Ankündigung, gegen das Lenksystem von Mercedes zu protestieren?

Marko: Das lassen wir gerade prüfen. Es gibt jedenfalls noch kein Statement der FIA, dass das erlaubt ist. Es bringt sicher einen Vorteil, aber es ist kein Gamechanger. Die Bremskühlung von Mercedes wurde übrigens schon verboten.
 
ÖSTERREICH: Dass für Sie heuer nur der Titel zählt, haben Sie in den vergangenen Wochen mehrfach erklärt.
 
Marko: Ja, es bleibt unser erklärtes Ziel, Max Verstappen zum jüngsten Weltmeister zu machen. Und das kann sich nur mehr heuer ausgehen (2021 wäre der jetzt 22-Jährige zu alt, Anm. d. Red.). Wir sehen uns jedenfalls als der erste Verfolger von Mercedes -vor Ferrari, denen fehlt der Speed. Aber Favorit bleibt Lewis Hamilton, der hat das beste Gesamtpaket. Wir haben ein aggressives Auto mit Riesenpotenzial. Auch bei unserem Honda-Motor ist was weitergegangen. Jetzt hoffe ich, dass wir auch Rennen fahren dürfen.
 
Interview: ÖSTERREICH-Sportexperte Knut Okresek
Zur Vollversion des Artikels